5

Um ohne Wartezeit zum Artikel zu gelangen, benötigen Sie ein Abonnement.

Bereits registriert oder Abonnent:in?

Login

Jetzt Abo abschliessen

Probe Abo

Kostenlos

Geniessen Sie für einen Monat kostenlos alle Vorzüge eines Premiumabos.

Premium

ab CHF 98.–/Jahr

Online

Erhalten Sie uneingeschränkten Zugang zu allen Online-Beiträgen.

mit Papierrechnung ab 123.–

Premium Plus

ab CHF 170.–/Jahr

Online

Print

Uneingeschränkter Onlinezugang

Plus monatlich das gedruckte Magazin im Briefkasten.

mit Papierrechnung ab 195.–

Zoff um Döner geht in der EU in heisse Phase

Ein Vorstoss aus der Türkei zum Schutz von Dönerfleisch erhitzt die Gemüter. Bei der EU in Brüssel läuft dazu jetzt ein Prüfverfahren. Kommen schon bald strengere Regeln?

Der internationale Dönerverband (Udofed) hat bei der Europäischen Union beantragt, Döner auf die EU-Liste mit «garantiert traditionellen Spezialitäten» aufzunehmen.

Quelle: Symbolbild Pixabay

Sollte es für die Herstellung von Dönerfleisch europaweit einheitliche Regeln geben? Und wenn ja, wie sollten diese aussehen? Über diese Fragen bahnt sich ein unappetitlicher Streit der Dönerlobby an. Hintergrund ist ein Vorstoss des Internationalen Dönerverbands (Udofed). Er hat bei der Europäischen Union beantragt, Döner auf die EU-Liste mit «garantiert traditionellen Spezialitäten» aufzunehmen.
Sollte dem Begehren stattgegeben werden, müssten Dönerspiesse künftig in der gesamten EU nach einheitlichen Regeln hergestellt werden. In Deutschland sind Gastronomie und Fleischproduzenten alarmiert und gehen mit Unterstützung der Regierung gegen den Vorstoss vor.
Ein Kritikpunkt: Sollte der Antrag angenommen werden, würde die übliche Verwendung von Kalb- und Jungrindfleisch sowie von Putenfleisch für die Dönerproduktion illegal werden.
Nach dem Antrag aus der Türkei hat Döner nämlich aus Fleisch von mindestens sechzehn Monate alten Rindern oder Keulen- und/oder Rückenfleisch von mindestens sechs Monate alten Schafen zu bestehen. Einzige Alternative wäre demnach Döner aus Hühnerfleisch, der aus Brust und/oder Schenkeln hergestellt werden müsste. Genau geregelt würde zum Beispiel auch, welche Zutaten für die Marinade zulässig sind, wie dick die Fleischscheiben zu sein haben und wie lange mariniert werden muss.
EU-Kommission prüft Einsprüche
Wie der Streit ausgeht, könnte schon bald entschieden werden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA hat in dem Prüfverfahren zu dem bereits 2022 eingereichten Antrag jüngst die heisse Phase begonnen. Demnach prüft die EU-Kommission seit einigen Tagen als zuständige Behörde die Einsprüche. Wenn sie als zulässig beurteilt werden, würde sie Konsultationen zur Streitbeilegung anordnen. Sollte in diesen keine einvernehmliche Lösung gefunden werden, müsste sich ein Ausschuss aus Vertretern der EU-Mitgliedstaaten mit dem Fall beschäftigen. Dieser könnte der Kommission dann per Mehrheitsbeschluss vorgeben, ob sie dem Antrag stattgeben soll oder nicht.
Zu den prominenten Gegnern des türkischen Vorstosses zählt der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. «Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden dürfen. Da braucht es keine Vorgaben aus Ankara», kritisiert der Grünen-Politiker im sozialen Netzwerk X. Von einem Ministeriumssprecher heisst es zudem, im Fall einer Annahme des Antrags sei mit spürbaren wirtschaftlichen Auswirkungen für Hersteller und Verkaufsstellen zu rechnen.
Neben dem Ministerium haben auch der Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bei der EU Einspruch gegen den Antrag auf Eintragung von Döner als traditionelle Spezialität eingelegt.
