Der Vacherin Mont-d'Or AOP als Familiensache: Amélie, Serge und Robin André.
Quelle: SCM
Renaud Freymond freut sich über den Titel «Swiss Champion» für «Le Brigand du Jorat».
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Ihr Gruyère ist der beste Käse in der Kategorie Hart- und Extrahartkäse: Markus und Caroline Sturny.
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Superjuror Philippe Moreau.
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Manon Vauthey...
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Superjuroren Christian Zürcher (r.) und Philippe Bardet.
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Aus über 1100 Käsen wählte eine 175-köpfige Jury in Bern die 32 Kategoriensieger.
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Berufsstolz, herausragendes Handwerk und exzellente Käse: Am späten Freitagabend lässt sich im Palazzo dei Congressi in Lugano erleben, wofür die Swiss Cheese Awards stehen. Die unterhaltsame Awardfeier, welcher der Mentalist und Zauberkünstler Federico Soldati seinen magischen Stempel aufgedrückt hat, ist vorbei. Das Galadinner verspeist. Weit nach 22 Uhr präsentieren die Käserinnen und Käser, die in einer der 32 Kategorien des Käsewettbewerbes gewonnen haben (siehe Box auf Seite 25), im Foyer des Kongresszentrums ihre Siegerkäse. Die Käserinnen und Käser strahlen mit ihren Goldmedaillen um die Wette, das Publikum verkostet eifrig die prämierten Käse, es wird gefachsimpelt und gratuliert.
Besonders viel Beachtung erhalten die «Swiss Champions» - die drei besten Schweizer Käse, die eine 37-köpfige Superjury aus den 32 Kategoriensiegern ausgewählt hat. In der Kategorie Hart- und Extrahartkäse hat der Gruyère AOP von Markus Sturny von der Käserei Lanthen im freiburgischen Schmitten gewonnen. Bei den Halbhartkäse hat «Le Brigand du Jorat» von Muhamet Lekiqi und Renaud Freymond von der Fromagerie de Saint-Cierges (VD) den Sieg davon getragen. Auch in der Kategorie Weich- und Frischkäse hat ein Käse aus dem Waadtland gewonnen, der Vacherin Mont-d’Or AOP von der Fromagerie André SA in Romanel-sur-Morges.
Mehr Sichtbarkeit für Käsevielfalt
Der Käserverband Fromarte, der die Swiss Cheese Awards alle zwei Jahre durchführt, hat heuer bei der 13. Ausgabe zum ersten Mal drei «Swiss Champions» gekürt statt wie bisher nur einen. Damit wolle man die Schweizer Käsevielfalt besser zum Ausdruck bringen, erklärte Fromarte-Direktor Jacques Gygax im Gespräch mit foodaktuell. «Wir wollen zeigen, dass wir auch bei den Weich-, Frisch- und Halbhartkäsen exzellente Produkte haben.»
Drei Champions zu wählen statt nur einen sei auch bei der Superjury gut angekommen, sagte Jury-Präsidentin Monika Lüscher Bertocco. Die Jurorinnen und Juroren - 26 aus der Schweiz, 11 aus dem Ausland - hätten es geschätzt, nicht mehr sehr unterschiedliche Käse vergleichen zu müssen. Die Herausforderung, so viele verschiedene Käse zu bewerten, habe die Jury sehr professionell gemeistert. Bei der Bewertung zählten Geschmack und Aroma am meisten.
Ein Vergnügen sei es gewesen, die 32 Kategoriensieger bewerten zu dürfen, sagte Philippe Moreau. Der belgische Käser und Affineur nimmt seit 12 Jahren als Mitglied der Jury und Superjury an den Swiss Cheese Awards teil. Die Qualität der Wettbewerbskäse sei «sehr, sehr hoch», unter den 32 Käsen habe er vier bis fünf «wahre Goldstücke» entdeckt. Der Gipfel des Genusses, den er sich bei de Jurierung bis am Schluss aufbewahrt habe, sei der Vacherin Mont-d'or gewesen. Entsprechend glücklich zeigte sich Moreau nach der Siegerehrung, dass sein Liebling es zum Swiss Champion geschafft hatte. Für Christian Zürcher, Direktor der Emmi-Tochter Fromco und ebenfalls Mitglied der Superjury, zeigen die 32 Kategoriensieger den Reichtum der Schweizer Käselandschaft. «Bei jedem sieht man die Handschrift des Käsers.» Zürcher lobte auch die «gute bis hervorragende» Qualität der Käse. Über 25 der 32 Kategoriensieger seien «Topklasse», die Qualität viel ausgeglichener als bei internationalen Wettbewerben.
