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Vielfältige Landwirtschaft dient der Ernährungssicherheit

Die weltweite Vielfalt von Nutzpflanzen und Nutztieren ist deutlich zurückgegangen. Die Akademie der Wissenschaften warnt, dass dadurch die Ernährungssicherheit gefährdet wird.

Die Evolèner-Kuh ist eine von Pro Specie Rara geförderte Rasse. (Bild lid/ji)

Global liefern heute drei Pflanzenarten die Hälfte aller pflanzlichen Nahrungskalorien: Reis, Mais und Weizen. Und über 90 Prozent der weltweiten Fleischversorgung stammen vom Schwein, Geflügel, Rind und Büffel. Die sogenannte Agrobiodiversität sei in den letzten Jahren stark zurückgegangen, schreibt die Akademie der Wissenschaften (SCNAT) in einem diese Woche publizierten Faktenblatt.

Starker Rückgang der Agrobiodiversität

Ein Beispiel für die schwindende Artenvielfalt ist die Holsteinkuh. Sie verdrängte aufgrund ihrer hohen Milchleistung zahlreiche Rassen. Mittlerweile liegt ihr Anteil an den Milchkühen in Nordamerika und Europa zwischen 60 und 90 Prozent. Die Uno-Organisation für Ernährung FAO führt in ihrer Datenbank für tiergenetische Ressourcen 8800 bekannte Nutztierrassen. Das tönt nach viel. Aber 7740 der Rassen sind lokale Rassen und auf ein Land beschränkt. Ältere Zahlen zwischen 2001 und 2007 zeigen, dass in diesem Zeitraum fast eine Nutztierrasse pro Monat verschwand. Ein bekanntes Beispiel einer verschwundenen Rasse aus der Schweiz ist die Freiburger Kuh. Sie starb Mitte der 1970er-Jahre aus.

Es sind nicht nur traditionelle Gefühle, die für den Erhalt der Vielfalt an Kulturpflanzen und Nutztieren sprechen. Die Ernährungssicherheit werde durch die Agrobiodiversität gewährleistet, schreibt die Akademie der Wissenschaften. Denn umso eintöniger die Tier- und Pflanzenwelt ist, umso höher die Risiken. Extremes Wetter, Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten können dann zum erheblichen Problem werden.

Ein Beispiel ist eine neue, sehr aggressive Variante der Panama-Krankheit bei der Banane. Die von einem Pilz verursachte Krankheit hat sich weltweit festgesetzt, Pflanzenschutzmittel dagegen gibt es nicht. Sie sorgt dafür, dass die Bananenpflanzen verwelken und schliesslich absterben. Eine grosse Gefahr für den Bananenmarkt ist die Panamakrankheit besonders deshalb, weil rund 95 Prozent des weltweiten Bananenhandels auf die Sorte Cavendish entfällt und diese leicht befallen werden kann. Einige Wildbananen-Sorten sind hingegen resistent gegen «TR 4». Um die Zukunft der Bananen zu sichern, wird es also wichtig sein, mehr Diversität bei den Kulturbananen umzusetzen.

Vielfalt als Versicherungspolice

Die SCNAT bezeichnet den Erhalt von genetischen Ressourcen – und ebenso von landwirtschaftlichem Wissen – als Versicherungspolice. Diese könnte gerade in Zeiten von sich verändertem Klima von Bedeutung sein.

Treibende Kraft hinter dem Verlust an Agrobiodiversität ist laut SCNAT die Änderung der Landnutzung durch den massiven Ausbau einer globalisierten, hochkommerzialisierten industriellen Landwirtschaft. Dazu gehören riesige Monokulturen und die Beschränkung auf wenige, hoch leistungsfähige Tierrassen. Besonders in Ländern Afrikas und Asiens kommt das Land Grabbing hinzu, Landkäufe durch Staaten oder Unternehmen. Je nach Quelle liegt die von ausländischen Akteuren gekaufte landwirtschaftliche Fläche weltweit bei zwischen 42 und 200 Millionen Hektaren. Darunter leiden oft Kleinbäuerinnen und -bauern, die verdrängt werden.

Kleine und mittlere Betriebe erhalten Vielfalt

Laut SCNAT sind gerade die kleinen und mittleren Bauernbetriebe «Hüter der Agrobiodiversität». Karten zeigen, dass in Gegenden mit vergleichsweise kleineren, familiären Betrieben die Agrobiodiversität deutlich höher ist. Sehr grosse Betriebe wie in Süd- und Nordamerika wirken sich negativ aus. Diese kleineren Bauerbetriebe sind liefern gemäss Schätzungen einer Studie aus dem Jahr 2018 die Hälfte aller Nahrungskalorien.

Die Akademie der Wissenschaften betont, dass die Agrobiodiversität in alle Bereiche der politischen Entscheidungsfindung einbezogen werden muss, um die aktuelle Entwicklung zu stoppen. Das Paradigma der Gleichförmigkeit müsse durch das Paradigma der Vielfalt ersetzt werden. In der Verantwortung sieht die SCNAT auch die Schweiz, denn verschiedene Nahrungsmittel- und Agrokonzerne haben hier ihren Sitz und grossen Einfluss auf das weltweite Ernährungssystem.

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