Der Gerichtsprozess gegen den ehemaligen Elvetino-Chef beginnt am 5. September.
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Die SBB hatten den Bahngastronomie-Chef im Jahr 2017 per sofort freigestellt. In der Medienmitteilung von damals hiess es, das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben. Die SBB würden keine Verstösse gegen Gesetze oder den Verhaltenskodex tolerieren.
Die Anklageschrift für den Prozess am 5. September zeigt, was damit gemeint war: Der ehemalige Chef der Elvetino AG, einem 100 prozentigen Tochterunternehmen der SBB, hat sich gemäss Anklage grosszügig in der Firmenkasse der Bahngastronomie bedient.
Der Zuger ist wegen einer ganzen Reihe von Delikten angeklagt, unter anderem ungetreuer Geschäftsbesorgung, Veruntreuung und Betrug. Mit welchem Strafmass die Staatsanwaltschaft den ehemalige Firmenchef bestraft sehen will, gibt sie erst beim Prozess bekannt.
Eigentlich hätte der Prozess bereits im Mai stattfinden sollen, wurde jedoch kurzfristig abgesagt und auf September verschoben. Der heute 68-jährige Beschuldigte sass im Frühling 2019 einen Monat in Untersuchungshaft. Heute gibt er als Beruf Rentner an.
«Kartoffelernte» als Zahlungsgrund
Schon kurz nach seinem Einstieg bei Elvetino stellte er einen alten Freund als Berater an. Dieser hatte eine KV-Lehre absolviert und arbeitete als Seemann. Als externer Logistikberater verrechnete er seinem Auftraggeber Elvetino dann einen Tagesansatz von 2500 Franken.
Dieser Berater verfasste etwa den Bericht über die ersten 100 Tage des Chefs - was dieser gemäss Anklage selber hätte machen müssen. Über die Jahre verdiente der Freund so fast eine Million Franken.
Im Jahr 2015 vereinbarte der damalige CEO mit seinem langjährigen Freund, dass dieser ihm als «Dankeschön» für die Aufträge künftig 20 Prozent des Honorars zurückzahlen solle. Als Zahlungsgrund gab der Berater jeweils «Kartoffelernte» oder «Mangoernte» an. Für die Staatsanwaltschaft waren dies klar «Kick-backs» und somit verboten.
Selber Gastro-Artikel aus China importiert
Mit einem alten Kollegen aus dem Handballverein gründete der Elvetino-Chef zudem eine Firma, die Gastronomieartikel aus China importierte. Diese Firma soll die Artikel dann zu deutlich überhöhten Preisen an die Elvetino verkauft haben.
Bei anderen Importeuren wären diese Artikel nicht nur günstiger gewesen, sondern auch brauchbar: Verschlussclips, Salatzangen und Kaffeebecher erwiesen sich gemäss Anklageschrift als nicht lebensmittelecht und mussten entsorgt werden.
Trüffelhandel in Ungarn
Der ehemalige Elvetino-Chef mischte mit dem Firmengeld auch im Trüffelhandel in Ungarn mit und gründete eine Stiftung für Waisenkinder in Uganda, wobei im Stiftungsrat einzig der Elvetino-Chef und sein alter Berater-Freund sassen.
Weiter erhöhte er sich selber seinen Lohn, verprasste Unmengen an Spesengeldern und leistete sich private Luxusreisen zusammen mit seiner Partnerin. Vor Gericht stehen am 5. September auch sein langjähriger Freund, der als Berater für Elvetino arbeitete, sowie sein Kollege aus Handballzeiten, mit dem er die Importfirma für chinesische Gastronomieartikel gründete.