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"Wir sollten breiter und innovativer werden"

Ralph Siegl, CEO des Milchverarbeiters Hochdorf Swiss Nutrition AG, referiert am Swiss Forum Agro Food vom 2. Mai in Bern, das unter dem Titel «Konsum im Wandel» stattfindet. foodaktuell hat mit ihm über interessante Märkte und über die Dominanz des Käses in der Schweizer Milchwirtschaft gesprochen.

«Man kann nicht immer nur beim Käse die Lösung für die ganze Schweizer Milchwirtschaft suchen.» Ralph Siegl, CEO von Hochdorf Swiss Nutrition AG.

Herr Siegl, was bedeutet «Konsum im Wandel» für Hochdorf?
Viele Nahrungsmittel werden heute mit Proteinen ergänzt. Das ist für Hochdorf interessant, wir können hier die richtige Qualität von Milch- und Molkeproteinen liefern für eine moderne milchbasierte Ernährung. Wir haben das Know-how, um technologisch anspruchsvolle Produkte anzubieten, die in der Ernährung immer wichtiger werden, nicht nur von Babys, sondern auch von Erwachsenen und älteren Menschen.
Es geht hier auch um eine Aufwertung von Milchprotein gegenüber dem Käse. Man kann nicht immer nur beim Käse die Lösung für die ganze Schweizer Milchwirtschaft suchen. Die Schweiz hat auch bei Milchproteinen ein grosses Know-how, und dazu eine moderne Landwirtschaft und beste Rohstoffe.
Der Käse gilt schon lange als «Lokomotive der Milchwirtschaft».
Ja, aber das heisst nicht, dass es immer noch das einzig Richtige ist. Wir sollten breiter und innovativer werden. Es braucht Alternativen zum Käse, um die Milch wertschöpfender zu verarbeiten. Wir sollten nicht immer nur in Volumen denken, sondern das Wertdenken fördern.
Wir können gute Milchpreise bezahlen dank Babyfood. Babyfood braucht zwar weniger Milch als sonstige Milchpulver, liefert aber einen deutlich höheren Mehrwert pro Einheit. Babyfood ist durch die hohen Anforderungen technologisch näher an der Pharmawelt als an der Lebensmittelproduktion. Aber auch bei Milch- und Molkenproteinpulvern ist der Mehrwert da. Molkenproteinkonzentrat ist weltweit derzeit stark nachgefragt, es werden gute Preise bezahlt, wir sind auf dem richtigen Dampfer - trotz hoher Marktvolatilität. Die Herausforderung ist, das für den internationalen Wettbewerb unerlässliche Rohstoffpreisausgleichsregime rasch genug an neue und sich rasch wandelnde Möglichkeiten anzupassen.
Dazu kommen unglückliche Fehler im System: Beim Molkenproteinkonzentrat ist der Import aus der EU zollfrei, aber wenn wir Molkenproteinkonzentrat exportieren, dann erhebt die EU Zölle. Dann höre ich die Ausrede, dass das in den Bilateralen Verträgen vergessen wurde, und dass man es jetzt nicht ändern wolle, weil es um die Umsetzung des Rahmenvertrages gehe.
Beim Babyfood brauchen Sie attraktive Märkte. Hochdorf hat sich von China abgewendet und will unter anderem in die USA gehen. Was bedeutet die erratische Wirtschaftspolitik von Präsident Donald Trump für Hochdorf?
Das ist erst mal ein volkswirtschaftliches Problem, im Moment sind mir die Aufregungen durch den amerikanischen Präsidenten ziemlich egal. Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wichtig ist, was langfristig Bestand hat. Die Fristen für eine Registrierung und einen Markteintritt sind in unserem Business sehr lang. Der US-Markt hat ein interessantes Babyfood-Potenzial, weil die lokalen Anbieter ein Vertrauensproblem haben. Die USA sind der zweitgrösste Babyfood-Markt, er hat sich für ausländisches Babyfood geöffnet, weil viele amerikanischen Produktionsanlagen nicht mehr state of the art sind und vor kurzer Zeit auch Qualitätsprobleme in der US-Produktion fatale Folgen für Babys hatten.
In den USA wäre auch der Bio-Markt oder der Markt für A2-Milch interessant, aber NOP-Milch und A2-Milch haben wir in der Schweiz zu wenig, und es wäre viel zu teuer. Zudem beschränken wir uns mit unseren Bio-Anforderungen stärker als die Bio-Milch aus der EU und sind dadurch deutlich teurer bei Bio-Milch. Am liebsten würden wir Swiss Milk Green ausloben, mit der wir uns seit Anfang 2024 zu 100 Prozent versorgen, aber das verstehen die Amerikaner nicht. Die Themen CO2-Reduktion und Tierwohl sind dort noch nicht angekommen. Aber wir können als Schweizer beginnen, mehr und deutlicher darüber zu reden. Unsere Milchqualität ist im internationalen Vergleich ausgezeichnet.
Und wie gesagt, ein möglicher Handelskrieg führt allseitig zu einem volkswirtschaftlichen Schaden. Was aber auch wieder eine Chance sein kann: Wenn es wirtschaftlich schlechter geht, gibt es oft wieder mehr Babys. Die Menschen gehen dann weniger in den Ausgang und bleiben mehr zu Hause.
