Seit rund vier Jahren beschäftigen wir uns im Rahmen des Ressourcenprojekts KlimaStaR Milch mit den Emissionen aus der Milchproduktion. Anfangs war ich skeptisch – für mich gehören die Emissionen unserer Kühe zum natürlichen Kreislauf und sind nicht mit fossilen Brennstoffen vergleichbar.
Trotzdem haben wir uns, auch auf Druck der Milchabnehmer, auf das Projekt eingelassen. Heute bin ich überzeugt: Die Idee funktioniert. Auch wenn sich meine Sicht auf Emissionen nicht grundsätzlich verändert hat, sehe ich das Potenzial – und die Verantwortung, die wir als Branche übernehmen können.
Doch klar ist: Klimaschutz auf dem Hof kostet. Wer Fütterung optimiert, Technik modernisiert oder gezielt in Effizienz investiert, tut das nicht zum Nulltarif. Umso zentraler ist die Frage: Wer bezahlt diese Leistungen? Eine faire Entschädigung ist entscheidend, wenn wir eine breit getragene Lösung wollen.
Aktuell spriessen Projekte wie Pilze aus dem Boden. Für die Produzentenorganisationen ist es schwer, sich für ein Modell zu entscheiden, das Produzent:innen und Abnehmer überzeugt. Der Detailhandel tut sich schwer mit langfristiger Finanzierung. Dabei braucht es gerade jetzt Verlässlichkeit und klare Anreize.
Herausfordernd ist auch die Bewertung der Leistungen: Biologisch und extensiv wirtschaftende Betriebe schneiden bei den Emissionen schlechter ab, weil sie weniger effizient produzieren – auch wenn sie bei der Nahrungsmittelkonkurrenz deutlich besser dastehen. Gleichzeitig lassen sich Reduktionsleistungen besser vermarkten als bereits tiefe Werte. Betriebe, die früh investiert haben, drohen benachteiligt zu werden – wie bei den gescheiterten 3,5 % Biodiversitätsflächen auf Ackerland.
Wenn wir es ernst meinen mit klimafreundlicher Milch, braucht es:
- Eine verlässliche und faire Entschädigung für erbrachte Leistungen
- Keine Schlechterstellung effizienter Betriebe mit bereits tiefen Emissionen
- Eine Zusammenarbeit mit den Labels, die sicherstellt, dass Vorteile bei der Nahrungsmittelkonkurrenz höhere Emissionen ausgleichen können
Wer Leistung will, muss bereit sein, sie zu honorieren. Alles andere bleibt symbolisch – und verhindert echte Fortschritte.