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«Mehrheit möchte selber einkaufen»

Corona wurde für die Online-Lebensmittelhändler zur Belastungsprobe. Gibt die Krise dem E-Food auch dauerhaft Schub? Die Händler rechnen damit, Umfragen bei Konsumenten lassen einen anderen Schluss zu.

Der Online-Supermarkt Farmy.ch verkauft im Moment fünf mal mehr als vor Corona. (Bild zvg)

Die Schweizerinnen und Schweizer shoppen gerne im Internet, beim Lebensmittelkauf sind sie aber eher Online-Muffel. Letztes Jahr kam der Online-Food auf einen Marktanteil von 2,8 Prozent, beim Non-Food sind es fast 17 Prozent. Die Corona-Pandemie beschert dem Schweizer Online-Lebensmittelhandel nun aber einen beispiellosen Boom. Die Online-Shops von Migros und Coop wurden regelrecht überrannt. Bei coop@home hat sich der Umsatz im März verdoppelt, wie Coop-Chef Joos Sutter Ende März der «Sonntagszeitung» sagte. «Er könnte sich aber auch verfünffachen, wenn wir die Kapazitäten ­hätten.» Die Migros kommuniziert keine Zahlen zu Le Shop. Farmy, die Nr. 3 im Schweizer Online-Lebensmittelhandel, hat das Volumen mehr als verfünffacht. Verpackte das Unter­nehmen im Februar noch 7500 Produkte am Tag, waren es im April bereits 40'000.

Farmy hat Zahl der Kuriere verdoppelt
Die Händler reagierten mit einem massiven Ausbau der Kapazitäten auf den unvorherge­sehenen Ansturm. Farmy etwa hat die Zahl der Kuriere auf 70 verdoppelt, im Lager wurde die Zahl der Mitarbeiter von 31 auf 72 erhöht. Auch die Migros stellte mehr Personal ein und setzt Büromitarbeiter im Versandzentrum ein. Coop lancierte ein neues Angebot, um den regulären Online-Shop zu entlasten: Das ­reduzierte Top-100-Sortiment mit ungekühlten Produkten des täglichen Bedarfs, die nicht mit der eigenen Lieferflotte, sondern schneller mit der Post ausgeliefert werden. Aktuell stelle man eine sinkende Nachfrage nach dem Top-100-Angebot fest, auch da bei coop@home wieder Liefertermine verfügbar seien, heisst es bei Coop, und: «Über die Zukunft des ­Top-100-Angebots entscheiden wir zu gege­bener Zeit.» Wegen der Corona-Krise ist gar ein neuer Detailhändler ins Online-Geschäft mit Lebensmitteln eingestiegen. Manor verkauft seit Anfang April auf manor.ch nicht nur Mode und Spielzeug, sondern auch 150 Grundnahrungsmittel. «Der Kunde kann Mehl und Tomatensauce gleichzeitig mit einer Badehose und einem Smartphone bestellen», erklärt Manor-Sprecher Fabian Hildbrand. Der Online-Shop profitiere vom Homeoffice-Trend und dem Foodangebot, der Umsatz sei vier bis fünf Mal grösser als im Vorjahr. «Weil die Kundennachfrage so gut ist, werden wir E-Food auf manor.ch beibehalten.» Neu eingeführt hat Manor auch einen Heimlieferservice ab den Supermärkten. Dieser Service sei eine Dienstleistung für ältere Menschen und Risikopatienten, ihn werde man nach der Krise reduzieren bzw. die Bedingungen anpassen. Heute liefert Manor Lebensmittel ab einem Bestellwert von 50 Franken gratis in einem Umkreis von 10 Kilometern aus. «Viele werden nicht zurückwechseln» Wie nachhaltig ist das Wachstum, das Corona dem Online-Lebensmittelhandel momentan beschert? Das hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Anzahl Neukunden, die die Online-Shops gewinnen konnten, und ob diese Kunden ihre Lebensmittel auch nach Ende der Pandemie weiterhin im Netz kaufen. Migros, Coop und Farmy wollten auf Anfrage von alimenta keine konkreten Angaben zur Anzahl Neukunden machen. «Coop@home konnte seinen Neukundenstamm deutlich ausbauen», teilte eine Coop-Sprecherin mit. Alle drei Händler rechnen damit, dass Corona den Food-Onlinehandel dauerhaft beflügelt. «Wir gehen nicht davon aus, dass die Bestellungen auf dem genau gleichen Niveau wie im März 2020 bleiben», schreibt Coop. Aber ein Teil der neuen Kunden werde das Angebot sicher auch künftig nutzen. Ähnlich tönt es bei der Migros: «Viele Kundinnen und Kunden, die bis anhin in den Filialen eingekauft hatten und während der Coronakrise auf Le Shop umgestiegen sind, werden nicht mehr zurückwechseln.» Auch Farmy geht davon aus, dass die gewonnenen Neukunden dem Unternehmen auch künftig treu blieben. Dass der Online-Lebensmittelhandel durch Corona einen «dauerhaften Schub» erhält, wenn auch nicht auf dem aktuell hohen Niveau, glaubt auch die Online-Handels­ex­pertin Heidi Kölliker von der Unternehmensberatung Carpathia (ein Interview mit Heidi Kölliker finden Sie hier). Kunden bevorzugen stationären Handel Was aber sagen die Konsumentinnen und ­Konsumenten selber? Die Schweizer Prospekte-App Profital hat im April ihre Nutzer zweimal zum Einkaufsverhalten in Corona­zeiten befragt. Demzufolge sind es im Moment vor allem ältere Menschen, die sich online mit Lebensmittel eindecken und damit der Empfehlung des Bundesrates folgen, nicht ­selber einkaufen zu gehen. Finden diese neuen Kunden Gefallen am Online-Shopping? Das sei nicht auszuschliessen, sagt Stephanie Csendes, Marketingchefin bei Profital. Die Umfrage habe aber gezeigt, dass drei Viertel der Konsumenten trotz Krise und Social ­Distancing den stationären Einkauf dem Online-Shopping vorziehe. Und nur jeder Zehnte wolle laut Umfrage künftig mehr online einkaufen. «Wir gehen daher davon aus, dass nach Ende der Krise die Mehrheit wieder persönlich einkaufen möchte», so Csendes. Der momentane Onlineboom sei zustande gekommen, weil es während des Lockdowns keine wirklichen Alternativen zu Online-Shops gegeben habe. «Tatsache ist, dass der Löwen­anteil der Konsumenten stationär einkauft und dies gemäss der Umfrage auch nach Wieder­eröffnung der Geschäfte noch bewusster tun möchte.» So hat laut der Umfrage jeder Dritte vor, künftig vermehrt lokal einzukaufen. Und jeder Vierte hat sich zum Ziel gesetzt, die kleinen Läden zu unterstützen. Ist der momentane Online-Boom also ein Dauerbrenner oder nur ein Strohfeuer? Eine genaue Antwort wird erst die Entwicklung in den nächsten Monaten geben.

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