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Mit Fermentation in die Zukunft

Bei der 2. International Food Innovation Conference am Gottlieb Duttweiler Institut drehte sich alles darum, wie Präzisions- und Biomassenfermentation helfen können, einige der Probleme der Menschheit zu lösen.

«Die Welt brennt!» Mit drastischen Worten schilderte Björn Witte von der Investementfirma Blue Horizon das Problem. Fermentation ist eine der Lösungen. (GDI)

Mit dem Klimawandel verschieben sich die Regionen auf dem Globus, wo es am angenehmsten zum Leben ist, weg vom Äquator nach Norden und Süden. Das hat drastische Folgen für grosse Teile der Weltbevölkerung. «Die meisten Leute leben dort, wo es heiss wird.» Parag Khanna, der indisch-amerikanische Strategieberater und Publizist, ging an der 2. International Food Innovation Conference des Gottlieb Duttweiler Instituts vom 29. Juni im Eiltempo durch die Implikationen der «geography of food», wie er es nannte. «Und vor allem: Die meisten jungen Leute leben dort, wo es heiss wird.» Das bedeute, dass es in Zukunft weltweit noch mehr Migration und mehr Nomadismus geben werde, je nachdem, wie die klimatische, soziale, politische und wirtschaftliche Situation in einem Land sei.
In einer solchen Situation seien neue Technologien für Anbau und Verarbeitung und deren Verbreitung entscheidend, sagte Khanna. «Es wäre gut, die nächsten fünf Klimagipfel alle zu streichen», sagte er, «und das Geld stattdessen für Technologietransfer zu verwenden, sodass möglichst viele Menschen davon profitieren können. Fermentation wird dabei eine grosse Rolle spielen.» Man brauche die Weiterentwicklung dieser Methoden so bald wie möglich, um auf nachhaltige Art Kalorien für viele Menschen produzieren zu können.
Proteinlücke ist gar nicht so gross
Um Protein drehte sich das Referat von Christine Schäfer, Forscherin am GDI. Weltweit esse rund eine Milliarde Menschen zu wenig Protein. Die meisten Menschen würden aber zu viel Protein essen, und vor allem zu viel aus tierischen Quellen, sagte Schäfer. Darin spiegle sich auch, dass 80 Prozent der weltweiten Ackerfläche für Viehzucht verwendet würden, aber nur 20 Prozent für die Kalorienproduktion für Menschen. «Die Frage ist nicht ob, sondern wann man aus der konventionellen Tierproduktion aussteigt», sagte Schäfer. Die dadurch entstehende Proteinlücke sei auch nicht so gross, eben weil heute ohnehin zu viel Protein konsumiert werde. Heute könnte man den Bedarf weltweit knapp decken, das sei aber regional sehr unterschiedlich. Es sei auch nicht entscheidend, welche Art von Proteinen sich durchsetze, fand Schäfer, die Proteinindustrie sollte sich vielmehr als Kollektiv sehen und zusammenarbeiten.
Frühe Preisparität
«Der Planet brennt!» Björn Witter, Partner bei der Investmentgesellschaft Blue Horizon, beschrieb den Klimawandel in drastischen Worten. Mobilität und Tierproduktion seien beide wichtige Quellen für CO2-Emissionen. Allerdings kaufe man nur alle paar Jahre ein E-Auto, gegessen werde aber jeden Tag dreimal. Trotzdem werde in die Transformation der Mobilität viel mehr investiert als in die Transformation der Lebensmittel.
Von den drei Methoden der Produktion von Fleischalternativen – pflanzenbasiert, Proteinproduktion durch Fermentation und zellbasierte Proteine – sei die Fermentation aus Investorensicht am interessantesten, sagte Witte. Preisparität mit Fleischprodukten sei für fermentierte Produkte sicher früher da als für zellbasiertes Fleisch, sie werde in etwa drei Jahren kommen. Bei zellbasiertem Fleisch werde es acht bis zehn Jahre dauern.
Was fehlt, sind die Produktionskapazitäten. Das sei einer der grossen Herausforderungen, hier investiere man etwa in die Firma Planetery, sagte Witte. Planetary will in der Schweiz eine industrielle Fermentationsanlage bauen, um die Skalierung von Fermentationsprozessen voranzutreiben und letztlich ein weltweites Netzwerk von Fermentationsanlagen bauen.
Interessant sei auch, dass dank Fermentation biologische Pestizide herstellbar seien mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt und ohne Effizienzverluste.
Ohne Pilze geht es nicht
Über die Bedeutung von Pilzen unterhielt sich Moderator Florian Inhauser mit dem britischen Forscher und Autor Merlin Sheldrake. Dieser erläuterte, dass ohne Pilze weder das Leben noch Lebensmittel in ihrer heutigen Form denkbar wäre. Pilze sei immer und überall präsent und in Wechselwirkung mit pflanzlichem und tierischem Leben. Dafür, wie Pilze dem Menschen Gutes bringen, sei Penicillin ein gutes Beispiel. Umgekehrt seien natürlich Pilzkrankheiten wie Mykotoxine ein grosses Problem. Sheldrake experimentiert selber mit Fermentation, dies sei eine Art von «domesticating decomposition», also die Domestizierung des Verderbs. Die Prozesse, die bei der Fermentation abliefen, seien im Kleinen, was in der ganzen Biosphäre andauernd passiere.

Milchwirtschaftliches Museum

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