Quelle: zVg proviande
Wir essen zu viel und insbesondere zu viel Fleisch. Diese Kritik wird seit Jahrzehnten geäussert - oft und immer durchdringender. Das mediale Bombardement, das über die Fleischbranche hinabgeht, wird von dieser stoisch ertragen. Ist das so? «Es macht sich eine gewisse Ermüdung breit», sagt Balz Horber, ehemaliger Direktor des Schweizerischen Fleischfachverbandes (SFF). Und es zehre an den Kräften, wenn man sich dauernd erklären müsse, warum der Fleischkonsum nicht unbedingt schlecht sein müsse. Horber forderte am 21. August an der Jubiläums-Fachtagung von Proviande, die Metzger dazu auf, sich ein neues Selbstbewusstsein zuzulegen und mehr Berufsstolz zu erlangen.
Vor 75 Jahren gab es diese Diskussionen noch nicht. Die Schweiz befand sich in der Nachkriegszeit und die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln stand an erster Stelle. Darum wurde 1949 die Genossenschaft für Schlachtvieh- und Fleischversorgung (GSF) als Organisation der Schweizer Fleischbranche gegründet. Mitglied des Genossenschaftsverbandes waren die Vertreter der Händler und Importeure, der Produzenten und der Konsumenten. Die Verwaltung bestand aus einem «neutralen» Präsidenten sowie 24 Vertretern der Mitgliederorganisationen. Georg Rutishauser, der erste Präsident, war zeitgemäss ein Oberkriegskommissär und Metzger.
Die Aufgaben der GSF waren die Organisation der Vermarktung des Schlachtviehs in der Schweiz und die Fleischbeschaffung und sie war der Aufsicht des Bundesrates unterstellt. An den Verwaltungssitzungen nahmen auch Vertreter der Bundesbehörden teil. Die GSF strebte eine Anpassung der Produktion an die Bedürfnisse des Inlandmarktes sowie die Realisierung von Schlachtviehpreisen, welche die Kosten der Produktion deckten, an. Dazu wurden Richtpreise festgesetzt, welche auf den von der GSF organisierten Grossvieh-, Kälber- und Schafmärkten verbindlich waren.
1998 wurde die Schlachtviehverordnung revidiert und die GSF aufgelöst. An ihre Stelle ist die privatrechtlich organisierte Genossenschaft Proviande getreten. Diese sei eine wichtige und kompetente Ansprechpartnerin, sagte Christian Hofer, Direktor Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Man müsse in die Zukunft schauen, die AP 2030 warte schon. Auch darin sei die Sicherstellung der Ernährung die grösste Aufgabe. Die Nahrungsmittelproduktion dürfe nicht ins Ausland verlagert werden. Gerade die Schweiz als Grasland könne es sich nicht leisten, auf die Tierhaltung zu verzichten.