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«Man kann nicht beliebig erhöhen»

Hans Aschwanden, der Präsident des Käserverbandes Fromarte, wehrt sich gegen die vom Bund geplante Kürzung der Verkäsungszulage. Auch weitere Milchpreiserhöhungen, wie von den Bauern verlangt, seien schwierig.

Wie sieht die Jahresbilanz 2020 für Ihren Betrieb aus?
Hans Aschwanden: Wir hatten im eigenen Betrieb ein hervorragendes Jahr, mit mehr Umsatz und mehr Gewinn. Es gab natürlich Verschiebungen, manche Kunden, welche die Gastronomie belieferten, kauften deutlich weniger, aber der Detailhandel lief sehr gut. Einbussen gab es bei den Käsereibesichtigungen, die wir normalerweise machen. 
Welche Bilanz ziehen Sie aus Sicht der gewerblichen Käsereien? 
Die Käseexporte sind gestiegen, trotz Preiserhöhungen und trotz der Corona-Pandemie. Wir konnten die klassischen Schweizer Käsesorten gut verkaufen, das stimmt mich optimistisch. Es zeigt, dass die Attribute, die wir mitliefern – Qualität, Schweizer Herkunft, Zuverlässigkeit – bei den Kunden bewährt und vertraut sind. 
Gestiegen sind auch die Importe. Ist das ein grosses Problem?
Mit liberalisiertem Käsehandel nimmt der Austausch zu, das liegt in der Natur der Sache. Importiert wurden ja vor allem Tiefpreiskäse für die Verarbeitung und Ähnliches. Dort können wir mit Schweizer Preisen nicht mithalten. Die Frage ist, ob man das will, und das müssen vor allem die Milchproduzenten beantworten: Wollen sie nur Milch für das begrenzte A-Milch-Segment mit einem guten Preis produzieren – oder wollen sie grosse Mengen produzieren, zu einem B-Milchpreis, der aber dem europäischen Markt ausgesetzt und nach oben begrenzt ist? Dann muss man mit einem Milchpreis von 55 Rappen kalkulieren. Alles andere ist unrealistisch. 
Die Käserei Imlig, die ein Gesuch um Veredelungsvekehr gestellt, ist in diesem Segment tätig. 
Hier geht es genau um diese Thematik. Wenn man preissensible Segmente beliefern will, muss man mit deutlich tieferem Milchpreis kalkulieren. Das Gesuch von Imlig wurde in der Agrarpresse sehr emotional kommentiert. Aber mir ist es lieber, wenn Imlig drei Millionen Kilogramm Milch importiert und den Käse dann wieder exportiert. Dann weiss ich auch, dass er dafür keine Verkäsungszulage bekommt. 
Die BO Milch, in der Sie vertreten sind, hat für dieses Jahr neue Reglemente beschlossen, um dem Buttermangel zu begegnen. Es wurden schon wieder erste Butterimporte bewilligt. Hat man da die richtigen Instrumente?
Die BO Milch hat im November entschieden, dass man den A-Richtpreis um 2 Rappen erhöht und im Gegenzug die Butterimporte «entpolitisiert» und «automatisiert». Das scheint jetzt gut zu funktionieren. Mir ist es lieber, wenn zu wenig Butter am Lager ist, als wenn es zu viel ist.  
Die Erhöhung sei noch nicht genug, sagte Markus Ritter Anfang Jahr gegenüber alimenta. Beim Milchpreis müsse noch etwas gehen. 
Es ist die Aufgabe von Markus Ritter, im Namen seiner Mitglieder zu poltern. Beim A-Milchpreis bei den gewerblichen Käsereien ist etwas gegangen. Im Frühjahr und im Herbst wurden bei Sortenkäse die Käsepreise erhöht, per Anfang 2021 wurden die Preise von vielen freien Sorten noch erhöht. Bei der A-Milch im geschützten Markt hängt es von den Grossverteilern ab, ob eine Erhöhung möglich ist. Die Schweiz wird immer vom europäischen Markt beeinflusst sein. Da kann man nicht einfach beliebig erhöhen.
Die Marktprognosen für dieses Jahr sind international recht gut. Wäre es eventuell möglich, Preise im Käseexport erneut zu erhöhen?
