Das viel gelobte Management von Aryzta stehe vor einer grossen Bewährungsprobe, wie die Finanz und Wirtschaft (fuw) in einem Artikel schreibt. Teure Rohstoffe, anhaltende Covid-Restriktionen und steigende Zinsen würden dem Spezialisten für tiefgekühlte Backwaren zu schaffen machen. So sind die Aktien auf den tiefsten Stand seit Mai 2021 gefallen und haben dabei überdurchschnittlich verloren. Das macht sie laut fuw aber interessant.
Molkereiprodukte, Mehl und Verpackungen machen etwa die Hälfte der Rohstoffkosten von Aryzta aus. Besonders deutlich war der Anstieg des Weizenpreises, auf einen seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehenen Höchstpreis. Jetzt hat der Konflikt zwischen den wichtigen Produzentenländern Russland und Ukraine, den Preis weiter nach oben getrieben.
Wie gut Aryzta die höheren Inputkosten weitergeben kann, werden die Halbjahreszahlen (14. März) andeuten. Rund zwei Drittel des Gipfelipreises sind variabel und waren in den letzten Monaten von Erhöhungen betroffen. Grundsätzlich sei der neuen Führung um VR-Präsident und Interim-CEO Urs Jordi mehr Verhandlungsgeschick zuzutrauen als den Vorgängern. An einer Investorenkonferenz sagte Jordi kürzlich, höhere Brotpreise würden Konsumenten nicht vom Kauf abhalten.
Auch wenn die Profitabilität kurzfristig unter Druck kommen könnte, gilt das Ziel einer Betriebsgewinnmarge (Ebitda) von 12,5% bis im Juli weiterhin. Langfristig braucht Aryzta aber eine Ebitda-Marge von 15%, um das kapitalintensive Geschäft rentabel zu betreiben. Dazu sind weitere Effizienzsteigerungen und konstantes organisches Wachstum notwendig.
Die UBS schätzt gemäss fuw, dass der Aryzta-Umsatz zur Hälfte vom Verkehrs- und Pendleraufkommen abhängt und deshalb unter den Kontaktbeschränkungen leidet. Werden die Covid-Regeln in den kommenden Monaten gelockert, besteht Verbesserungspotenzial. Aryzta will 2021/22 im mittleren prozentual einstelligen Bereich wachsen.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist, die Verschuldung weiter zu reduzieren und auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu bringen. Im Umfeld steigender Zinsen gewinnt dieser Kostenblock zusätzlich an Bedeutung. FuW rechnet mit anhaltend hohem Tempo im Turnaroundprozess und traut Aryzta weiteres Überraschungspotenzial zu. Im laufenden Jahr sind schwarze Zahlen wieder einmal realistisch. Der Kursrückschlag kann immer noch zum Kauf genutzt werden.