Müsste sich Bio stärker öffnen, um zu wachsen? Ich denke da zum Beispiel an Hors-sol, das ressourcenschonend ist, aber bei Bio Suisse nicht erlaubt ist.
Die Bio-Knospe gilt als strenges Label, das macht sie so erfolgreich. Da müssen wir mit Öffnungen sehr vorsichtig sein. Wichtig ist, dass die Knospe ihr klares Profil behält. Dann sind wir langfristig erfolgreich. Im Bereich Hors-sol gab es zuletzt nur wenige Diskussionen. Diese drehen sich eher um Themen in der Verarbeitung. Denn im Gegensatz zu anderen Marken kennt Bio Suisse auch strenge Regeln für die Verarbeiter, nicht nur für die Produzenten.
Erneut haben 300 Landwirtschaftsbetriebe auf Bio umgestellt. Hat sich die Motivation zum Wechsel zu Bio in den letzten Jahren geändert?
Die Motivation, auf Bio umzustellen, mag nicht bei allen gleich sein. Aber die meisten stehen nach den zwei Umstellungsjahren voll und ganz hinter der Knospe. Unser Ziel ist es, weiter zu wachsen und bis 2025 in der Schweiz 25 Prozent Bio-Betriebe zu haben. Wir heissen deshalb alle Produzentinnen und Produzenten willkommen, die Lust haben, umzustellen. Wichtig ist, dass es für den Einzelnen und die Einzelne stimmt. Schade fände ich, wenn Produzenten durch Bio-Offensiven in die Umstellung gedrängt werden und dann Absatzprobleme haben.
Es gibt positive Beispiele von Bio-Offensiven wie im Kanton Bern. Um der Berner Landwirtschaft mittelfristig einen bedeutenderen Anteil im Bio-Markt zu sichern, lanciert er mit Blick auf das Jahr 2025 eine Bio-Offensive mit neuen Akzenten und Massnahmen. Bio Suisse wird sich hier stark für nachfrageorientierte Massnahmen engagieren. Wichtig ist immer, dass Angebot und Nachfrage stimmen. Dann werden auch weiterhin viele motiviert umstellen. Und ganz wichtig und spannend für mich zu beobachten - viele Produzenten, die umgestellt haben, finden rasch zu einer unternehmerischen Zufriedenheit. Sie merken schnell, dass sie sich mit reallen Herausforderungen auseinandersetzen und clevere Lösungen finden müssen. Einfach nur Spritzen und Düngen ist keine Lösung mehr. Dafür erhalten sie dann einen konkreten Mehrwert.
Gerade im Zusammenhang mit dem Pflanzenschutz-Initiativen zeigen viele konventionelle Landwirte auf, dass auch sie Bio-Pflanzenschutzmittel nutzen. Ein Zeichen breiter Akzeptanz von Bio?
Das ist eine Anerkennung dafür, dass unsere schon lange eingesetzten Methoden eine Chance für die ganze Schweizer Landwirtschaft sind. Zudem wird mit grösserer Nachfrage in diesem Bereich auch mehr geforscht und der Markt für alternative Methoden wächst. Das ist begrüssenswert. Es geht nicht einfach um Bio oder Nicht-Bio, sondern allgemein um die Nachhaltigkeit der Produktion. Ich muss aber auch betonen, dass einer noch kein Bio-Landwirt ist, nur weil er mal eine Drohne einsetzt oder mechanisch jätet. Was Bio ist, ist klar definiert und die Knospe geht noch einen Schritt weiter.