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Biofach 21: Ohne Riechen und Schmecken

Kann eine Messe, wo die Degustation von Lebensmittel ein zentrales Element ist, einfach so online durchgeführt werden? Die Teilnehmer der Biofach machten ihre Erfahrungen und ziehen ein durchzogenes Fazit.

Passt es eigentlich zu einer Biomesse, wenn die Teilnehmer aus der ganzen Welt – auch per Flugzeug - hinreisen? Diese Frage mussten sich die Organisatoren der alljährlich stattfindenden Weltleitmesse für Bioprodukte in Nürnberg oft gefallen lassen. Im Jahr der Pandemie stellte sich diese kritische Frage nicht – die Biofach 21 fand als «eSpecial» ausschliesslich digital statt. Auch für die Zukunft kann sich die Messe vorstellen, dass die Durchführung in beiden Welten – online und on Site – stattfinden könne: «Die Zukunft der Messe wird hybrid», sagte Petra Wolf von der Geschäftsleitung der Nürnberg Messen in ihrer online präsentierten Abschlussrede. Doch auch Wolf zeigte sich kritisch. So wie die Messe durchgeführt wurde, werde sie künftig nicht mehr aussehen. Man habe selber gespürt, dass man am liebsten auf den «roten Knopf drücken» möchte und wieder direkt mit den Menschen kommunizieren wolle, sagte Wolf. Schliesslich sei die Biofach eine Messe zum Anfassen, Schmecken, Riechen und Testen.  
Technische Fachleute fehlten
Auch die Mehrheit der 20 Schweizer-Aussteller zog ein durchzogenes Fazit. «Die digitale eSpecial war für uns eine erste Erfahrung, aber unser Feedback ist nicht sehr positiv», lässt Alice Stofer von Prodima Mixers SA, einem Spezialisten fürs Mischen, verlauten. Man sei zwar als Maschinenhersteller sowieso ein Aussenseiter unter den Ausstellern gewesen. An der Biofach seien normalerweise viele - auch potenzielle - Kunden anwesend. Diese würden gerne Neuheiten begutachten, Erfahrungen austauschen, Projekte besprechen und allenfalls Tests mit neuen Produkten vereinbaren. Die Besucher der eSpecial hätten seien aber meist Verkäufer gewesen. Fachleute aus Technik, Entwicklung, Produktion seien nur sehr selten ansprechbar gewesen, so Stofer.
Für Lebensmittel nicht geeignet
Auch für den Raclettespezialisten Seiler Käserei AG aus Giswil fällt das eSpecial Biofach-Fazit ernüchternd aus. Es sei zwar auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, an einer Online-Messe mitzumachen, sagt Salome Aggeler, Leiterin Marketing und Kommunikation. Doch man habe wenige gute Kontakte knüpfen können. Ob aus diesen noch etwas werde, lasse sich im Moment noch nicht sagen. Für Lebensmittel sei eine Online-Messe nicht besonders gut geeignet, sagt Aggeler und schlägt vor: «Ein Hybrid-Format wäre sicher spannend. Dieses Tool könne man vorab nutzen, um Treffen vor Ort zu vereinbaren.» Die Käserei hat am «Gemeinschaftsstand» der Switzerland Global Enterprise teilgenommen. Damit habe sich der Organisationsaufwand in Grenzen gehalten und die Betreuung bei IT-Fragen sei gewährleistet gewesen, sagt Aggeler.
Für Thomas Eglin vom Food-Ingredienzen-Hersteller Blattmann Schweiz AG aus Wädenswil war eine digitale Messe eine Premiere. Generell sei der Auftritt positiv verlaufen. Der Aufwand für die Vorbereitung sei aber hoch gewesen. Er habe auch mehr Besucher erwartet, trotzdem habe man interessante neue Kundenprojekte starten können, sagt Eglin - dank viel Eigeninitiative und Aktivismus. Das Unternehmen zeigte mit einem texturierten Weizenprotein für Fleischalternativen auch ein neues Produkt.
