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Lebensmittelberufe müssen attraktiver werden 

Eine ausgeschriebene Stelle in der Lebensmittelbranche zu besetzen, gestaltet sich oft schwierig. Um diesem Fachkräftemangel zu entgegnen, müssen Unternehmen neue Wege gehen – beispielsweise indem sie ­gezielt in Aus- und Weiterbildungen investieren.

Die Schweizer Lebensmittelindustrie geniesst weltweite Anerkennung. Dazu beigetragen haben Kleinbetriebe wie die Emmen­taler-Käserei ebenso wie Gross­firmen wie Nestlé, die Rohstoffe aus fernen Ländern veredeln und als Kaffee oder Schokolade weltweit exportieren.  An deren Front stehen erstklassig ausgebildete Fachkräfte. Sie tragen einerseits dank des dualen Bildungssystems zum weltweiten Erfolg der Schweizer Lebensmittelbranche bei. Andererseits symbolisieren sie Innovationskraft und Qualitätsbewusstsein. Diese beiden massgebenden Wettbewerbsfaktoren der Schweizer Lebensmittelindustrie sollten Jobs in dieser Berufssparte hochat­traktiv machen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, obwohl auch die Konsumentenwahrnehmung kaum überzeugender sein könnte, wie die im Juni 2020 veröffentlichte Promarca-Umfrage zeigt: Neun von zehn der vertrauenswürdigsten Schweizer Marken stammen aus dem Lebensmittelsektor. Die Leiterin der Umfrage, Nathalie Diethelm, CEO von Havas Worldwide Switzerland, äusserte sich in der Medienmitteilung von Promarca vom 4. Juni 2020 über die Nummer 1 in der Liste: «Ricola überzeugt durch eine hohe Konstanz des Markenversprechens, baut kontinuierlich auf ihren Stärken auf und trifft den Zeitgeist und den Geschmack der Konsumenten mit ihren Produktentwicklungen.»  Auch wenn die Berufsbilder im Lebensmittelbereich sehr un­- terschiedlich sind, kann dies sinnbildlich für die ganze Branche übernommen werden. Dieses Vertrauen widerspiegelt sich heute noch zu wenig in der Berufswahl. Die Branche muss jungen Schul­abgängern auch die Attraktivität und Vielfältigkeit der Lebensmittelberufe besser kommunizieren.  Berufsbildung als Basis Nach dem Entscheid für eine Ausbildung im Lebensmittelsektor braucht es eine solide und flexible Berufsbildung, um die benötigten Fachkräfte auszubilden. Die berufliche Grundbildung ist dafür eine hervorragende Basis. Anschliessend können, müssen und sollen sich Mitarbeitende in weiterführenden Ausbildungen spezialisieren. Denn vor allem im betrieblichen Alltag zeigt sich immer wieder: Technologische Entwicklung und verkürzte Produktzyklen setzen ein hohes Mass an Wissen und Kompetenz voraus. Nur gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen ihre Unternehmen weiter.   Der Lebensmittelsektor bietet interessierten Schulabgängern eine Vielzahl von Arbeitsfeldern: Hierzu zählen handwerkliche Arbeit am Produkt oder unverzichtbare Routinearbeiten ebenso wie das Führen von komplexen Systemen im Leitstand oder das Finden von situativen Lösungen bei Spezialproblemen.  Je komplexer der Wertschöpfungsprozess ist, desto höher die Anforderungen. Für das erfolgreiche Wirken einer Unternehmung braucht es ein breites Verständnis sowie vertiefte Kenntnisse in verschiedenen naturwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Themen. Diese können nicht alleine in der allgemeinen Grundbildung erlangt werden. Es ist auch nicht an allen Stellen das gleiche Wissen notwendig. Darüber hinaus besteht Potential in der sogenannten «Nachholbildung». Beispielsweise stösst der Anlagenführer EFZ bei vielen angelernten Mitarbeitenden auf grosses Interesse für eine berufsbegleitende Ausbildung.  