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Über den Wolken mit Bio-Alpenkräutern

Die «Swiss Alpine Herbs» verarbeitet Schweizer Bio-Alpenkräuter zu Gewürzen, Tee und Sirup - und hat auch Exoten wie Ingwer und Chili heimisch gemacht. Ihr Eistee wird jetzt sogar im Ferien-Flieger serviert.

Bio-Kräuter aus der Schweiz? «Als wir vor bald 30 Jahren damit anfingen, wurden wir ausgelacht», erzählt Martin Lüdi, Geschäftsführer von «Swiss Alpine Herbs». Zu teuer, kein Markt vorhanden, lautete das Verdikt. Doch dann stiegen die Grossverteiler auf den Bio- und den Regionaltrend auf. Seither hat sich das Unternehmen mit Sitz in Därstetten im Simmental als Anbieter von Schweizer Bio-Kräuterprodukten auf dem Markt etabliert und zählt den Detailhandel und die Industrie zu seinen Kunden. Martin Lüdis Vater gehörte zu den ersten Bauern, die dem 1991 gegründeten Unternehmen Kräuter lieferte. Lüdi selber stieg 1995 in den Betrieb ein. Anfänglich beschäftigte Swiss Alpine Herbs drei bis vier Leute, heute sind es 45 Angestellte mit 27 Vollzeitstellen. «Wollten den besten Eistee machen» Das Sortiment der Swiss Alpine Herbs hat sich kontinuierlich erweitert: zu den Gewürzen (sortenrein, Mischungen, Kräutersalz) kamen Bouillon, Sirup und Tee hinzu. Und seit vier Jahren wird in Därstetten auch Eistee produziert, aufgebrüht aus Bio-Alpenkräutern und Bergquellwasser. Auf den Eistee sei man eigentlich aus «der Not heraus» gekommen, erzählt Lüdi. Das Sirup-Geschäft bekam starke Konkurrenz: «Plötzlich machten alle Holunderblütensirup, aber in billigerer Qualität als wir.» Ausserdem seien Süssgetränke generell weniger gefragt. Also habe man mit Eistee mit wenig Zucker zu experimentieren begonnen. «Uns war von Anfang an klar, dass wir preislich nicht mit der Konkurrenz mithalten können», sagt Lüdi. «Abheben können wir uns nur, wenn wir den geschmacklich besten Eistee machen.» Der Markttest vor der Einführung ist bezeichnend für den pragmatischen Unternehmergeist der Firma. Statt teure Marktforschung zu betreiben, lud sie einfach Jugendliche aus der Region zu Blinddegustationen ein. «Geschmacklich hat unser Tee klar über die Lieblingsmarken der Jugendlichen gesiegt», sagt Lüdi stolz. Seither hat sich der Eistee, den es mit Alpenrosen, Alpenkräutern und als zuckerfreie Ingwer-Variante gibt, erfoglreich entwickelt. Erhältlich ist der Eistee in der Region in Restaurants oder dem Strandbad Thun, zwei Sorten sind bei der Migros Aare gelistet und seit ein paar Monaten wird der «Alpine Ice Tea» auch an Bord der Ferienflieger von Edelweiss serviert. «Edelweiss hat gemerkt, dass wir alles für unser Produkt geben», freut sich Lüdi. «Das stärkt das Selbstbewusstsein.» Bauern als Know-how-Partner Die wichtigsten Pfeiler des Erfolgs seien Rohstoffe in Topqualität und gute Lieferanten, so Lüdi. Rund 100 Bauern aus dem Berner Oberland, dem Oberemmental und dem Schwarzenburgerland kultivieren in biologischer Landwirtschaft über 35 Kräuterarten für die SAH, in Lagen bis hinauf auf 1400 Meter. Die Wege vom Feld in die Fabrik in Därstetten im Simmental sind kurz. Die Blüten für den Holunderblütensirup zum Beispiel werden täglich frisch gepflückt und direkt nach der Anlieferung verarbeitet. Diese Frische schmecke man, sagt Lüdi. Der Anbau in hohen Lagen mit viel Sonneneinstrahlung mache die Kräuter ausserdem aromatischer. Auch achte man darauf, möglichst grosse Blattstücke zu verarbeiten, denn jeder Schnitt bedeute einen Aromaverlust. Grosse Blattstücke erlaubten etwa bei der Eisteeproduktion längere Extraktionszeiten. «Damit bekommen wir mehr Aroma, der Tee wird aber dennoch nicht bitter.» Mit den Bauern schliesst die SAH Flächenverträge ab, das heisst, man nehme den Bauern die ganze Ernte ab, sagt Lüdi. Und man zahle den Bauern