Mit dabei in Lugano waren auch um die 50 Journalisten und Influencerinnen aus der Schweiz und den wichtigsten europäischen Exportmärkten für Schweizer Käse. Eingeladen hatte sie Switzerland Cheese Marketing (SCM). «Der Wettbewerb ist ein wichtiges Schaufenster, um die Werte des Schweizer Käses wie Handwerk, Tradition und Natürlichkeit zu transportieren», so SCM-Marketingleiter Martin Spahr. «Und die Vielfalt: Fast niemand weiss, dass die Schweiz auch ausgezeichneten Weichkäse hat.» Ganz bewusst setzt SCM dabei auf Instagram und TikTok, um ein junges Zielpublikum zu erreichen. Bei den letzten Swiss Cheese Awards vor zwei Jahren habe man mit kurzen Beiträgen über die Siegerkäser aus dem Stand heraus bis zu drei Millionen Views pro Video erreicht, so Spahr.
Eine herbstliche Käseplatte
Während die Superjury die 32 Kategoriensieger verkostete, massen sich sechs Teilnehmende im Käseplatten-Wettbewerb. In anderthalb Stunden mussten sie eine attraktive Käseplatte für 15 bis 20 Personen gestalten, die auch fünf AOP-Käse enthalten musste. Mit einer herbstlich inspirierten Käseplatte sicherte sich Manon Vauthey Manon aus dem freiburgischen Cugy den Sieg.
Die nächsten Swiss Cheese Awards finden vom 6. bis 11. Oktober 2026 in der Stadt Freiburg statt. Stadtammann Thierry Steiert war persönlich nach Lugano gereist, um den Staffelstab zu übernehmen.
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Le Brigand du Jorat
«Der Sieg ist eine enorme Belohnung für unsere Arbeit», sagte Renaud Freymond, der die Käserei in Saint-Cierges (VD) seit 2015 führt. Den «Brigand du Jorat» hat sein Vater Pierre-André 2009 erfunden. Jährlich werden über 260000 Kilogramm Rohmilch zu der Spezialität verkäst, deren Geschmack Freymond als mild und cremig bezeichnet. Charakteristisch sind die Tannen auf der Rinde, eine Hommage an das Waldgebiet Jorat, und die rötlich-braune Farbe der Rinde. Sie rührt daher, dass die rund 6,5 Kilogramm schweren Laibe während der Reifung mit Vin cuit eingerieben werden, eingedicktem Birnen- und Apfelsaft. Der Käse wird vor allem als Schnittkäse verkauft, in der Herkunftsregion wird er auch als Fondue gegessen, wobei zwei Drittel Gruyère und ein Drittel Brigand gemischt werden.
www.lebrigand.ch
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Vacherin Mont-d'Or AOP
In der Fromagerie André aus dem Waadtländer Romanel-sur-Morges ist Käsen Familiensache. Neben Vater Serge André arbeiten seine Tochter Amélie und sein Sohn Robin in der Käserei mit. Neben dem preisgekrönten Vacherin Mont-d'Or AOP produziert die Käserei auch Tomme Vaudoise und Mozzarella aus Kuh- und Büffelmilch. Der Sieg sei eine Belohnung für die viele Arbeit, die hinter dem Käse stecke, sagte Robin André. «Und es ist ein Sieg für das ganze Team.» Die Auszeichnung sei beste Werbung für ihren Käse, sagte Amélie André. Sie freue sich auf eine gute Saison.
www.fromagerieandresa.jimdoweb.com
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Gruyére AOP
Er habe schon im Hinterkopf gehabt, dass es reichen könnte, weil in den letzten Jahren ein Gruyère AOP den Gesamtsieg errungen habe, sagte Markus Sturny von der Käserei Lanthen im freiburgischen Schmitten. Trotzdem seien er und seine Frau Caroline dann freudig überrascht gewesen. Sturny hat Award-Erfahrung: An den Internationalen World Cheese Awards gewann er schon mehrere Medaillen, im 2010 sogar die Goldmedaille. Sturny erklärte, er habe die eine Hälfte des Käselaibes, den er für die Erstjurierung eingereicht hatte, vakuumiert, damit er bei einem Kategoriengewinn genau den gleichen Käse erneut liefern konnte. Der Sieg sei eine Freude für ihn, für die Käsereigenossenschaft, die Angestellten und auch für die Kunden.
www.kaeserei-lanthen.ch