Geschätzte 15 Millionen Kleinpakete verschickten chinesische Anbieter wie Temu und Shein letztes Jahr per Luftfracht direkt in die Schweiz.
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Handys, Kleider, Möbel: Die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz kauften letztes Jahr für 14,9 Milliarden Franken Waren und Güter online. Der Konsum im Onlinehandel stieg damit im Vergleich zu 2023 um 500 Millionen Franken, ein Plus von 3,5 Prozent. Das geht aus der Gesamtmarkterhebung hervor, denn der Handelsverband.swiss zusammen mit der Marktforscherin NIG/GfK und der Schweizerischen Post erhoben und am Donnerstag in Zürich an seiner Jahreskonferenz präsentierte.
Auslandeinkäufe legen um 18 Prozent zu
Die Inlandeinkäufe bei Schweizer Onlinehändlern stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent auf 12,3 Milliarden Franken. Grosser Gewinner ist dabei Digitec Galaxus mit einen Umsatzplus von 18 Prozent. Deutlich stärker als die Inlandeinkäufe stiegen die Auslandeinkäufe. Sie legten um 18 Prozent zu, nachdem sie bereits 2023 um 10 Prozent gewachsen waren. Insgesamt kauften die Schweizer letztes Jahr für 2,6 Milliarden Franken direkt bei Händlern im Ausland ein.
Hauptursache für das Wachstum der Auslandeinkäufe sind laut Egger chinesische Plattformen wie Temu oder Shein. Letztes Jahr seien geschätzte 15 Millionen Kleinpakete aus Asien in die Schweiz geliefert worden, sagte Bernhard Egger, Geschäftsführer von Handelsverband.swiss. Zum Vergleich: Die über 400 Händler, die Mitglied bei Handelsverband.swiss sind, verschickten letztes Jahr rund 75 Millionen Pakete. Egger schätzt, dass die chinesischen Plattformen letztes Jahr in der Schweiz einen Umsatz von 900 Millionen Franken erwirtschaftet haben. 2023 seien es noch 600 Millionen Franken gewesen.
Egger stört sich an den ungleichen Wettbewerbsbedingungen für die chinesischen Anbieter. Temu stelle sich auf den Standpunkt, kein Händler zu sein, sondern nur eine Plattform, und damit nicht die gleichen Regeln einhalten zu müssen wie Schweizer Onlineshops. So zahle Temu etwa keine vorgezogene Recyclinggebühr auf Elektronikartikel und entziehe sich der Produkthaftpflicht.
Mode verliert deutlich
Am deutlichsten zu spüren ist die chinesische Konkurrenz im Geschäft mit Kleidern und Schuhe. Hier gingen die inländischen Verkäufe zum zweiten Mal in Folge um sieben Prozent zurück. Die Umsätze seien zum grössten Teil zu den chinesischen Anbietern abgeflossen, sagte Egger.
Der Bereich Food konnte um 6 Prozent wachsen. Dabei wächst online vor allem der Wein- und Getränkehandel stark. Mit einem Anteil von 3,1 Prozent (Vorjahr: 3 %) am gesamten Lebensmitteldetailhandelsumsatz bleibt das E-Food-Geschäft aber eine Nische.
Heimelektronik macht weiterhin den grössten Anteil am Onlinehandel aus mit 24 Prozent Marktanteil. Fashion und Schuhe kommen auf 16 Prozent und Home & Living auf 14 Prozent. Diese drei Non-Food-Branchen teilen sich über 50 Prozent des Schweizer Online-Marktes.
Weiteres Wachstum erwartet
Für das laufende Jahr rechnen die Studienautoren mit einem Online-Wachstum von vier bis sieben Prozent aufgrund der verbesserten Konsumentenstimmung. Auch die ausländische Konkurrenz bleibe 2025 ein Thema, sagte Egger. Zudem sei das Einkaufsverhalten im Vergleich zu vor der Pandemie zunehmend «hybrid» geworden, die Leute kauften sowohl online als auch stationär ein. «Multikanal» sei zur Norm geworden und werde von der Konsumentenschaft zunehmend gefordert.