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"Diese Unsicherheit lähmt den Fortschritt"

Andreas Zopfi, Geschäftsführer des Schweizerischen Verpackungsinstituts (SVI), spricht im Trendinterview über Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft, die Bedeutung neuer Verpackungsmaterialien, den akuten Fachkräftemangel sowie die zukunftsweisenden Chancen und Entwicklungen der Schweizer Verpackungsbranche.

Andreas Zopfi.

Quelle: zVg

Andreas Zopfi, die Rechtsunsicherheit in Bezug auf die PPWR hat die Branche 2024 in Aufruhr versetzt. Wie sehen Sie das?
Andreas Zopfi: Die Unsicherheit durch die PPWR hat deutliche Spuren in der Branche hinterlassen. Viele Unternehmen zögern, weil sie nicht wissen, ob sie langfristig auf die richtige Technologie setzen. Investitionen in Maschinen und Systeme werden durch fehlende Klarheit erschwert. Diese Unsicherheit lähmt den Fortschritt, und viele Unternehmen suchen nach Orientierung, um dennoch handlungsfähig zu bleiben.
Worauf müssen Ihre Mitgliedsfirmen und alle in der Verpackungsbranche tätigen Unternehmen im Umgang mit der PPWR jetzt besonders achten
Es ist wichtig, dass Unternehmen die ökologischen Anforderungen der EU-Richtlinie klar im Fokus haben. Ziel ist die Ressourcenschonung und ein funktionierender Kreislauf. Leider wurden die Vorgaben weitgehend von politischen Entscheidungsträgern ohne ausreichende Einbindung der Wirtschaft definiert. Das SVI unterstützt seine Mitglieder mit Webinaren und Veranstaltungen, um Wissen und Handlungssicherheit zu vermitteln.
Die Kreislaufwirtschaft ist ebenfalls initialisiert. Welche Herausforderungen kommen aus Ihrer Sicht in nächster Zeit auf die Branche zu?
Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft ist begrüssenswert, aber die Umsetzung zeigt grosse Lücken. Vor allem fehlen vielerorts geeignete Sammel- und Verwertungssysteme, die den Materialfluss sicherstellen. Eine funktionierende Infrastruktur ist essenziell, um die positiven Effekte dieser Initiative wirklich ausschöpfen zu können.
Thema Alternative Packstoffe und Kompostierbarkeit: Welche Hürden und Herausforderungen sind hier zu beachten?
Alternative Materialien wie Algenprodukte oder kompostierbare Kunststoffe sind spannende Ansätze. Die Herausforderung liegt jedoch in der Trennung und Rückgewinnung dieser Materialien. Wenn solche Stoffe in herkömmliche Recyclingströme geraten, kann dies die Qualität und Verwertbarkeit der Produkte negativ beeinflussen. Es braucht klare Regelungen und Prozesse, um den nachhaltigen Einsatz zu fördern.
Also besteht die Schwierigkeit darin, dass jetzt verschiedenste Materialien eingesetzt werden – ja noch schwieriger, diese nachher auseinanderzuhalten?
Genau, die Vielfalt der Materialien macht es zunehmend schwierig, qualitativ hochwertige Recyclingströme aufrechtzuerhalten. Wenn etwa kompostierbare Kunststoffe in den Polyethylen-, Polypropylen-, PET- oder Polystyrol-Strom gelangen, können daraus hergestellte Produkte wie Rohre beeinträchtigt werden. Dieses Problem verdeutlicht, wie wichtig technische Lösungen und präziseMaterialtrennung sind.
Verpackungsspezialisten sind gefragter denn je. Wie sehen die Anmeldungen zu den SVI-Veranstaltungen und -Weiterbildungen aus?
Vor diesem Interview habe ich eine Google-Suche gestartet: Ich habe in das Suchfeld den Begriff «Packaging Manager» eingegeben – das Suchergebnis ergab 105 offene Stellen in der Schweiz! So viele waren es in den letzten Jahren noch nie. Der Bedarf an Verpackungsexperten war daher noch nie so gross wie heute. Gleichzeitig ist die Zahl der Ausbildungsanmeldungen bei der SVI Academy leiderrückläufig. Das zeigt, dass die Branche dringend mehr Aufmerksamkeit und Förderung braucht. Denn Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
Woran könnte es aus Ihrer Sicht haken?
Eine wichtige Herausforderung ist die Bekanntheit der Angebote. Viele Verpackungsabnehmer kennen offensichtlich den SVI noch nicht und nutzen daher die umfangreichen Weiterbildungs- und Informationsmöglichkeiten nicht, die wir bieten. Hier müssen wir in der Kommunikation stärker werden, um unsere Expertise breiter verfügbar zu machen. Aus diesem Grund sind wir auch unter anderem an der Empack 2025 vertreten, um beispielsweise im Rahmen der kostenlosen «Packaging Talks» kompaktes Fachwissen aus erster Hand anzubieten.
Welche Themen werden bei den «Packaging Talks» im Rahmenprogramm der Empack 2025 besonders fokussiert?
Die «Packaging Talks» fokussieren sich auf zwei Hauptthemen: die Zukunft nachhaltiger Verpackungslösungen und die Entwicklung neuer Materialien. Ausserdem wird die Funktionalität von Verpackungen wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt. Die Talks bieten umfassendes Wissen von führenden Branchenvertretern – dies alles kostenlos und auf höchstem Niveau. Es ist ausserdem eine wunderbare Gelegenheit, untereinander ins Gespräch zu kommen.
Welche Beiträge sollte man sich als Verpackungsspezialist unbedingt live in Zürich anhören?
Alle Themen sind so gewählt, dass sie einen direkten Mehrwert für die gesamte Branche bieten. Besonders spannend sind Beiträge zu innovativen Materialien und der Transformation der Verpackungswirtschaft. Wer sich für die neuesten Entwicklungen interessiert, sollte die Empack 2025 keinesfalls verpassen.
Auf welche besonderen Siegerprojekte darf man sich jetzt schon beim «Swiss Packaging Award» an der Fachmesse freuen?
Der Wettbewerb zeigt eine erfreuliche Vielfalt, darunter auch innovative Heimlieferlösungen. Obwohl die Zahl der Einreichungen etwas kleiner ausfiel als im Jahr 2023/2024, ist die Qualität der Beiträge beeindruckend. Besucher können sich auf faszinierende Präsentationen rund um spannende Designs, Materialien und Verpackungslösungen an unserem Stand freuen.
Worauf freuen Sie sich besonders im Hinblick auf die Empack 2025 in Zürich?
Die Empack ist der Treffpunkt der Branche und ein Highlight für alle, die sich für Verpackungslösungen interessieren. Ich schätze besonders den direkten Austausch mit Mitgliedern und Partnern. Die positive Resonanz und die starke Auslastung der Messe zeigen, dass sie ein unverzichtbarer Bestandteil der Schweizer Verpackungswirtschaft ist.

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