Der Physiker Michele Segantini demonstriert, wie kompakt der EPRoC-Sensor ist.
Quelle: Luca Segantini
Als erste Anzeichen, dass Lebensmittel verderben, bilden sich in den meisten Produkten hochreaktive Moleküle, so genannte freie Radikale. Diese Moleküle nachzuweisen, ist bislang sehr aufwändig: Die einzige direkte Methode ist die paramagnetische Elektronenspinresonanz (EPR). Herkömmliche EPR-Geräte sind jedoch teuer und platzraubend, sie benötigen Elektromagnete, die keinen Batteriebetrieb zulassen und auch in der Anschaffung und im Betrieb viel Geld kosten. Alternativ stehen chemische Methoden zur Verfügung, die nicht nur sehr arbeitsaufwändig sind, sondern auch giftige Abfälle erzeugen.
EPR-on-a-Chip-Sensor
Nun hat ein Team vom Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) und der Universität Stuttgart einen tragbaren und kostengünstigen «EPR-on-a-Chip»-Sensor entwickelt, der freie Radikale auch in geringsten Konzentrationen nachweisen kann. Nun bereitet das Team die Gründung eines Spin-off-Unternehmens vor - SpinMacIC. «Wir werden kleine, tragbare und erschwingliche EPR-Geräte herstellen, die wir auf die Bedürfnisse des Kunden zuschneiden können», erklärt der Physiker Michele Segantini (HZB). Zum Gründerteam gehören neben Segantini der Elektrotechniker Anh Chu, der Physiker Belal Alnajjar, die beide an der Universität Stuttgart im Team von Professor Jens Anders forschen, sowie der Betriebswirtschaftler Jakob Fitschen. Während das Team an der Universität Stuttgart die «Hardware» optimierte, untersuchte Segantini, wo und wie die Erfindung auf dem Markt eingesetzt werden könnte.
Olivenölhersteller und Brauereien als Pilotkunden
«Wir sehen ein großes Potenzial für Anwendungen, zunächst vor allem in der Lebensmittelproduktion», sagt Segantini. Während seiner Doktorarbeit nahm er Kontakt zu einer Vielzahl von Branchen auf und identifizierte Olivenölhersteller und Brauereien als Pilotkunden. Bisher haben diese Unternehmen ihre Produkte mit aufwändigen chemischen Methoden getestet, bei denen relevante Mengen giftiger Abfälle anfallen. «EPRoC ist nicht nur viel empfindlicher, sondern auch weniger zeitaufwändig, so dass die Proben während des gesamten Prozesses wiederholt analysiert werden können. Dies liefert zusätzliche Erkenntnisse, die zur Optimierung der Produktionsprozesse genutzt werden können, um die Haltbarkeit und Oxidationsbeständigkeit der Produkte zu verlängern», betont Segantini.
Für die Zukunft planen die Gründer, ihr Produkt auch für andere Anwendungsbereiche wie medizinische Diagnostik, Arzneimittelentwicklung, Halbleitertechnologie und das Monitoring von Batterien anzupassen.