Preise, dank denen die Kräuterproduktion rentabel sei. «Das stärkt das Selbstvertrauen der Bauern als Unternehmer.» Überhaupt seien die Bauern nicht bloss Lieferanten, sondern «wichtige Partner und Know-how-Träger», betont Lüdi. «Den Kräuteranbau lernt man schliesslich nicht in der landwirtschaftlichen Schule.» Cayennepfeffer aus den Voralpen Zusammen mit den Bauern testet die Firma auch den Anbau von neuen Kulturen. «Wir waren zum Beispiel die ersten, die in der Schweiz Bio-Knoblauch anbauten», sagt Lüdi. «Bio-Knoblauch aus Ägypten, das passte einfach nicht zu uns.» Es habe Jahre gedauert, bis Ertrag und Qualität gestimmt hätten, heute ist der Schweizer Bio-Knoblauch etabliert. Auch Exoten wie Ingwer, Cayennepfeffer («Alpenchili») und Kurkuma wachsen nach langjährigen Versuchen inzwischen in der Schweiz. Sie bilden unter anderem die Grundlage für zwei Schweizer Currymischungen, die seit rund anderthalb Jahren produziert werden. «Wir sind sehr konsequent schweizerisch», sagt Lüdi. Rund 95 Prozent der Zutaten stammten aus Schweizer Bio-Landwirtschaft. Importiert – ebenfalls in Bio-Qualität – werde nur, was in der Schweiz nicht wachse (etwa Pfeffer oder Hibiskus) oder (noch) nicht in genügenden Mengen wie Kurkuma. Herzstück ist ein alter Ovo-Trockner Produziert wird in Därstetten im Simmental, in einer Fabrikhalle, wo bis Ende der 1980er-Jahre das lokale Weissenburger Mineralwasser abgefüllt wurde. Auf rund 3000 Quadratmeter sind hier Lager, Produktion, Büros sowie ein Fabrik­laden mit kleinem Bistro eingerichtet. Von den Tischen aus blickt man durch eine grosse Glasscheibe direkt in die Produktionsanlage. Herzstück ist ein grosser Vakuumtrockner, mit dem die Kräuter schonend getrocknet werden. Früher benutzte die Wander AG in Neuenegg den Trockner für die Ovomaltine-Produktion. «Die Maschine hat Jahrgang 1959, aber die läuft sicher noch 20 Jahre», lacht Martin Lüdi. Neben dem Trockner stehen Trockenschränke, in denen Bio-Apfelringli hergestellt werden, daneben stehen grosse Tanks für die Eistee­produktion. Auf einer Kombilinie werden Gewürze, Sirup und Eistee abgefüllt. Rund 400 Tonnen frische Kräuter und Gemüse verarbeite man jährlich, sagt Lüdi. Die Teekräuter bezieht die SAH bereits getrocknet aus bäuerlichen Trocknereien. Gewürze und Tees machen je rund 40 Prozent der Produktion aus, Sirup und Eistee zusammen 20 Prozent. Rund ein Drittel der Produktion verkauft die Firma unter der eigenen Marke «Swiss Alpine Herbs» über den Webshop, in einem eigenen Laden in Zürich und den Fabrikladen sowie über den Fach- und Detailhandel. Rund ein Drittel wird als Private Label im Detailhandel verkauft, mehrere Produkte sind etwa bei der Migros Aare unter dem Label «Aus der Region. Für die Region» gelistet. Rund ein Drittel geht als Rohware in die Lebensmittelindustrie. Auch gewerbliche Käsereien und grosse Käseproduzenten kaufen die Rohstoffe für ihre Kräuter- oder Blüemlikäse in Därstetten ein. Der Geruch packt alle Teure Werbekampagnen könne sich das Unternehmen nicht leisten, sagt Lüdi. «Wir setzen auf das Erlebnis.» 50 Gruppen führt Lüdi jedes Jahr durch die Produktion, die Wirkung des intensiven Kräutergeruchs sei beeindruckend. «Nach zwei, drei Minuten sind alle völlig bei der Sache.» Jeder Besucher werde zum Multiplikator. Neu soll auch eine Social-Media-Managerin helfen, die Geschichte der Firma und ihrer Produkte in den sozialen Medien «noch viel besser zu erzählen». Im Oktober öffnet die Firma ausserdem ihre Türen für das Publikum. Tag der offenen Türe: 24. und 25. Oktober. (Der Anlass war ursprünglich für den 28./29. März geplant, musste aber verschoben werden). Weitere Infos unter: www.swissalpineherbs.ch stephan.moser@rubmedia.ch

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