Heute werden in der Schweiz 10 Prozent der Plastikabfälle recycelt. «Die gute Nachricht ist: Eigentlich haben wir die Technologie, um die Kunststoffindustrie nachhaltig zu gestalten», sagte Studienautor André Bardow von der ETH Zürich am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Anders als etwa bei Krebs gibt es die Heilung schon.» Die Recyclingrate auf 74 Prozent zu bringen, sei allerdings ein sehr ambitioniertes Ziel. «Wir müssen dafür unseren ganzen Umgang mit Plastik umdenken», sagte Bardow.
Der Hauptrohstoff für Kunststoffprodukte wäre dann nicht mehr Erdöl, sondern geschredderter Kunststoffabfall. Zudem würde die Verbrennung von Kunststoffen, bei der grosse Mengen an CO2 freigesetzt werden, weitgehend entfallen. Zusätzlich zu der deutlich höheren Recyclingrate müsste laut der Studie auch das Recyclingverfahren verbessert werden.
Immer mehr Plastik
Für die restlichen 26 Prozent der Kunststoffe könnte der Kohlenstoff statt aus Erdöl durch zwei andere Technologien gewonnen werden, hiess es in der Studie: zum einen durch das Einfangen von CO2 aus Verbrennungsprozessen oder aus der Atmosphäre (so genannte Carbon Capture and Utilisation, CCU) und zum anderen durch Biomasse.
Eine weitere Herausforderung sei, dass derzeit Jahr für Jahr mehr Kunststoffprodukte hergestellt werden. Die Autorinnen und Autoren der Studie schlagen daher vor, auch auf der Nachfrageseite anzusetzen, also Kunststoffe teurer zu machen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten in der Studie die kompletten Wertschöpfungsketten der 14 gängigsten Kunststoffarten, darunter Polyethylen, Polypropylen und Polyvinylchlorid. Diese 14 Kunststoffe machen 90 Prozent der weltweit hergestellten Plastikprodukte aus.