Aus für Gemüsedöner
Der Dehoga argumentiert ähnlich wie das Ministerium. Wenn dem Antrag stattgegeben würde, hätte dies gravierende Konsequenzen für gastronomische Betriebe wie Verbraucher: «Die Folgen wären notwendigerweise neue Bezeichnungen für Dönergerichte, damit verbundene Unklarheiten und Intransparenz, Abgrenzungsschwierigkeiten und Rechtsunsicherheiten.» Klar ist etwa, dass es keine Gemüsedöner mehr geben dürfte.
Nicht betroffen vom Antrag ist dagegen die Zubereitung von Dönergerichten. So würde beispielsweise nicht geregelt, was für Salat und welche Sosse in eine Dönertasche kommen.
Völlig unklar ist bislang, warum der Internationale Dönerverband einen Antrag eingereicht hat, der selbst dem Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa nicht passt. Auf Anfragen gab es zu dem Thema keine klare Antwort und auch aus dem Antrag selbst ist nicht ersichtlich, warum seit Jahrzehnten verbreitete Herstellungsmethoden künftig nicht mehr genutzt werden sollten.
Dort wird sogar darauf verwiesen, dass Döner zu einem kulturellen Symbol der türkischen Einwanderung nach Deutschland geworden sei - vor allem die Variante, bei der Döner mit Salat, Zwiebeln, Tomatenscheiben und Sosse im Fladenbrot serviert wird.
Nach Angaben des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa sei Döner in Berlin erstmals 1972 von dem türkischen Arbeiter Kadir Nurman hergestellt worden, heisst es in dem Antrag. «Seitdem blieben Name und Herstellungsverfahren unverändert und haben sich in Deutschland und anderen europäischen Ländern verbreitet.»
Einigung durch Konsultationen?
Zum Wort Döner schreiben die Antragsteller, das Wörterbuch der türkischen Sprache der Türk Dil Kurumu beschreibe ihn als einen Kebabtyp, bei dem Fleischscheiben horizontal auf einen Metallstab, bekannt als Döner-Spiess, aufgeschichtet und durch Drehung um dessen Achse in senkrechter Position vor einer Hitzequelle gegart würden. Der Begriff stamme von dem Verb dönmek, das im Deutschen «sich drehen» bedeute. Kebab sei eine allgemeine Bezeichnung, die für alle Arten von Fleisch verwendet werde, das vor einer Hitzequelle gegart werde, und ursprünglich ein arabisches Wort.
Wie der Streit enden könnte? Die Antragsteller rudern mittlerweile schon ein wenig zurück. Man wolle mit dem Antrag niemandem schaden, schon gar nicht dem deutschen Markt, sagt Huriye Özener, Beraterin des Internationalen Dönerverbands in der Türkei. Es gehe lediglich darum, die Tradition und die Zubereitung des Fleisches zu schützen. Und darum, dass anerkannt werde, dass der Döner aus der Türkei komme.
Was zum Beispiel die Verwendung von Kalb- und Putenfleisch angehe, könne man sich an einen Tisch setzen und darüber reden. Dafür könnte schon in wenigen Wochen das Streitbeilegungsverfahren der EU-Kommission starten.
Worum es neben symbolischen Dingen geht, zeigen Zahlen auf der Website des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa. Er geht davon aus, dass europaweit zuletzt etwa 400 Tonnen Döner pro Tag produziert wurden und beziffert die Zahl der Beschäftigten in der Branche auf circa 60'000.
Der Döner-Streit sorgt unterdessen dafür, dass sich selbst solche Politiker als Döner-Fans outen, die normalerweise eher für regionale Spezialitäten werben. So schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf X, Döner sei «definitiv unter den Top 3» seiner Lieblingsessen. Davor kämen nur noch Rostbratwürste und Hühnchen.

Ähnliche Beiträge

Wichtige Nachricht verpasst?

Nicht wenn Du den kostenlosen Newsletter abonniert hast.