v.l.n.r.: Urs Furrer, Geschäftsführer Chocosuisse/Biscosuisse und designierter Direktor Gewerbeverband, Thomas Helbling, Präsident DSM, Ines Heer, Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, Hansjörg Knecht, Inhaber der Knecht Mühlen AG und scheidender Ständerat (SVP/AG), Lornz Hirt, Geschäftsführer DSM. (Roland Wyss-Aerni)
Der Dachverband Schweizerischer Müller (DSM) blickte an seiner Delegiertenversammlung vom 3. November auf ein durchzogenes Geschäftsjahr 2022/23 zurück. Aus 446'800 t Brotgetreide (Vorjahr: 470'500 t) wurden 351957 t Mehl produziert. Das seien 24'000 t weniger Brotgetreide als im letzten Jahr und 10'000 t Brotgetreide weniger als in der Zeit vor Corona, sagte DSM-Geschäftsführer Lorenz Hirt. Die Gesamtvermahlung inklusive Nicht-Mitglieder wird auf 462'000 t (-5%) geschätzt.
Bei den Richtpreisen habe man sich nach den Turbulenzen des Vorjahres auf den Kompromiss geeinigt, den Herbstrichtpreis aus dem Vorjahr zu übernehmen, sagte DSM-Präsident Thomas Helbling. «In volatilen Phasen sind stabile Preise von Vorteil.»
Deklarationspflicht soll breit bekannt werden
Als positiv gewertet wurde die neu geltende Deklarationspflicht für die Herkunft von Backwaren. «Was für Fleisch gang und gäbe ist, soll auch für Backwaren zur Gewohnheit werden», sagte Helbling. Dafür müsse die Deklarationspflicht nun aber bei den Konsumenten und beim Verkaufspersonal bekannt gemacht werden.
Sorgen bereiten den Müllern die verschärften EU-Grenzwerte für Mutterkorn und Ergotalkaloide. Wie und wo - ob bei Mühlen oder Sammelstellen - die Reinigung erfolgen soll, ist noch nicht geklärt. Die Branche verlangt deshalb vom Bund eine Aussetzung der Norm. Die Brotgetreidequalität sei mit den steigenden ökologischen Anforderungen noch schwieriger und noch wichtiger zu erreichen, sagte Helbling.
Pflichtlager: Bundesamt geht noch mal über die Bücher
Ausführlich behandelt wurde das Thema Pflichtlagerhaltung. Helbling kritisierte die vom Bundesamt für wirtschaftlliche Landesversorgung in die Vernehmlassung gebrachte Verordnungsrevision. Das verwendete Worst-Case-Szenario mit während 12 Monaten notwendiger Selbstversorgung sei wenig sinnvoll, die Menge müsse flexibilisiert werden können. «Eine Einlagerung der vollen Menge während der Ernte ist versorgungstechnisch und wirtschaftlich unsinnig.» Die Forderung führe zu Zusatzinvestitionen für Kapazitäten, die nur für kurze Zeit im Jahr gebraucht würden. Auch den Ersatz von Futterweizen durch duales Getreide sieht der DSM kritisch. Aus dualem Weizen allen könne kein Brot gebacken werden, und für die Futtermühlen sei in normalen Zeiten zu teuer.
Ines Heer, Mitglied der Geschäftsleitung im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung, bestätigte denn auch, dass man bei der Verordnungsrevision noch mal über die Bücher gehen wolle. Man werde die Erfahrungen aus der Covidpandemie und dem Ukraine-Krieg miteinbeziehen und die Höhe der Pflichtlager neu berechnen. Das Szenario, dass während einem Jahr keine Importe möglich seien, sei tatsächlich «sehr unwahrscheinlich» sagte Heer. Es würde zu einem Riesenaufwand führen für eine Situation, die nie eintreten werde.