Verkaufspsychologisch wäre das ungeschickt. Wir sind auch als Produzenten an langfristigen Kundenbeziehungen und konstanten Verhältnissen interessiert. Aber das ist natürlich ein Entscheid der Sortenorganisationen. 
Der Bund will die Milchzulage erhöhen und dafür die Verkäsungszulage senken. Das hängt auch damit zusammen, dass im letzten Jahr viel Käse produziert wurde. 
Wenn der Bund zu wenig Geld für die Auszahlung der Verkäsungszulage hat, muss er entweder die Zulage kürzen oder das Budget aufstocken. Wir sind strikte dagegen, dass die Verkäsungszulage gekürzt wird. Der Käse ist immer noch die Lokomotive für die Milchwirtschaft, die Verkäsungszulage war die Kompensation für den Käse-Freihandel mit der EU. Es gibt nun aber Bestrebungen, im Parlament das Budget für die Verkäsungszulage aufzustocken.
Ein Problem bleibt, wenn Milch zu Viertelfettkäse verkäst und dann noch der Rahm gut verkauft wird. Da gibt es Fehlanreize, welche die Verkäsungszulage strapazieren. 
Ist die Abstufung nach Fettgehalt noch ein Thema?
Das wäre für die richtige Lösung, aber beim Bundesamt für Landwirtschaft heisst es, es sei nicht umsetzbar. 
Die Forschungsanstalt Agroscope ist durch die Bakterienkulturen und die praktische Forschung traditionell mit der Käsebranche verbunden, forscht aber in jüngster Zeit auch an neuen Reifungsverfahren und an Fermentation mit pflanzlichen Proteinen. Ist das für sie ein Problem?
Ich erlebe Agroscope nach wie vor als guten Partner mit hoher Kompetenz. Dass Agroscope auch neue Wege beschreitet, finde ich sehr gut, Käsereifung etwa ist ein spannender Bereich, wo man viel herausholen kann. Ich finde auch, dass eine Forschungsanstalt Trends wie Veganismus aufnehmen und in diesen Bereich forschen soll. 
Coop rechnet mit den meisten Lieferanten inzwischen über den Dienstleister Markant ab – was auch die Weko auf den Plan gerufen hat. Wie sind die Käser davon betroffen?
Fromarte-Direktor Jacques Gygax und ich waren im Herbst bei Coop. Die Coop-Spitze hat uns zugesichert, dass das Ganze auf die Käser keinen Einfluss hat. Aber manche Käsehändler standen natürlich vor der Wahl, bei Markant auszusteigen und alle Verträge mit den Detail- und Grosshändlern neu auszuhandeln – ober eben bei Markant zu bleiben.
In vielen Fällen werden die zusätzlichen Kosten wohl auf den Rohstoffpreis geschlagen. Deshalb finde ich, dass der Bauernverband sich hier für die Bauern einsetzen und über die Fenaco Druck machen müsste. Fenaco ist mit Landi und Volg ein wichtiger Nutzer für Markant.
Mein Eindruck ist, dass es ein Geldbeschaffungstool für den Detailhandel ist, der für die Lieferanten nur Kosten verursacht ohne Mehrwert. Es verteuert die Wertschöpfungskette unnötig und die Zeche bezahlen am Schluss die Rohstoffproduzenten oder die Konsumenten. Aus meiner Sicht ist Markant überflüssig. Hoffentlich kann die Weko da etwas bewirken.
Fromarte ist ein kleiner Verband, obwohl die Käsebranche innerhalb der Lebensmittelwirtschaft ein grosses Gewicht hat. Können Sie sich politisch Gehör verschaffen?
Mit dem Schwyzer Othmar Reichmuth haben wir immerhin einen diplomierten Käsermeister im Ständerat. Aber wenn wir politisch etwas erreichen wollen, müssen wir pragmatisch sein und mit den Kollegen aus dem bäuerlichen Bereich oder mit dem Gewerbeverband zusammenspannen. Für unsere Mitglieder ist fast wichtiger, dass wir gute Dienstleistungen erbringen. Deshalb wollen wir den Bereich Dienstleistung im Verband stärken. Wir suchen derzeit einen neuen Vizedirektor und werden die Geschäftsstelle entsprechend neu organisieren. 

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