Zusammenarbeit in der Weiterbildung  Damit die Weiterentwicklungsmöglichkeiten für einen Lehrabgänger möglichst vielfältig sind, braucht es eine verstärkte Zusammenarbeit in der Branche bei der Weiterbildung. Heute werden in der höheren Berufsbildung (BP/ HFP) viele sehr ähnliche Systeme parallel angeboten. Stattdessen sollten Synergien genutzt und neue, kombinierte Angebote gestaltet werden. Für die Branche ist eine gute Mischung zwischen Absolventen der höheren Berufsbildung (BP/HFP) und Hochschulabgängern (FH/ETH) sehr wichtig um das hohe Know How auch in der Zukunft zu sichern und auszubauen. Insgesamt lässt sich jedoch festhalten: Viele Weiterbildungen haben noch immer eine schulische Struktur. Sie sind stark an bestehende Systeme angelehnt. Das scheint für viele Kandidaten unattraktiv zu sein. Berufsbegleitende modulare Angebote würden neue Möglichkeiten bieten.   Betriebliche Rahmenbedingungen  In Unternehmen gibt es verschiedene Ansätze, wie die Attraktivität von Berufen in der Lebensmittelbranche für (junge) Berufsleute gestärkt werden kann. Die direkt auf den Arbeitsplatz einwirkenden Faktoren spielen dabei oft eine untergeordnete Bedeutung. Viel wichtiger sind die in Unternehmen geltenden Rahmenbeding­ungen, wie die gelebte Kultur und die Mitwirkungsmöglichkeiten. Um diese zu fördern, existieren in grösseren Unternehmen um­- fassende Programme (Bsp. «Junge Berufsleute» bei Emmi). Sie er­- möglichen es (jungen) Berufsschulabsolventen, nach einiger Zeit Erfahrungen im Ausland zu sammeln oder sich innerhalb ihres Unternehmens zur Führungskraft weiterzuentwickeln. Doch auch der Bindung von bestehenden Mitarbeitenden im Betrieb sollte Beachtung geschenkt werden: Je stärker sich ein Angestellter mit der Firma und den Produkten identifiziert, desto grösser ist die Verbundenheit mit dem Unter­nehmen. Hier spielen natürlich Themen wie gelebte ­Führungskultur, Verantwortung des Einzelnen, aber auch Work-Life-Balance und Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Gerade Homeoffice bei administrativen Arbeiten verspürte in der Zeit der Corona-Pandemie einen starken Aufschwung und wird auch nachhaltig vermehrt Beachtung finden. Heute ist Morgen – ein Ausblick  Um als Unternehmen im Lebensmittelbereich Stellenausschreibungen zukünftig positiver entgegenschauen zu können, ist es Zeit zu handeln: Die Vorzüge und der Stolz der Lebensmittelbranche und deren Berufen müssen be­- wusster kommuniziert, die Profile der Klein- und Grossbetriebe müssen klarer geschärft werden. Es lohnt sich auch, sich bereits heute mit den eigenen betrieblichen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen; die Involvierung junger Berufsleute zu fördern und die Digitalisierung u.a. zur Stärkung der Work-Life-Balance zu nutzen. In der Berufsbildung müssen die einzelnen Lehrberufe nicht nur weiter perfektioniert, sondern auch in Abstimmung mit Unternehmenden und Auszubildenden neu entwickelt und in der Weiterbildung vermehrt zusammengeführt werden. Die Berufsverbände sind dabei gefordert, ihre Modelle zu vergleichen, erste Synergien zu nutzen und breiter abgestützte Angebote auszuarbeiten.  * Die Autoren: Simon Feigenwinter; Geschäftsleitung der Sinnvoll Gastro, Luzern, Manuel Dubacher; Leiter Betrieb der bio-familia AG, Sachseln, Thomas Arnold; Standortleiter bei Emmi Schweiz AG, Emmen. Die Autoren sind Teilnehmer des Executive MBA der Hochschule Luzern – Wirtschaft

Milchwirtschaftliches Museum

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