07.02.2024
Im alten Schweinestall schwimmen jetzt Shrimps
Anstelle von Milch und Ferkeln produziert Familie Kunz in Burgdorf heute Salzwasser-Shrimps. Diese sind geruchsneutraler und brauchen weniger Futter. Sie sind aber mindestens so arbeitsintensiv wie die vorherigen Nutztiere.
Praktikum in den USA
Sohn Christian, gelernter Landwirt, war zu dieser Zeit nach Hause zurückgekehrt und wollte im elterlichen Betrieb einsteigen. Also besuchte er die Shrimp-Farm in den USA, um zu sehen ob dieser Betriebszweig Zuhause überhaupt in Frage kommen würde. Zwei Monate lang arbeitete er mit. Als er nach Hause kam, begann er, die Schweine zu verkaufen. In einem Exklusiv-Knowhow-Vertrag war ausgehandelt worden, dass die Farm aus den USA seine Familie beim Vorhaben fachlich betreuen würde. Den anschliessenden Stallumbau tätigte Christian Kunz mit familiärer Unterstützung mehrheitlich selber. Der Stall musste gut isoliert, neu abgestützt und abgedunkelt werden. Dann zogen die ersten 15‘000 Shrimp-Larven ein.Die Sonne heizt das Wasser
Alle 3 Monate holt jemand von der Familie die Larven am Flughafen in Zürich ab, die per Flugzeug von der amerikanischen Farm angeliefert werden. Zum Zeitpunkt des Transports sind die Larven 8-10 Tage alt. Sie werden in Becken von 32°C Wassertemperatur gegeben und wachsen schnell, sodass sie nach ein paar Wochen in grössere Becken aufgeteilt werden. Mit zunehmendem Alter kann die Wassertemperatur abgesenkt werden, am Schluss liegt sie bei 25°C. Von März bis November wird das Wasser für die Shrimps von den Solarpanels auf dem hinteren Teil des Hausdachs aufgeheizt. In den Wintermonaten heizt Familie Kunz zusätzlich zu ihren Wohnhäusern auch das Wasser für die Anlage mit Holzschnitzeln aus dem eigenen Wald.Der Zeitunterschied machte sie selbstständig
«Das A und O in der Shrimp-Produktion ist das Wasser», betont Christian Kunz und seine Mutter pflichtet ihm bei. «Wenn wir am Morgen zu unseren Shrimps in den Stall kommen, nehmen wir immer zuerst eine Wasserprobe, die wir auf pH-, Salz- und andere Werte testen», sagt Irene Kunz. Im ersten Jahr sandten sie die Probeergebnisse in die USA. Sie erhielten Anweisungen, wie viel Futter sie in die Becken geben, ob das Wasser verdünnt werden oder ob die Belüftung stärker eingestellt werden muss. «Der Zeitunterschied mit den USA hinderte uns allerdings an der Arbeit. Wir kontrollieren die Shrimps täglich mehrmals, und müssen gleich reagieren können», sagt Christian Kunz. «Ich konnte zwar auf meine Erfahrungen zählen und wir hatten ein Handbuch, aber die Angaben waren extrem schwammig», erinnert sich der junge Landwirt. «So ging ich ein paar Mal für einen Crashkurs in die USA.»Gleiches Wasser wie vor fünf Jahren
Das Wasser, das jetzt in den Becken ist, enthält noch immer Wasser aus der ersten Aufzucht. Nach vier bis sechs Monaten sind die Shrimps ausgewachsen und Familie Kunz verkauft sie an Direktabnehmer. «Die Becken werden dann mit klarem Wasser gespült und die Sedimente entfernt. Anschliessend füllen wir wieder «unser Wasser» in die Becken», sagt Irene Kunz. Familie Kunz ist überzeugt vom Biofloc-System und sieht darin einen grossen Vorteil für den Verkauf: Da die Bakterien in diesem System zentral sind, können sie garantieren, dass ihre Shrimps ohne Antibiotika produziert wurden. «Die Wassergesundheit wäre sonst gefährdet. Wir würden den Ast absägen, auf dem wir sitzen!», sagt Irene Kunz.Lokal produziert
Mehrheitlich werden Shrimps in Salzwassersystemen produziert. Die Kritik bezüglich der Produktionsmethoden in den ursprünglichen Herkunftsländern China oder Thailand wächst. Mangrovenwälder werden zerstört und beim Schleppnetz-Fang entsteht viel Beifang. Unter dem Motto «Lokal produziert. Lokal verkauft. Lokal konsumiert.» verkauft Familie Kunz ihre jährliche Ernte von rund 2 Tonnen hauptsächlich an die Gastronomie, Privatkunden können auf Bestellung ab Hof beziehen oder sich nach Hause liefern lassen. Die Shrimps werden gefischt und im Eiswasser getötet. «An Weihnachten und Silvester ist die Nachfrage gross», sagt Irene Kunz. Die Familie bietet Führungen auf ihrem Betrieb an und will in Zukunft andere Höfe betreuen, die sich für die Shrimp-Produktion entscheiden. Christian Kunz ist überzeugt: «Unsere Erfahrungen können andere davor bewahren, dieselben Fehler zu machen.» Das ist der Eyhof
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