Welche anderen Märkte sind interessant?
Mich interessiert im Grunde, wo es am meisten Babys hat und Geburtenraten relativ hoch sind. Wo führt die Emanzipation von Frauen dazu, dass sie arbeiten gehen und Babyfood brauchen, wenn sie nicht stillen können? Wo gibt es Mangelernährung, wo man mit Babyfood helfen kann?
Zwischen Marokko und Syrien ist die Geburtenrate sehr interessant, auch in schwierigeren Märkten wie zum Beispiel Irak. Wenn wir als Schweizer Unternehmen, das kein Grosskonzern ist, eine gute Arbeit machen und qualitativ gute Produkte auf höchstem wissenschaftlichen Niveau liefern, haben wir eine grosse Chance. Diese Märkte sind sehr komplex und politisch. Man braucht etwas Mut und Zeit, aber wenn man mal drin ist, ist man drin. Wir verkaufen via unsere Partner mit medizinisch geschultem Verkaufspersonal, wo immer möglich nicht über Ladenregale, sondern über qualifizierte Empfehler wie Apotheken oder Ärzte.
Sprechen wir nochmals vom «Konsum im Wandel», und zwar bei der Schokoladenindustrie. Viele Leute sparen und weichen auf günstigere Schokolade aus, andererseits ist Lindt der einzige grosse Hersteller, der die Verkäufe steigern kann. Was bedeutet das alles für Hochdorf?
Es freut mich, wenn Schweizer Schokoladenmarken mit Produkten mit Schweizer Milchpulver erfolgreich sind. Auch die übrigen Schweizer Hersteller halten sich wacker – volumenmässig aber auf deutlich tieferem Niveau als die grossen.
Aber Schweizer Milchpulver kommt langsam unter Druck, wie man bei Toblerone von Mondelez gesehen hat...
Das Beispiel zeigt, dass starke Marken aus der Schweiz nicht zwingend auch die «Swissness» brauchen. Die Marke wird nicht nur in der Schweiz, sondern seit kurzem auch in der Slowakei produziert. Wir sollten hier selbstkritischer sein: Wenn die Kosten der Swissness höher sind als der für Kunden und Konsumenten geschaffene Mehrwert und die entsprechende Preisprämie durch nachvollziehbare Qualitätsdifferenzen, wird es kritisch. Die Schokoladenindustrie kämpft derzeit mit massiven Mehrkosten bei Kakao und Kakaobutter und versucht natürlich alle anderen Materialkosten maximal zu senken oder gar Rohstoffe auszutauschen. Da wird die Swissness, wenn nötig, rasch geopfert. Der Druck aus der Schokoladenindustrie, Milchgrundstoffe auf dem Weltmarkt zu beschaffen, steigt. Das wird auch Auswirkungen auf den Schweizer Milchmarkt und das Fettregime haben.
Das operative Geschäft von Hochdorf wurde vom Investor AS Equity Partners im letzten Jahr aus der überschuldeten Hochdorf-Gruppe herausgekauft. Wie laufen die Geschäfte aktuell?
Wir sind absolut im Plan. Dank dem Verkauf an den neuen Eigentümer haben wir eine gesunde Bilanz. Die Aktionäre der vormaligen Hochdorf hatten die Gnade, diese Übernahme durchzuwinken, da haben viele Leute viel Geld verloren. Das war ein Geschenk an unsere Zukunft. Wir können heute wieder selbstbewusst am Markt auftreten. Viele Kunden hatten in den letzten Jahren Vorbehalte, weil sie nicht wussten, ob wir überleben, die sind wieder interessiert und wir sprechen über neue Geschäfte. Und die Lieferanten merken, dass sie nicht mehr so mit uns umspringen können wie vorher.
Wir haben vom Überlebensmodus in den Wachstumsmodus umgeschaltet. Die Strategie, wie wir sie präsentiert haben, ist auf Kurs - mit allen Herausforderungen.
Hochdorf hat auch einen veganen Milchpulverersatz lanciert. Wie läuft das? Was ist das Potenzial in diesem Bereich?
Wie bei vielem, was vegan ist: Die Hoffnung ist grösser als die Realität. Die Anlage am Standort Hochdorf, auf der heute der vegane Milchpulverersatz hergestellt wird, wird Mitte Jahr geschlossen. Die Technologie zur Herstellung des Produkts könnten wir im Prinzip auch in Sulgen bereitstellen, wenn die Nachfrage gross genug ist. Wegen der wirtschaftlichen Situation sind bezüglich veganer Milchpulverersatz alle etwas vorsichtiger geworden mit solchen Experimenten. Der grosse Gamechanger wird es vorläufig nicht sein.
Hochdorf feiert in diesem Jahr das 130-jährige Bestehen. Gibt es ein rauschendes Fest oder eher eine diskrete Feier?
Irgendetwas zwischendrin. Wir haben diskret kommuniziert, dass am 28. Januar der Geburtstag war. Im Moment läuft wegen der Fokussierung der Produktion auf Sulgen und der Schliessung der Fabrik in Hochdorf sehr viel. Aber wir werden nach der Sommerpause in Sulgen sicher eine Feier organisieren und auf die Geschichte und die Zukunft anstossen.

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