Käse aus Präzisionsfermentation? Den würde ein Grossteil der Deutschen kaufen und ausprobieren.
Quelle: Symbolbild Pixabay
Aktuell arbeiten Unternehmen und Institute an biotechnologischen Verfahren zur Herstellung von Milchprodukten, ohne dass Kühe zum Einsatz kommen: Bei der sogenannten Präzisionsfermentation werden mit Hilfe von Bakterien, Hefen oder anderen Pilzen Ei- und Milchproteine hergestellt. Daraus entstehen Lebensmittel wie Milch oder Käse mit vertrautem Geschmack und Textur.
Forschende der Universität Göttingen haben nun herausgefunden, dass ein Grossteil der deutschen Konsumierenden bereit ist, derart produzierten Käse auszuprobieren und zu kaufen, wie die Uni in einer Mitteilung schreibt. Die Ergebnisse der Studie, für die 2000 Menschen befragt wurden, sind in der internationalen Fachzeitschrift Future Foods erschienen.
Die Forschenden untersuchten auch, wie sich verschiedene Informationen auf die Akzeptanz von derart hergestelltem Käse auswirken. Das Fazit: Allgemein beeinflussen Informationen nur geringfügig, ob Verbrauchende Käse aus Präzisionsfermentation ausprobieren oder kaufen würden. «Lediglich der Hinweis auf die technologisch notwendigen gentechnischen Veränderungen der Mikroorganismen für den Produktionsprozess führt zu einer leicht signifikant niedrigeren Bereitschaft, das Produkt zu probieren», heisst es in der Mitteilung.
Die Befragten wurden auch mit potenziellen Vor- und Nachteilen dieser Technologie konfrontiert. Es zeigte sich, dass insbesondere die Hervorhebung einer konstant hohen Qualität der Produkte sowie Vorteile im Bereich Umwelt und Tierwohl die Bereitschaft erhöhen, einen solchen Käse zu probieren. Anders ist es, wenn Verbrauchende über mögliche Risiken informiert werden, zum Beispiel dass Landwirtinnen und Landwirte ihre Einkommensquelle durch die neue Technologie verlieren oder grosse Unternehmen zu viel Macht auf dem Markt ausüben könnten. Diese Aspekte minderten am stärksten die Kauf- und Zahlungsbereitschaft für einen solchen Käse.
«Unsere Studie zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland offen für Käse aus Präzisionsfermentation sind, wenn sie über die Vorteile und die hohe Qualität des Produkts informiert werden. Es ist jedoch wichtig, die Kommunikation sorgfältig zu gestalten, um Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft zu adressieren», wird Erstautorin Dr. Sarah Kühl, Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte an der Universität Göttingen, in der Mitteilung zitiert.
Originalveröffentlichung: Kühl, S.; Schäfer, A.; Kircher, C.; Mehlhose, C (2024): Beyond the Cow: Consumer Perceptions and Information Impact on Acceptance of Precision Fermentation-produced Cheese in Germany. Future Foods, 10, 100411. DOI:
10.1016/j.fufo.2024.100411