Cremo schreibt immer noch rote Zahlen, will aber bis 2026 wieder Gewinne erzielen.
Cremo sei nun mitten in der Transformation, die man vor einem Jahr angekündigt habe, sagte Verwaltungsratspräsident George Godel am 16. Mai an einer Medienkonferenz in Villars-sur-Glâne. Das Unternehmen hat sich eine Geschäftsführung gegeben, die den Namen verdient, die Transporte wurde an die beiden Firmen Galliker und Traveco ausgelagert, zwei defizitäre Läden auf Freiburger Autobahnraststätten wurden geschlossen. «Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft», sagte Godel.
Und weil Cremo mitten in der Transformation ist, ist auch das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2023 noch «weit weg von befriedigend», wie Godel sagte. Aus einem Umsatz von 525,6 Millionen Franken, 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr, entstand ein EBITDA von 8,7 Mio. Franken, 350 Prozent mehr als im Vorjahr, und ein Nettoverlust von 20,3 Mio. Franken. Im Vorjahr hatte der Verlust 21,6 Mio. Franken betragen. Angesichts der Tatsache, dass im Vorjahr der Verkauf des Standorts Steffisburg noch 11,8 Millionen in die Cremo-Kassen gespült habe, sei das Ergebnis für 2023 umso erfreulicher, fand Godel. Die Bruttomarge konnte um 8 Prozent gesteigert werden.
Viel Lager, wenig Liquidität
Die grosse Herausforderung im 2023 waren «gigantische Lagerbestände, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind», wie Cremo-CEO Ralph Perroud erklärte. Vor allem Milchpulver, aber auch Butter und Käse banden viel Kapital, sodass im neuen Jahr gezielt Ware verkauft und insgesamt auch weniger Milch verarbeitet wurde. Damit sei auch der Cash Flow wieder angestiegen, sagte Perroud.
Godel zeigte sich zuversichtlich, dass die Cremo bis 2026 wieder in den schwarzen Zahlen ist. Dahin gelangen will Cremo dank dem ambitiösen Transformationsplan CAP 2027, der vor einem Jahr vorgestellt wurde und bis zum Cremo-Jubiläum im Jahr 2027 zu Einsparungen von mindestens 23 Millionen Franken führen soll. Ein wichtiger Teil des Plans ist die Einführung und Inbetriebnahme eines neuen ERP-Systems, mit dem die Prozesse im Unternehmen schlanker und effizienter werden sollen, und die bis Ende 2024 abgeschlossen werden sein soll.
Im Gange ist auch die Überprüfung des Geschäfts des Gastrolieferanten Le Petit Crémier. Dieser besteht aus vier Tochterfirmen mit unterschiedlichen Sortimenten, Preisen und Kundenstämmen, was zu logistischen Ineffizienzen führt. Le Petit Crémier gehöre zwar nicht zum Kerngeschäft, trotzdem wolle man diesen Absatzkanal auf mögliche Synergien mit Cremo hin prüfen, hiess es.
Zur Transformation gehören ferner Investitionen von rund vier Millionen Franken in die Butterproduktion. Diese soll dadurch produktiver und effizienter werden. Generell wolle man auch Betriebspannen besser verhindern und beheben, sagte Perroud, dank eines zentralen Ersatzteillagers und dem Teilen von technischem Know-how.
Mehr Anstrengungen im Export
Eine Erfolgsgeschichte und strategische Schlüsselmarke ist Lattesso. Hier könne man stetig wachsen, sagte Perroud. Man überlege sich auch, in Sierre eine zweite Produktionslinie zu installieren. Ferner wolle man mit Lattesso auch vermehrt in ausländische Märkte vorstossen, auch für Milchpulver und Käse wolle man neue Exportkanäle finden. «Wir sind nicht gut im Ausland», sagte Perroud selbstkritisch.
Weniger erpicht ist Cremo auf das Regulationsgeschäft, also die Verwertung von überschüssiger Milch im Frühjahr. Es sei klar, dass Cremo hier eine wichtige Rolle für den gesamten Milchmarkt habe, aber man wolle damit kein Geld mehr verlieren. Hier sei man im Gespräch mit den Branchenpartnern.