Corona hat unsere Lebens- und Einkaufsverhalten verändert, nicht in allen Bereichen dauerhaft.
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Am 22. März 2020 trat in Deutschland der erste Corona-Lockdown in Kraft. Die Pandemie wirbelte die Konsum- und Arbeitswelt durcheinander. Was ist von den damaligen Konsumtrends fünf Jahre später noch übrig? Das hat die Marktforscherin NIQ für Deutschland untersucht. Ihr Fazit: Einige Trends sind wieder verflogen, andere sind fester Bestandteil unseres Alltags geworden, wie NIQ in einer Mitteilung schreibt.
Nachhaltigkeit? Wenn der Preis stimmt
Abgeflaut ist laut NIQ der Trend zum nachhaltigen Konsum, der in der Pandemie Aufwind hatte. Nachhaltigkeit werde in Zeiten von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit zunehmend als Luxus betrachtet, so die Marktforscherin. Während 2019 noch 30 Prozent der Menschen Schuldgefühle hatten, wenn sie sich nicht umweltfreundlich verhielten, seien es heute nur noch 22 Prozent. Laut NIQ ist das Bewusstsein für Umweltschutz «pragmatischer» geworden: «Nachhaltigkeit wird dort nachgefragt, wo der Preis stimmt.» Besonders Bio-Produkte sowie vegane und vegetarische Lebensmittel hätten sich als krisenresistent erwiesen und verzeichneten weiterhin ein stärkeres Wachstum als konventionelle Alternativen. Der Bio-Markt wachse vor allem im Discount-Bereich und werde zunehmend von Handelsmarken getrieben, die nachhaltige Produkte zu attraktiveren Preisen anböten.
Ein ähnlicher Trend zeigt sich laut NIQ beim Gesundheitsbewusstsein: Während der Pandemie achteten mehr Menschen auf ihre Ernährung, suchten aktiv nach gesunden Produkten (2019: 25 Prozent, 2020: 29 Prozent) und machten Gesundheit und Fitness zu einer Priorität. Inzwischen kehre sich dieser Trend um: 2024 hätten nur noch 22 Prozent der Menschen aktiv nach gesunden Lebensmitteln gesucht, also weniger als vor der Pandemie. Dafür seien Ästhetik und Selbstdarstellung wichtiger geworden. Proteinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel boomten, vor allem bei jungen Menschen, für die Fitness zunehmend mit gutem Aussehen und Status in den sozialen Medien verknüpft sei, so NIQ.
Home-Convenience: Ein Erbe der Pandemie
Die Pandemie hat viele Arbeitnehmende ins Homeoffice gezwungen. Inzwischen ist dieser Trend rückläufig: 2024 arbeiteten nur noch 13 Prozent ausschliesslich von zu Hause (2023: 16 Prozent), während hybrides Arbeiten mit 32 Prozent stabil blieb. Dennoch hat sich das Konsumverhalten nachhaltig verändert – besonders in Sachen Bequemlichkeit. Home-Convenience-Food bleibt gefragt: Vom schnellen Tiefkühl-Gericht bis zur Trinkmahlzeit suchen laut NIQ viele nach wie vor nach unkomplizierten Lösungen für die Mittagspause.
Auch das Online-Shopping hat durch die Pandemie einen Sprung gemacht, von dem sich der stationäre Handel nur langsam erholt. Während 2019 nur knapp ein Drittel der technischen Gebrauchsgüter online verkauft wurde, stieg der Anteil 2021 auf fast 50 Prozent – und hält sich seitdem auf hohem Niveau (2024: 48 Prozent).
Leute sind preissensibler geworden
Die Marktforscher von Nielsen beobachten ausserdem bei deutschen Konsumentinnen und Konsumenten eine weniger ausgeprägte «Gönn dir»-Mentalität als während der Pandemie. Die Konsumenten seien wieder preissensibler und setzten aufgrund gestiegener Preise vermehrt auf Rabattaktionen. Besonders im Tech-Bereich hätten Konsumenten gelernt, auf Promotionsanlässe wie den Black Friday zu warten, um dann von den besten Angeboten zu profitieren.
«Verbraucher sind vorsichtiger geworden. Der Fokus liegt nun stärker auf Preis-Leistungs-Verhältnis, Bequemlichkeit und Wohlbefinden», erklärt Petra Süptitz, Expertin für Konsumententrends bei NIQ.