EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski.
Quelle: zVg eu commission
Die Initiative bringt 48 Akteure aus der gesamten Versorgungskette sowie Vertreter der EU und nationaler Behörden zusammen. Sie reagiert auf die Forderungen der Landwirte nach besseren Preisen. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski betonte, dass die Proteste der Landwirte Anfang 2024 die Unzufriedenheit mit der Lebensmittelversorgungskette verdeutlichten. Die Beobachtungsstelle soll diesen Mangel an Vertrauen und Zuversicht beheben.
Die Einrichtung des Forums sei eine Massnahme der EU-Kommission, um die faire Entlohnung der Landwirte zu gewährleisten und die Preistransparenz zu verbessern. Zudem soll die Durchsetzung der EU-Vorschriften gegen unlautere Handelspraktiken verstärkt werden. Die Umsetzung dieser Richtlinie variiert jedoch in den Mitgliedstaaten. Beispielsweise enthält das spanische Lebensmittelkettengesetz eine Klausel gegen „Verkäufe mit Verlust“, die verbietet, Landwirten weniger als ihre Produktionskosten zu zahlen. Frankreich und Kroatien setzen ebenfalls strenge Regeln durch.
Nach dem Sommer plant die Kommission Massnahmen zur grenzüberschreitenden Durchsetzung der Richtlinie. Innerhalb der EU-Kommission gibt es jedoch Skepsis über die Festlegung von Mindestpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Agrarökonomen argumentieren, dass das Problem mit der Marktstruktur zusammenhänge. Professor Jack Peerlings von der Universität Wageningen erklärte, dass die Landwirtschaft unter „vollkommenem Wettbewerb“ funktioniert. Preistransparenz sei wichtig, löse jedoch nicht das Problem niedriger Gewinnspannen.
Präsident Emmanuel Macron hatte angedeutet, Mindestpreise für den Agrarsektor einzuführen, wovor jedoch gewarnt wird, da dies zu Überproduktion und Marktungleichgewichten führen könnte. Technologische Fortschritte erhöhen zwar kurzfristig die Gewinnspannen der Landwirte, führen aber zu einer „Markttretmühle“.
Professor José María García Alvarez-Coque betonte die Notwendigkeit einer besseren Integration der Landwirte in Genossenschaften zur Stärkung ihrer Verhandlungsposition. Verbesserte Rückverfolgbarkeit und alternative Verkaufsstellen wie Bauernmärkte könnten helfen, lokale Produkte zu fördern. Kurze Lieferketten und Nischenmärkte seien für einige Landwirte rentabel, aber nicht für alle.