19.05.2022
«Dann höre ich mit dem Rübenanbau auf»
Nächstes Jahr stehen die beiden Pflanzenschutz-Initiativen zur Abstimmung. Die IG Bauern Unternehmen ist überzeugt, dass eine sichere Nahrungsmittelproduktion ohne die aktuellen Pflanzenschutzmittel nicht möglich ist.
Denkt nach vier Generationen ans Aufhören: Lars Nyffenegger. (Bild lid/ji)
Bald weitere Kulturen betroffen?
Die IG Bauern Unternehmen fürchtet, dass bei Annahme der beiden kommenden Pflanzenschutz-Initiativen noch viele weitere Kulturen vor solchen Problemen stehen. Die Schweiz benötige eine moderne, konkurrenzfähige und produktive Landwirtschaft, sagte Fernand Andrey, Vizepräsident von Bauern Unternehmen am Medienanlass in Worben. Nur so könne auch künftig die Schweizer Bevölkerung sicher ernährt werden. Andrey und seine Mitstreiter fühlen sich immer öfter unverstanden von der Bevölkerung und den Medien. «Wir werden zunehmend mit Fehldarstellungen und Falschmeldungen konfrontiert», erklärte er.Fassaden und Zecken-Halsbänder
Gleichzeitig kritisierte Fernand Andrey, dass mit dem Finger immer auf die Landwirtschaft gezeigt werde. So sei der im Rübenanbau verbotene Wirkstoff Imidacloprid – ein Neonicotinoid – in Hundehalsbändern gegen Zecken und Flöhe erlaubt. Ebenso werde das aktuell stark im Fokus stehende und seit Anfang Jahr verbotene Chlorothalonil unter anderem in Fassaden verwendet.Plakate und Nullparzellen
Um die Bevölkerung über das Anliegen zu informieren, hat die BU 2019 die Kampagne «Pflanzen und Tiere brauchen Schutz» gestartet. Dazu haben rund 300 Landwirtinnen und Landwirte aus der Schweiz Tafeln auf ihren Feldern aufgestellt. Zudem legten die Bauern sogenannte Nullparzellen an, auf denen überhaupt kein Pflanzenschutz – auch kein manueller – betrieben wird. Damit will die BU den Unterschied zu den normalen Anbauflächen deutlich machen.Bio-Anbau bei Rüben schwierig
Lars Nyffenegger zeigt auf einem Rübenfeld eine Nullparzelle. Die Rüben sind ob des ganzen Unkrauts kaum zu erkennen. Bald ein realistisches Bild? Nein, denn auf der Nullparzelle findet auch kein manueller Pflanzenschutz statt. Aber, sagt Fernand Andrey, sei bei Zuckerrüben ein biologischer Anbau sehr schwierig. Man können zwar manuell gegen das Unkraut vorgehen, die Rübenwurzeln seien aber sehr empfindlich. Zwischen den Rüben müsste das Unkraut von Hand gejätet werden, so Andrey. Der schwierige Anbau von Bio-Rüben sei auch ein Grund dafür, dass diese in der Schweiz nur eine kleine Nische seien. Auch die Erträge pro Hektar seien entsprechend tief. Als weitere Kultur, die durch das Verbot von immer mehr PSM gefährdet sei, bezeichnet er Raps.Zuckerfabriken in Not
Obwohl Nyffenegger am Rübenanbau hängt ist für ihn klar: «Wenn die befristete Bewilligung für Gaucho abgelehnt wird, höre ich mit dem Anbau auf», sagt Nyffenegger. Der Seeländer Bauer hofft darauf, dass das Bundesamt für Landwirtschaft eine Notfallzulassung bewilligt. Wenn nicht, werde er wohl auf Eiweisserbsen oder andere Pflanzen umsteigen, so Nyffenegger. Für die Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld, die schon wegen tiefer Rübenpreise mit der Anbaubereitschaft zu kämpfen haben, sorgt der Ausstieg von Rübenbauern für Probleme. Denn ohne genügend Rüben können die Fabriken nicht ausgelastet werden. Der Entscheid zu Gaucho dürfte bis Ende Oktober erfolgen. Für ihn wäre das noch rechtzeitig, um fürs nächste Jahr gerüstet zu sein, sagt Nyffenegger.
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