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Labels: Baustein oder Stolperstein?

Dienen Labels tatsächlich dem Wandel hin zur Nachhaltigkeit oder sind sie vor allem ein Marketinginstrument? Darüber wurde an der BFH-HAFL in Zollikofen kontrovers diskutiert.

Die Podiumsrunde: Christophe Eggenschwiler, IP-Suisse, Marie-Noëlle Falquier, BFH-HAFL, Christian Kramer, Food2050, und Renato Isella, Fairtrade Max Havelaar. (Felix Hintermann)

In einer Online-Veranstaltungsreihe der Hochschule für Agrar-, Lebensmittel- und Forstwissenschaften (BFH-HAFL) von November 2022 bis März 2023 war es um verschiedene Aspekte von Transparenz gegangen: Wie kann Transparenz für Preise oder für eine gesunde Ernährung hergestellt werden, wie kann Nachhaltigkeit korrekt gemessen und rückverfolgbar gemacht werden? An der Abschlussveranstaltung vom 26. April in Zollikofen ging es um die Frage, wie Transparenz in einem künftigen nachhaltigen Ernährungssystem aussehen kann und ob Labels die Lösung dafür sind.
Über 30 Milchsorten
Matthias Meier, Dozent für nachhaltige Lebensmittelwissenschaft an der HAFL, relativierte die Bedeutung von Labels. Heute mache die Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN), auf der weltweit Labelprodukte produziert würden, nur gerade 2 Prozent der gesamten LN aus. Meier stellte verschiedene Studienergebnisse vor und kam zum Schluss, dass Labels zwar das Konsumverhalten teilweise in Richtung gesünderer oder nachhaltigerer Konsum beeinflussten, dass aber gerade bei Nachhaltigkeit oder Klimafreundlichkeit komplexe Zusammenhänge zu stark vereinfacht würden. Der offensichtlichste Effekt von Labels sei eine Marktsegmentierung, so gebe es bei Coop über 30 verschiedene Trinkmilchprodukte. Als Konsument müsste man eigentlich die Information haben, welches Ressourcenbudget man habe, und wie viel davon noch übrigbleibe, wenn man bestimmte Produkte kaufe, fand Meier. «Davon sind wir leider noch weit entfernt.» Und es werde auch schwierig sein, diese Information nur über ein Label bereitzustellen.
Meta-Label als Lösung
Im anschliessenden Podium erklärte Christian Kramer, Gründer des Nachhaltigkeitsstart-ups Food2050, die Labels, die heute am Markt seien, würden mit der Zeit weniger wichtig werden – sie würden durch Meta-Labels ersetzt, welche die relevanten Aspekte von Nachhaltigkeit zuverlässig abbilden würden. Food2050 bietet eine wissenschaftliche Bewertung der Umweltverträglichkeit von bestimmten Produkten oder Menus. Es sei eine grosse Chance, in der Gastronomie etwas zu bewirken, weil es hier noch keinen Labeldschungel gebe, der lediglich den Anbietern als Marketinginstrument diene und bei den Konsumenten zu Verwirrung führe, sagte Kramer. Die Zukunft werde wohl eine Art Meta-Label sein, fand Kramer. Den Konsumenten müsse auf möglichst einfache Art eine umfassende Beurteilung eines Produktes möglich sein.
Renato Isella, scheidender Geschäftsführer bei Fairtrade Max Havelaar, sah es ganz anders. Labels seien auch Marketinginstrumente, sie hätten auch dazu beigetragen, dass im Bereich Nachhaltigkeit etwas passiere und dass Anforderungen stetig erhöht würden. Dazu komme, dass es teilweise extrem schwierig sei, die richtigen Daten richtig zu erheben, um korrekte Aussagen über CO2-Bilanzen, Tierwohl oder andere Nachhaltigkeitskriterien zu erhalten.
Mehr Nachhaltigkeit dank Wettbewerb
«Labels sind ein Teil der Lösung», fand auch Christophe Eggenschwiler, Geschäftsführer von IP-Suisse, sah die bestehenden Labels ebenfalls als «Teil der Lösung». CO2-Bilanzen auf ein einzelnes Produkt herunterbrechen, sei ein «datentechnischer Horrortrip». Auch die Frage, wie Tierwohl zu definieren sei, sei sehr komplex. Man müsse sich bescheidenere Ziele setzen und beweisen, dass man vertrauenswürdig und transparent sei. Eggenschwiler fand aber, IP-Suisse, Bio Suisse und Fairtrade Max Havelaar könnten sich zumindest beim Klima auf einheitliche Kriterien einigen.
Marie-Noëlle Falquet, Dozentin für Lebensmitteltechnologie an der BFH-HAFL, fand auch, dass es wohl schlecht möglich sei, die verschiedenen Aspekte, die heute mit Labels adressiert würden, irgendwann mit einem einheitlichen Label darzustellen. Die Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten an Lebensmittel seien eben auch sehr unterschiedlich. Wichtig sei auch das Vertrauen, fand Falquet. Damit Konsumenten einem Label vertrauten, bräuchten sie ein Minimum an Wissen darüber.
Isella widersprach: «Konsumenten verstehen fast gar nichts von Labels.» Bei der Migros habe man jahrelang versucht zu erklären, was TerraSuisse sei, trotz Millionenbudget habe man keine Chance gehabt. Bei IP-Suisse und Fairtrade Max Havelaar müsse man froh sein, dass die Labels bekannt seien.

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