Der Tag des Schweizer Bieres wird jeweils am letzten Freitag im April begangen.
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Die Schweizer Braulandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Mit dem Ende der Bierkartellkonvention im Jahr 1991 öffnete sich der Markt – mit weitreichenden Folgen. «Mit dem Auslaufen der Konvention kam ab 1991 Bewegung in die Braubranche», sagt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauereiverbandes. «Die Craft-Bier-Welle aus den USA schwappte in die Schweiz über, alte Braustile wurden neu entdeckt, und die Zahl der Brauereien wuchs rasch an», erklärt er weiter.
Branche und Konsum im Wandel
Heute zählt die Schweiz über 1’100 registrierte Brauereien – eine der höchsten Brauereidichten weltweit. Dennoch produzieren die rund 50 grössten Brauereien über 98 Prozent des schweizerischen Bierausstosses.
Der Pro-Kopf-Konsum von Bier in der Schweiz ist seit den 1990er-Jahren rückläufig. Lag er im Braujahr 1990/91 noch bei 71 Litern, so betrug er 2024 nur noch 49 Liter. Gründe dafür sind ein verändertes Gesundheitsbewusstsein, steigende Lebenshaltungskosten und ein breiteres Angebot an Getränken. Besonders alkoholfreie und leichtere Biere gewinnen an Beliebtheit. «Die bierigen Vorlieben ändern sich stetig – alkoholfreie und leichtere Biere boomen aktuell, Food-Pairing gewinnt an Bedeutung und Bier wird bewusster genossen», betont Marcel Kreber.
Herausforderungen und Chancen
Die letzten Jahre waren für die Branche auch nicht einfach. Die Covidpandemie, der Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise und ein verregneter Sommer 2024 haben ihre Spuren hinterlassen und die Bierbranche steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen. «Eine schwächelnde Nachfrage sowie höhere Energie- und Rohstoffkosten fordern die Brauereien – unbestritten», sagt Marcel Kreber. Er sieht aber auch positive Entwicklungen: «Andererseits ist die wachsende Vielfalt auch im Bereich der alkoholfreien Biere schlicht beeindruckend.»
Regionalität ist ein bedeutender Trend in der Lebensmittelbranche. Während aber das Wasser, das bis zu 95 Prozent des Bieres ausmacht, fast immer aus der Region stammt und gemäss Swissnessgesetzgebung auch als wesentliches Kriterium gilt, sieht es bei anderen Rohstoffen anders aus. So kann die Schweiz den Bedarf an Braugerste und Hopfen nicht aus eigener Produktion decken. «Der Anbau ist sehr anspruchsvoll», erklärt Marcel Kreber und ergänzt: «Zudem verfügt die Schweiz weder über die nötigen Anbauflächen noch über die optimalen Klimabedingungen.»
Dennoch gibt es Bestrebungen, die heimische Wertschöpfung zu stärken. Die Mälzerei in Möriken-Wildegg etwa verarbeitet Schweizer Braugerste zu Malz – ein Pionierprojekt. Um den gesamten Bedarf an Braumalz im Inland zu decken, bräuchte es jedoch rund 80 solcher Betriebe. Projekte wie IG Mittellandmalz zeigen aber, dass auch in diesem Bereich ein wachsendes Interesse an regionalen Rohstoffen besteht, sowohl bei den Brauereien als auch bei der Kundschaft.