Bombardiert mit Verkaufsanfragen
«Der menschliche Aspekt fehlte und es machte weniger Spass, dennoch sind wir sehr zufrieden», fasst Rafael Da Costa vom Trockenfruchtspezialisten HPW AG aus Buchs den Messeauftritt zusammen. Die Einkäufer seien mit Verkaufsanfragen bombardiert worden, weil sie nicht mehr - wie an einer normalen Messe - inkognito unterwegs waren. «Die Verkäufer wussten dies auszunutzen und suchten den direkten Kontakt», sagt Da Costa. Die Besucher seien meistens gar nicht an den virtuellen Stand gekommen und hätten die zugekauften Kommunikationsmöglichkeiten mit dem «direct video call» oder dem Feature «virtuelles Standpersonal» nicht genützt. Die Technik sei ein Hemmschuh gewesen und habe am ersten Tag auch noch nicht perfekt funktioniert. Den virtuellen Stand aufzubauen hingegen, habe viel Zeit in Anspruch genommen und auch der Personalaufwand sei hoch gewesen. Vier Mitarbeiter hätten sich während den drei Tagen nur mit der e-Messe befasst, sagt Da Costa und meint: «Wir haben wichtige Learnings gezogen und sind so für kommende Messen optimal gerüstet.»
Täglich 20 Kontakte
Es sei ungewohnt gewesen, doch man habe sehr gute Kontakte gehabt, sagt Stefan Geller von Patiswiss. Die Firma war auf der Plattform mit zwei Messeständen und unterschiedlichen Produkten präsent. Auf der Plattform konnten auch Firmen- und Produktevideos, Produkte und Sortimentslisten angeschaut werden. Die Produkteneuheit von Patiswiss, eine pflanzliche Alternative zu Reibkäse mit dem Namen «Neese (Not Cheese) sei dabei auf grosses Interesse gestossen, sagt Geller.
Nicht nur Produkte, sondern auch einige Mitarbeitende seien virtuell dabei gewesen, wobei die potenziellen Kunden bei diesen eine Anfrage starten konnten. Jeder Verkäufer habe täglich sicher 20 Kontakte gehabt. Im Nachgang könnten diese nun analysiert werden, dabei sei die elektronische Form sehr praktisch. Während der Messe sei die hohe Präsenzzeit aber auch anstrengend gewesen, so Geller. Er selber gehe natürlich immer noch lieber an eine Messe, wo man die Leute treffen könne. 
Enttäuschung – aber gute Erfahrung
«Leider waren wir von der Teilnahme an der eBioFach doch enttäuscht, da wir uns mehr vorgestellt haben.» Das sagt Daniel Knill, Marketingchef der Molkerei Biedermann aus Bischofszell, einer Tochter von Emmi. Es habe während der Zeit der Messe sehr wenige Kontakte zu potenziellen Kunden gegeben. Die Chats seien mehr geprägt gewesen von Personen, die etwas verkaufen wollten. Es sei klar geworden, dass das direkte Verkosten sehr zentral sei und dieses Erlebnis könne nicht mit einer Online-Messe abgedeckt werden, sagt Knill. Dabei hätte das Unternehmen eine ganze Palette von neuen Bio-Lebensmitteln zum Verkosten gehabt. Zum Beispiel die veganen Lassis auf Kokosnuss- und Cashewbasis. Auch die Lassi-Alternativen aus selbstverständlich veganen Jogurtkulturen in den Geschmacksrichtungen Mango und Zitrone. Es sei eine gute Erfahrung gewesen mit der für Biedermann ersten grössere Messe dieser Art, sagt Knill. Man werde die Erfahrung aber kein zweites Mal mehr machen wollen. 
Nicht dabei war Christoph Züger von der Züger Frischkäse AG aus Oberbüren. Eine Online-Messe funktioniere nicht richtig und man sei froh, dass das Unternehmen für diese Ausgabe nicht noch Geld investierte, sagt Züger und meint: «Wir sind froh, wenn wir nächstes Jahr wieder live in Nürnberg sind.»

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