Die Löcher gehören zum Emmentaler - dank Heublumenpulver sollen sie künftig auch wieder zahlreich und in der richtigen Grösse vorkommen.
Quelle: Emmentaler Switzerland
Der Emmentaler AOP wird auch in Zukunft seine typischen grossen Löcher aufweisen. Das Bundesverwaltungsgericht hat in einem am Freitag veröffentlichten Urteil eine Beschwerde der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland gutgeheissen. Die Sortenorganisation wollte das Pflichtenheft ändern, um den Einsatz von Heublumenpulver zur Lochbildung zu ermöglichen. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hatte das entsprechende Gesuch der Sortenorganisation bgewiesen.
Das BLW befürchtete im Wesentlichen, das Heublumen- beziehungsweise Lochpulver werde bei der Käse-Herstellung zu einer Industrialisierung führen und die Vielfalt und Unvergleichbarkeit des Produktes schwächen. Das Problem des Löcherrückgangs im Emmentaler liesse sich mit einer weniger starken Filtration der Milch lösen, ohne Abstriche bei der Hygiene machen zu müssen, argumentierte das BLW.
Diese Argumente lässt das Bundesverwaltungsgericht nicht gelten. Vielmehr hält es die Ergebnisse des eidgenössischen Zentrums für landwirtschaftliche Forschung Agroscope für stichhaltig, auf welche sich auch die Sortenorganisation beruft.
So hätten Heupartikel traditionell einen Inhaltsstoff von Emmentaler AOP gebildet. Heute gelangten sie lediglich aufgrund geänderter Hygienestandards nicht mehr in die Milch. Heublumenpulver sei deshalb geeignet und erforderlich, das Problem der zu sparsamen Lochung zu lösen. Die Heupartikel seien nötig, damit die bei der Gärung entstehende Luft die charakteristischen Löcher im Emmentaler bilde.
Immer weniger Löcher
Das Bundesverwaltungsgericht geht in seinem Entscheid auf ein Gutachten ein, das zeigt, wie stark Löcher im Käse mit Emmentaler assoziiert werden. So wurden Löcher von 70 Prozent der befragten Schweizer Konsumenten als Hinweis auf einen ganz bestimmten Käse bezeichnet und 93 Prozent ordneten Löcher als Hinweis auf Emmentalerkäse ein.
Eine regelmässige, saubere, runde bis leicht ovale Lochung, mehrheitlich 2 bis 4 Zentimeter gross, ist im Pflichtenheft des Emmentaler AOP als Eigenschaft vorgeschrieben. Diese werden bei der Bewertung des Käses kontrolliert.
Seit zwanzig Jahren sind die Lochzahlen jedoch leicht rückläufig. Der Grund dafür ist die Einführung moderner Melkmaschinen, durch deren Einsatz weniger Heupartikel durch die Luft in die Milch gelangen.
Mehrere Hilfsstoffe
Der Emmentaler AOP weist nebst seinen Löchern eine weitere Besonderheit auf, wie das Gericht ausführt. So dürfen beispielsweise für die Herstellung des Berner Alpkäse AOP oder des Formaggio d’alpe ticinese AOP nur Rohmilch und Lab verwendet werden.
Beim Emmentaler sei als einzigem Schweizer AOP-Käse die Beigabe von Propionsäurebakterienkulturen erforderlich und zulässig. Diese vergrösserten die Löcher. Vorgesehen seien im Pflichtenheft zudem Milchsäurebakterien, Speisesalz und Trinkwasser.
Da bisher kein Schweizer AOP-Käse mehr Hilfsstoffe erlaube als der Emmentaler, stelle ein weiterer Hilfsstoff, der die Zahl der Löcher auf das historische Mass erhöhe, keinen unverhältnismässigen Eingriff in die erwartete Reinheit und Authentizität von Emmentaler dar.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann am Bundesgericht angefochten werden. (
Urteil B-6947/2023 vom 2.4.2025)