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Kleine Larven, grosse Pläne

Der französische Insektenproduzent Agronutris setzt auf Schwarze Soldatenfliegen als Tierfutter. Die Technologie für seine erste kommerzielle Fabrik liefert der Schweizer Konzern Bühler.

von mos

16'000 Quadratmeter gross soll die Insektenfabrik von Agronutris werden. (zVg)
Mehdi Berrada, CEO von Agronutris. (zVg)
Nur gerade 25 Millimeter gross werden die Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Aber der französische Insektenzuchtpionier Agronutris hat Grosses vor mit den kleinen Viecher. Im französischen Rethel baut die Firma ihre erste kommerzielle Grossanlage zur Zucht der Soldatenfliege. In der 16’000 Quadratmeter grossen Anlage werden die Larven gezüchtet und dann zu Proteinmehl und Lipiden verarbeitet – als Futter für Fischzuchten oder als Zutat für Haustierfutter.
2023 soll die Anlage in Betrieb gehen. Jährlich könne man dort bis zu 70’000 Tonnen organische Nebenströme aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft an die Larven verfüttern, sagte CEO Mehdi Berrada bei einer Online-Medienkonferenz vom Donnerstag. Wie hoch der Output der Anlage ist, verriet Berrada nicht: Betriebsgeheimnis.
Kein Geheimnis machte Berrada daraus, dass die Anlage in Rethel erst der Anfang ist. Agronutris will zu einem weltweit führenden Insektenproduzenten werden. 100 Millionen Euro hat die Firma kürzlich für die Skalierung der Produktion gesammelt. Eine zweite Anlage ist bereits geplant, ihre Kapazität soll dreimal so gross sein wie die der ersten Fabrik. Insgesamt will die 2011 gegründete Firma in den nächsten zehn Jahren neun Insektenfabriken bauen, neben Europa auch in Asien und den USA, wie Berrada sagte.
Bühler-Technologie von A bis Z
Der Ostschweizer Technologiekonzern Bühler liefert eine Komplettlösung für die Insektenfabrik. Diese deckt die ganze Produktionskette ab, wie Andreas Baumann, Leiter der Insektensparte bei Bühler, sagte. Dazu gehören Anlagen zur Aufbereitung des Rohmaterials, um den Larven sicheres und nahrhaftes Futter zu bieten, sowie ein vollautomatisches Larvenaufzuchtsystem mit ausgefeilter Klimakontrolle – für Bühler ein Novum, wie Baumann sagte.
Bühler liefert ausserdem die Verarbeitungslinie, um aus den Larven Proteinmehl und Lipide herzustellen. Vom Uzwiler Konzern stammt auch die Technologie, um den Kot und andere Rückstände, die bei der Aufzucht der Larven anfallen, für die weitere Nutzung bereitzustellen. Der Kot kann zum Beispiel als Dünger genutzt werden. Ausserdem ist der Konzern für die gesamte Automatisierung und die termingerechte Projektabwicklung verantwortlich.
Insekten als Teil der Lösung
«Wir bei Bühler glauben an Insekten», sagte Andreas Baumann. Insekten könnten Nebenströme und Lebensmittelabfälle effizient in wertvolle Proteine umwandeln. Damit trügen sie zur Kreislaufwirtschaft bei. Um den Proteinbedarf der wachsenden Weltbevölkerung auf nachhaltige Weise zu decken, seien Insekten als Proteinquelle für Lebens- und Futtermittel unabdingbar, betonte auch Ian Roberts, Chief Technology Officer von Bühler.
Für Bühler sei das Projekt ein Meilenstein, sagte Andreas Baumann. «Wir unterstreichen damit das Ziel, uns als wichtigen Lösungsanbieter für die Insektenindustrie zu etablieren und den Anteil von Insektenproteinen im Tierfutter zu erhöhen.»