01.05.2024


EU-Kommission lässt den Nutri-Score fallen
Die EU-Kommission hat offenbar ihre Pläne begraben, den Nutri-Score europaweit als verpflichtende Kennzeichnung einzuführen.

Vor allem die Italiener hatten in der EU gegen den Nutri-Score lobbyiert.
Quelle: zVg
Bereits 2022 hätte die Europäische Kommission eigentlich einen Vorschlag für eine EU-weit einheitliche und verbindliche Nährwertkennzeichnung vorlegen sollen. Bis heute fehlt ein solcher Vorschlag. Nun scheint die EU-Kommission die Pläne für eine verpflichtende EU-weite Kennzeichnung mit dem Nutri-Score fallen gelassen zu haben. Das zeigt ein investigativer Bericht von Radio France, der am Freitag veröffentlicht wurde.
Auf den Bericht angesprochen, schuf Kommissionsprecherin Anna-Kaisa Itkonen an einer Medienkonferenz vom 28. Februar keine Klarheit. Sie wollte weder bestätigen, dass die EU den Nutri-Score fallen gelassen hat. Noch bestätigte sie, dass die EU-Kommission weiterhin auf den Nutri-Score setzt. Die Kommission halte aber am Anspruch fest, transparente Informationen zu bieten, um den Konsumenten eine informierte Wahl im Supermarkt zu ermöglichen, sagte Itkonen. Dazu arbeite man weiterhin mit den Mitgliedstaaten zusammen. Allerdings sei das Thema komplex und es sei schwierig, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Vor allem Italien hat sich in der EU vehement gegen eine obligatorische Einführung des Nutri-Score gewehrt. Das Label diskriminiere traditionelle italienische Spezialitäten, lautete der Vorwurf der Italiener. Laut foodnavigator.com bezeichnete Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobribida den Entscheid der EU-Kommission als «Sieg» für seine Regierung im Kampf gegen die «irreführenden Angaben» des Nutri-Score.
Foodwatch fordert verbindliche Einführung in Deutschland
In Deutschland fordert die Verbraucherorganisation foodwatch die Bundesregierung auf, den Nutri-Score verpflichtend einzuführen. «Wenn Brüssel nicht liefert, muss jetzt Berlin handeln», wird Luise Molling, Expertin für Gesundheitsprävention bei foodwatch Deutschland, in einer Mitteilung zitiert. In Deutschland war der Nutri-Score 2020 auf freiwilliger Basis eingeführt worden.
Auch in der Schweiz wird der Nutri-Score seit 2019 von verschiedenen Detailhändlern und Lebensmittelproduzenten auf freiwilliger Basis verwendet. In den letzten Monaten sind aber mehrere Unternehmen wieder abgesprungen: So verzichtet etwa die Migros künftig bei ihren Eigenmarken auf die Lebensmittelampel. Auch Emmi verabschiedet sich vom Nutri-Score (foodaktuell berichtete). Nutri-Score-Pionierin Danone gab im September 2024 bekannt, den Nutri-Score von seinen trinkbaren Produkten zu entfernen. Wegen einer Überarbeitung der Kennzeichnung würden die trinkbaren Milch- und pflanzbasierten Produkte wie die Actimel-Joghurts und Alpro-Drinks künftig in einer Kategorie mit Softdrinks eingeordnet. Dies führe zu «absurden» Bewertungen, argumentierte Danone (foodaktuell berichtete).


