Die Migros garantiert bei Importfleisch nicht mehr zwingend die gleichen Mindeststandards wie bei Schweizer Fleisch.
Quelle: Symbolbild Genossenschaft Migros Zürich
Migros-Chef Mario Irminger sorgte kürzlich mit einer Preisoffensive für Schlagzeilen. Gleichzeitig gab er aber auch Abstriche beim Tierwohl bekannt. Der Detailhändler hat vor, das Ziel aufzugeben, bei Importfleisch gleiche Mindeststandards zu garantieren wie beim Schweizer Fleisch, wie Irminger in der «Rundschau» sagte.
Dagegen möchten die Stiftung für das Tier im Recht (TIR), der Verein Pro Nutztier und der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen vorgehen, wie das Onlinemedium «20 Minuten.ch» schreibt. Die Organisationen fordern in einem offenen Brief ein Umdenken von Irminger. Darin heisst es: Das Anbieten von Billigfleisch durch die Migros führe dazu, dass im Ausland die Produktion tierquälerisch erzeugter Produkte gefördert werde. Die Migros rücke mit ihrem geplanten Vorhaben von ihrem Versprechen ab, die Schweizer Tierhaltungsstandards bei all ihren Produkten aus dem Ausland einzuführen. Der Entscheid widerspreche ausserdem dem von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler geprägten Grundsatz der gesellschaftlichen Verantwortung.
Insbesondere in Ländern ausserhalb Europas gebe es teilweise kaum oder keine Anforderungen an das Tierwohl, wie eine TIR-Mitarbeiterin, gegenüber «20 Minuten» sagt. Zwar hätten auch andere Detailhändler wie Coop und Aldi Handlungsbedarf wegen tiefer Mindeststandards bei Importfleisch. Stossend bei der Migros sei aber, dass sie ihr Versprechen aufgebe. Migros verliere nicht nur ihre Vorbildrolle, sondern auch die Glaubwürdigkeit.
Es könne sein, dass Fleisch mit der tiefsten M-Check-Stufe verkauft werde, wird Migros-Sprecher Tobias Ochsenbein zitiert. Das bedeute, dass in seltenen Fällen, wenn Dokumente zu besonderen Programmen oder Labels nicht vorhanden seien, automatisch die niedrigste Bewertung von einem Punkt vergeben werde, da die Einhaltung über die minimalen gesetzlichen Anforderungen hinaus nicht bestätigt werden könnten. Die M-Check-Bewertung wird von Tierschutzorganisationen bemängelt. Sie sei ziemlich kompliziert und undurchsichtig.
Gegenüber TA-Media hält die Migros auf Anfrage fest, dass bei diversen tierischen Produkten auch die Importe mindestens dem Schweizer Tierschutzgesetz entsprechen würden. Die Umsetzung bei allen Produkten sei aber leider nicht immer möglich – «unter anderem bedingt durch die Tatsache, dass wir nur Teilstücke beziehen – oder nur zeitlich beschränkt importieren».