Seit dem 13. Mai 2024 gilt in der EU das revidierte Agrargeoschutzrecht zum Schutz von geografischen Angaben. Unter anderem wurde das Eintragungsverfahren gekürzt und vereinfacht und der Schutz geografischer Angaben bei Domainnamen verbessert. Zudem können Erzeugerorganisationen neu auch bestimmte Nachhaltigkeitspraktiken (wirtschaftlich, ökologisch und sozial) verbindlich vorschreiben. Für die Schweiz ergebe sich keine rechtliche Verpflichtung, diese Neuerung zu übernehmen, sagte Roland Norer, Rechtsprofessor an der Universität Luzern, in seinem Referat.

Professor Martin Holle von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg gab ein umfassendes Update zu zwei grossen Baustellen in der EU betreffend gesundheits- und nährwertbezogenen Angaben. Die Einführung von Nährwertprofilen, die Lebensmittel erfüllen müssen, um nährwert- oder gesundheitsbezogene Angaben tragen zu dürfen, beschäftigt die EU seit 18 Jahren - bislang ohne Erfolg. Wie das neue Parlament nach den Europawahlen mit dem Thema umgehe, bleibe abzuwarten, so Holle. Die zweite Baustelle: Seit Jahren schiebt die Europäische Kommission die wissenschaftliche Bewertung von Health Claims für Botanicals auf die lange Bank - was für Hersteller und Konsumenten zu Nachteilen führt. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Das Arbeitsprogramm der EU-Kommission für 2024 nennt keinen Vorschlag zur Änderung der entsprechenden Verordnung (1924/2006) und mit den Europawahlen werden die Karten in Brüssel neu gemischt.