Pflanzenschutzmittel in Schweizer Böden weit verbreitet

Pflanzenschutzmittelrückstände sind gemäss der Forschungsanstalt Agroscope in Schweizer Böden weit verbreitet - auch in Bio-Feldern. Auf das mikrobielle Bodenleben und nützliche Bodenpilze könne sich das negativ auswirken.

Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung der Forschungsanstalt Agroscope. In der schweizweiten Studie hat Agroscope 100 Acker- und Gemüsebaufelder untersucht, die biologisch, konventionell oder mit Direktsaat bewirtschaftet wurden.
Diverse Studien hätten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Wasser analysiert, erklärte Marcel van der Heijden, Leiter der Forschungsgruppe «Pflanzen-Boden-Interaktionen», gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Bisher habe es aber noch kaum Information darüber gegeben, wie viele Rückstände sich im Boden befinden, deshalb sei dies untersucht worden. Zudem sei noch kaum bekannt, wie die Rückstände das Bodenökosystem und das Bodenleben beeinflussen.
Die Bodenproben wurden auf 46 unterschiedliche Pflanzenschutzmittelrückstände hin untersucht. In allen untersuchten Standorten wurden Rückstände gefunden.
Das ist nicht weiter überraschend, da die Landwirte Pflanzenschutzmittel ausbringen und diese sich im Boden wiederfinden. Überraschend dabei sei aber, dass auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen wurden, die in der Schweiz nicht mehr verwendet werden dürfen, so van der Heijden. Als Beispiel nannte Agroscope Atrazin, dessen Bewilligung im Jahr 2007 zurückgezogen wurde. Auch in 40 Bio-Feldern wurden Pflanzenschutzmittel nachgewiesen.
Überwiegend sehr tiefe Konzentrationen
Die Rückstände waren überwiegend in sehr tiefen Konzentrationen im Mikrogramm-pro-Kilogramm-Bereich vorhanden. Auch in den Böden, die bereits über einen längeren Zeitraum biologisch bewirtschaftet wurden, hätten noch Rückstände von bis zu 16 verschiedenen Wirkstoffen nachgewiesen werden können. Entweder stammten die Rückstände aus der Zeit vor dem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, oder sie seien durch Wind oder Wasser aus benachbarten Feldern eingetragen worden, schreiben die Forschenden.
Dies zeige, dass die Abbauzeit sehr lange sein kann, erklärte van der Heijden. Teilweise länger, als aufgrund der Labordaten zur Abbaubarkeit zu erwarten sei.
Die Konzentration und die Anzahl an Pflanzenschutzmittelrückständen im Boden haben gemäss Agroscope statistisch eine negative Beziehung zum mikrobiellen Bodenleben. Je mehr Pflanzenschutzmittel in einem Boden seien, desto weniger nützliche Pflanzensymbionten gebe es. Pflanzensymbionten sind wichtig für den Austausch der Nährstoffe im Boden.
Auswirkungen werden genauer untersucht
Gemäss Agroscope deutet dies darauf hin, dass Pflanzenschutzmittel langfristige Auswirkungen auf das Bodenökosystem haben könnten, da sie zum Teil lange im Boden bleiben.
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln seien unabhängig von der Art der Bewirtschaftung vorhanden, erklärte der Forschende. Man wisse jedoch noch nicht, ob die Rückstände an Wirkstoffen das Bodenökosystem und die Bodengesundheit negativ beeinflussen. Das überprüft Agroscope nun in weiteren Versuchen.
Agroscope relativiert die Aussage aber gewissermassen auch dahingehend, dass die Studie nicht darauf ausgelegt gewesen sei, den Zusammenhang zwischen den gemessenen Konzentrationen und unter anderem der Bodengesundheit zu testen. Dafür habe Agroscope ein anderes Projekt geplant.
Zudem führt Agroscope ein mehrjähriges Bodenmonitoring durch, um die vielfältigen Massnahmen des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel, mit denen die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel reduziert werden soll, bewerten zu können.

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