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Nachhaltige Milch auch im Ausland

Bis 2027 will Emmi auch im Ausland nur noch überdurchschnittlich nachhaltige Milch verarbeiten. Ein Pilot brachte erste Ergebnisse. In der Schweiz ist Emmi mit Partnern daran, Milch klimafreundlicher zu machen.

Elf Länder, elf verschiedene Milchproduktionsysteme: Bei der Nachhaltigkeit im Ausland muss Emmi die lokalen Begebenheiten berücksichtigen. (Pixabay)

2,12 Millionen Tonnen Milch hat Emmi letztes Jahr verarbeitet, rund die Hälfte davon im Ausland, wo Emmi in elf Ländern produziert, darunter in Brasilien, Tunesien, Spanien, den Niederlanden und den USA. Über 90 Prozent der Milch, die Emmi in der Schweiz verarbeitet, wird bereits nach den Kriterien des Branchenstandards «Nachhaltige Schweizer Milch» produziert, dem sogenannten «grünen Teppich»; spätestens bis 2023 sollen es 100 Prozent sein. Auch im Ausland will Emmi bis 2027 nur noch Milch einkaufen und verarbeiten, die nachhaltiger produziert wurde als der nationale oder regionale Durchschnitt.
Ein komplexes Unterfangen, wie Laura Jakobeit erklärt, die zuständige Projektleiterin bei Emmi. «Bisher gibt es keinen umfassenden internationalen Standard für nachhaltige Milch.» Auch lasse sich der grüne Teppich der Schweiz nicht einfach so im Ausland ausrollen. Dazu sei die Milchproduktion in den einzelnen Ländern zu unterschiedlich: in der Schweiz eine weitgehend graslandbasierte Produktion mit viel Auslauf für die Kühe, in Spanien eine intensivere Produktion mit höherem Kraftfuttereinsatz, in Tunesien wiederum Kleinbauern mit einer Handvoll Kühe und einer viel geringeren Milchleistung. Auch sei das Nachhaltigkeitsbewusstsein nicht überall gleich entwickelt. So gibt es etwa in den Niederlanden seit 2018 ein branchenweites Programm für nachhaltige Ziegenmilch, bei der auch alle 49 Ziegenmilchlieferanten der Emmi-Tochter Bettinehoeve mitmachen. In Ländern wie Brasilien oder Tunesien sei Nachhaltigkeit in der Milchbranche bisher aber kaum ein Thema, so Jakobeit.
Lokale Umstände im Fokus
Konkret heisse das: «Wir müssen für jedes Land, ja sogar für jede Region schauen, wo die Milchwirtschaft steht und welche Verbesserungen lokal nötig sind», sagt Jakobeit. Um die Nachhaltigkeit der Milchproduktion in den einzelnen Ländern zu messen, hat Emmi zusammen mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) einen Fragenkatalog erarbeitet mit insgesamt 29 Fragen zu acht Themen: Strategie, Arbeit & Einkommen, Milchqualität, Tierwohl, Biodiversität, Energie & Materialflüsse, Klima und Umweltschutz. Der Kriterienkatalog basiert auf verschiedenen Standards wie etwa dem Dairy Sustainability Framework.
In einem Pilotprojekt in Spanien hat Emmi das Instrument mit der Emmi-Tochter Kaiku getestet. «Der Katalog funktioniert», sagt Jakobeit, er könne jetzt auch in den anderen Ländern angewendet werden. Inhaltlich hat die Auswertung ergeben, dass es in Spanien vor allem bei der Biodiversität und dem Klimaschutz hapert, konkret bei der Produktion und dem Einsatz von Kraftfutter. Aber auch beim Tierwohl gebe es Verbesserungspotenzial, sagt Jakobeit. Der Prozess habe bei Kaiku bereits viel ausgelöst. So mache die spanische Emmi-Tochter etwa eine Studie zum Klima- und Wasserfussabdruck. Sobald im Herbst die Ergebnisse vorliegen, wollen Emmi, Kaiku und deren Milchlieferanten ein gemeinsames Vorgehen definieren und Etappenziele bis 2027 festlegen. Mögliche Massnahmen betreffen Themen wie Auslauf und Fütterung. «Um inskünftig etwas für den Klimaschutz zu tun, wäre es zudem gut, wenn Betriebe ihren Klimafussabdruck erheben würden», sagt Jakobeit.
Bis Ende dieses Jahres will Emmi mit dem Kriterienkatalog in weiteren fünf Ländern den Ist-Zustand erheben und Ziele vereinbaren. Bis Mitte 2022 soll das in den restlichen Ländern geschehen.
Ein Balanceakt
Mehr Nachhaltigkeit hat ihren Preis. In der Schweiz werden Milchproduzenten, die beim grünen Teppich mitmachen, mit einem Nachhaltigkeitszuschlag von 3 Rappen pro Kilogramm Milch für ihren Mehraufwand entschädigt. Auch beim holländischen Programm für nachhaltige Ziegenmilch erhalten die Produzenten einen höheren Milchpreis. Wird Emmi künftig im Ausland ihren Milchproduzenten mehr zahlen für die geforderte nachhaltigere Milch? Das entscheidet bei Emmi nicht der Konzernhauptsitz in Luzern, sagt Jakobeit. «Das müssen die Tochtergesellschaften in jedem Land mit ihren Produzenten klären.» Eine wichtige Rolle spiele dabei die Nachfrage der Konsumenten in den jeweiligen Ländern nach nachhaltigen Milchprodukten. «Das wird stark beeinflussen, was wir punkto Nachhaltigkeit tun können.»
Ohne Konflikte wird Emmi ihr Ziel wohl nicht überall erreichen. Als Beispiel nennt Jakobeit Brasilien. Die brasilianische Emmi-Tochter Laticínios Porto Alegre wachse stark und sei auf höhere Milchmengen angewiesen. «Nachhaltigkeitsanforderungen dürfen dieses Wachstum nicht behindern, sonst fehlt es an Unterstützung und Motivation seitens Unternehmen und Milchlieferanten», so Jakobeit.

Milchwirtschaftliches Museum

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