Bühler ist im Corona-Jahr 2020 von der schlechten Investitionslaune ausgebremst worden. Insgesamt sank der Umsatz 2020 um 17 Prozent auf 2,7 Milliarden Franken. Bereinigt um den Einfluss der Wechselkurse betrug der Rückgang des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr noch 13 Prozent, wie Finanzchef Mark Macus an einer virtuellen Medienkonferenz von Mitte Februar erklärte. Auch bei den Bestellungen hielten sich die Kunden zurück: Der Auftragseingang gab um rund 17 Prozent auf 2,61 Milliarden Franken nach. Die wirtschaftliche Unsicherheit lasse Kunden zögern, kurzfristig neue Investitionen auf den Weg zu bringen, sagte Bühler-Chef Stefan Scheiber. Besonders in Indien, Südasien und Afrika habe sich die Wirtschaft verlangsamt. Der Reingewinn halbierte sich fast auf 110 Millionen Franken. Doch das Ziel, die Liquidität zu sichern, habe man erreicht. Die Nettoliquidität erhöhte sich um rund zwei Drittel auf 749 Millionen Franken.
Beschleunigtes Wachstum in China
Doch nicht überall hat sich das Geschäft abgeschwächt – in China und mit Produkten für die Chipindustrie erzielte Bühler gar Rekorde. Der Umsatz dort wuchs um 5 Prozent und die Bestellungseingänge um 15 Prozent. Inzwischen setzt das Unternehmen jeden fünften Franken in China um.
Schokoladen-/ Nuss- und Kaffeegeschäft
Auch in den einzelnen Geschäftsbereichen zeigen sich grosse Unterschiede: Am stärksten litt der Bereich «Advanced Materials», der Umsatz brach um beinahe um ein Drittel auf 443 Millionen Franken ein, was am weltweiten Einbruch der Autoindustrie lag. Doch bei den Auftragseingängen sei bereits eine Erholung spürbar, dort liege das Minus noch bei 7,2 Prozent, sagte Scheiber. Ebenfalls ein Lichtblick in dieser Sparte ist das Geschäft mit Hightech-Spezialbeschichtungen der Tochter Leybold Optics. Die Leybold-Produkte für die Chip-Industrie war das am stärksten wachsende Geschäft 2020 und erreichte einen Umsatz von über 200 Millionen Franken.
Unter den Lockdowns litt jedoch das Schokolade-, Nuss-, Bäckerei- und Kaffeegeschäft (Consumer Foods), wo Kunden wie Duty-free-Shops, Restaurants und Hotels schliessen mussten. Der Umsatz sank in diesem Geschäft um über einen Viertel auf 574 Millionen Franken, der Auftragseingang ging um 29 Prozent zurück.
Investitionen in Forschung
Stolz zeigte sich Technikchef Ian Roberts bei den Nachhaltigkeitsbemühungen des Konzerns, die trotz des schlechter laufenden Geschäfts nicht etwa unter Druck geraten seien. Nein, Bühler senke seine Emissionen beim Wasser und Abfall und dem Energieverbrauch massiv. Die Nachhaltigkeitsziele seien auch letztes Jahr in jede Entscheidung eingeflossen, sagte Roberts. Auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung seien mit 5,2% des Umsatzes hoch und würden auch nicht gesenkt. «Das Jahr 2020 war unter dem Aspekt der digitalen Explosion fantastisch», sagte Roberts. Digitale Lösungen seien zur Normalität geworden und täglich würden 6500 Kunden digitale Lösungen von Bühler nutzen. Im 2020 seien 86 neue Produkte, darunter 17 neue Hauptprodukte, wie zum Beispiel das integrierte Vermahlungssystem Arrius auf den Markt gekommen. Damit habe Bühler seine Position als Technologieführer in der Getreideverarbeitung wie auch bei den Lebens- und Futtermitteln weiter ausgebaut.
Gerade «Grains & Food» als grösste Sparte von Bühler hat das Geschäft gestützt. Dort ging der Umsatz «nur» um 7,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken zurück. Wachsen konnte allerdings das Geschäft mit pflanzenbasierter Ernährung aufgrund des grossen Interesses an Fleischalternativen. Dort arbeite man mit fast allen grossen Herstellern zusammen, sagte Ian Roberts.
Im laufenden Jahr erwartet Bühler-Chef Scheiber nun ein stabiles Geschäftsvolumen und eine stabile Profitabilität. Die Coronakrise werde in den Geschäftsfeldern aber noch länger nachwirken.