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Corona: Doppelt so viel Mehl im Detailhandel verkauft

Die Coronapandemie hat auch die Schweizer Agrar- und Lebensmittelmärkte durchgewirbelt. Das zeigt eine Marktanalyse des Bundesamtes für Landwirtschaft.

von pd/mos

(Bild BLW)

Milch, Fleisch, Eier, Früchte und Gemüse, Kartoffeln und Getreide und Backwaren: Die Coronapandemie hat all diese Schweizer Agrarmärkte zum Teil massiv beeinflusst. In einem am Freitag veröffentlichten Sonderbericht hat der Fachbereich Marktanalysen des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) die Folgen untersucht. Wichtiger Bestandteil der Analyse bildet die Auswertung des Marktforschungsunternehmens Nielsen zu den Einkäufen im Schweizer Detailhandel. Den ganzen Sonderbericht finden Sie auf der Website des BLW.

Milchprodukte

Die Nachfrage im Detailhandel nach Milchprodukten ist aufgrund des Wegfalls der Gastronomie und des Einkaufstourismus sowie des erhöhten Konsums der privaten Haushalte deutlich gestiegen, heisst es in dem Bericht. Je nach Kategorie (Konsummilch, Rahm, Butter, Käse
etc.) wurde ein Mehrbedarf zwischen 15-30% beobachtet. Diese erhöhte Nachfrage vermöge den Schweizer Milchmarkt aktuell zu stabilisieren, so das BLW. Es sei jedoch davon auszugehen, dass die eingetrübten internationalen Milchmarktperspektiven mit einer gewissen Verzögerung negative Auswirkungen auf den Schweizer Milchmarkt haben werden.

Fleisch

Zwar ist der Fleischabsatz im Schweizer Detailhandel März 2020 gegenüber März 2019 bedingt durch die COVID-19-Massnahmen um rund 20% gestiegen. Das mochte aber den Wegfall des Gastrokanals nicht zu kompensieren, weshalb der Bund Geld für Marktentlastungsmassnahmen (Einlagern von Fleisch) gesprochen hat, wie das BLW schreibt.

Eier

Die Nachfrage nach Eiern im Schweizer Detailhandel ist im Vergleich von März 2019 zu März 2020 um knapp 24% gestiegen. Um die erhöhte Nachfrage zu decken, waren Importe nötig.

Früchte und Gemüse

Mit dem Lockdown und der Schliessung der Gastronomie hat die Nachfrage nach Früchten und Gemüse im Schweizer Detailhandel stark zugenommen. Je nach Frucht oder Gemüse kann der Mehrbedarf laut Marktanalyse zwischen 10-60% liegen. Beim Gemüse hält sich der Wegfall der Absätze im Gastronomiekanal (Rückgang der Abverkäufe um mehr als 70%) und der zusätzliche Konsum der Privat-Haushalten derzeit etwa die Waage. Diverse Detailhändler haben ihr Sortiment seit Ende April mit Schweizer Gemüse erweitert, welches für die Gastronomie angebaut wurde (z.B. Lollo).

Kartoffeln

Die Detailhandelsabsätze von Speisekartoffeln sind im März 2020 aufgrund der Pandemie und daraus resultierender Zusatzeinkäufe gegenüber März 2019 um über 40% gestiegen. Um die erhöhte Nachfrage nach Speisekartoffeln decken zu können, konnte ein Teil der Verarbeitungskartoffeln in den Speisekanal umgeleitet werden. Der wesentlich grössere Teil der zusätzlichen Nachfrage im Detailhandel wird über die Erhöhung des Importkontingents bei Speisekartoffeln abgedeckt.

Getreide und Backwaren

Die enorme Nachfrage nach Mehl im Detailhandel im März hat sich unterdessen auf höherem Niveau stabilisiert (rund +100%). Dieser hohe Mehlbedarf führte bei den Mühlen letztlich dazu, dass vor allem Standard-Mehl vermahlen wurde und es für die Produktion von Spezialmehlen deutlich weniger Kapazitäten zur Verfügung standen, so dass diese im Verkauf zum Teil knapp wurden. Im März 2020 erhöhte sich die Nachfrage nach Brot/Backwaren im Detailhandel um über 40% gegenüber dem Vorjahr.