Moderator Michael Hugentobler (links) leitete die Podiumsdiskussion mit
Johannes Schefer, Hans Aschwanden und Björn Schattschneider.
Quelle: zVg
Michael Hugentobler, Leiter Nachhaltigkeit bei Elsa, eröffnete das Symposium mit einem Vortrag zur Bedeutung von Nachhaltigkeit und den Erwartungen der Konsumenten. Er führte die Zuhörer zurück in das 18. Jahrhundert, als Hans Carl von Carlowitz erstmals das Konzept einer nachhaltigen Ressourcennutzung beschrieb. Diese Prinzipien sind aktueller denn je, wie der steigende Druck auf alle Branchen zur Reduktion ihres CO2-Fussabdrucks zeigt.
Hugentobler betonte, dass die Landwirtschaft zwar für 13 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist – deutlich weniger als Verkehr (32%) oder Industrie (20%) –, dennoch aber eine wichtige Verantwortung trägt. Besonders kontrovers diskutiert wurde das Thema Foodwaste. Heute wird Molke vom Bundesamt für Umwelt als Foodwaste dargestellt, als Nebenprodukt der Käseproduktion ist es aber keineswegs Abfall sei, sondern wird in vielen Bereichen weiterverwendet. Mit Programmen wie AgroImpact oder SBTI können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele gezielt weiterentwickeln.
Neue Herausforderungen durch das CO2-Gesetz 2025
Björn Schattschneider von Instaplan skizzierte in seinem Vortrag die tiefgreifenden Veränderungen, die mit dem neuen CO2-Gesetz ab 2025 auf die Branche zukommen. Er warnte vor steigendem bürokratischem Aufwand und höheren Eintrittshürden für die Rückerstattung von CO2-Abgaben. «Die Herausforderungen sind gross, und der Weg wird lang und steinig», betonte Schattschneider.
Besonders die Optimierung der Energieversorgung stellt milchverarbeitende Betriebe vor komplexe Aufgaben, da die Form und Menge des Energiebedarfs zeitlich stark schwankt. Individuelle Lösungen sind gefragt, da die Betriebsparameter stark variieren. Er stellte ebenfalls fest, dass die höheren Anforderungen des Gesetzgebers das Projekt für die Wirtschaft nicht nur attraktiv macht.
Praxisnahe Lösungsansätze
Hans Aschwanden vom Branchenverband Fromarte und Johannes Schefer von der Bergkäserei Gais präsentierten Ansätze aus der Praxis. Während Aschwanden das Erfolgsmodell «Benchmark Modell Energie» erläuterte, welches seit über einem Jahrzehnt CO2-Rückerstattungen für 330 Mitglieder ermöglicht, wies er zugleich auf die Risiken hin: Die steigenden Anforderungen des neuen Gesetzes könnten dieses Modell gefährden.
Johannes Schefer zeigte, wie Synergien in der Praxis genutzt werden können. Die Bergkäserei Gais setzt seit über einem Jahr auf Abwärme aus einem regionalen Rechenzentrum sowie auf Photovoltaik. Diese Massnahmen erlauben eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energie. Schefer betonte jedoch, dass langfristige Erfolge nur durch kontinuierliche Optimierung und gemeinsames Engagement möglich seien.
Generalversammlung und Ehrungen
Im Anschluss an das Symposium fand die 75. Generalversammlung des Vereins statt. Marco Rölli wurde neu in den Vorstand gewählt und ersetzt Manuel Müller. Zudem wurden 17 Mitglieder für ihre 25-jährige Zugehörigkeit als zukünftige Freimitglieder geehrt.
Mit Stolz nahm die Klasse 24/25 mit 24 neuen Mitgliedern ihren Platz im Verein ein. Traditionell durften 17 Absolventinnen und Absolventen ihre Diplome entgegennehmen. Besonders hervorgehoben wurde Marcel Birrer, (Neue Napfmilch, Hergiswil am Napf), dessen Diplomarbeit mit der Note 5.5 ausgezeichnet wurde.
Der Tag verdeutlichte eindrucksvoll, wie die Milchwirtschaft den Balanceakt zwischen Tradition und Zukunftsorientierung zu meisten versucht – mit Herausforderungen, aber auch mit klaren Lösungen und Perspektiven.