Kreislaufprävention aus der Kakaobohne
Der Medikamentenherstellerr Zeller lanciert ein Präparat für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der wichtigste Wirkstoff dafür wird vom Schokoladenhersteller Oro de Cacao geliefert.
Kakao ist gesund. Das wussten schon die Mayas und Azteken, die als erste Völker Kakao als heilige Pflanze verehrten. Sie vermahlten Kakaobohnen, vermischten sie mit Wasser und verwendeten das Resultat als zeremonielles Getränk und für therapeutische Zwecke.
Die in der Kakaobohne reichlich enthaltenen Flavanole helfen, Blutgefässe elastisch zu halten und beugen so einer Verengung der Blutgefässe und damit Herzinfarkten und Schlaganfällen vor. Um einen messbaren Effekt mit dem Konsum von Schokolade zu erzielen, müssten allerdings täglich rund 60 Tafeln Bitterschokolade konsumiert werden.
Der Ostschweizer Pflanzenmedikamentehersteller Max Zeller Söhne lanciert deshalb mit PhytoCacaoCardio ein neues Nahrungsergänzungsmittel, das dank Kakaoflavanolen bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hilft. Der gesundheitliche Nutzen der Flavanole ist wissenschaftlich erwiesen, der Health Claim, den die EFSA 2015 bewilligt hat, lautet: «Kakaoflavanole helfen, die Elastizität der Blutgefässe aufrechtzuerhalten, was zu einem normalen Blutfluss beiträgt.»
Zielpublikum für PhytoCacao Cardio sind insbesondere Frauen in und nach der Menopause, aber auch sonst alle Menschen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen möchten. Das Produkt eignet sich gemäss Zeller auch als pflanzliche Alternative zu Omega-3-Fettsäuren aus Fischölpräparaten.
Lieferant der konzentrierten Kakaoflavanole ist der Schokoladenhersteller Oro de Cacao in Freienbach. Dank der dort verwendeten Kaltextraktion können die Flavanole extrahiert und konzentriert werden. Bei der herkömmlichen Schokoladenproduktion mit Fermentieren, Rösten und Conchieren wird der Flavanolgehalt stark vermindert. foodaktuell hat mit Josef Meyer, dem CEO von Oro de Cacao gesprochen.
foodaktuell: Herr Meyer, wie ist die Zusammenarbeit mit Zeller entstanden?
Josef Meyer: Wir sind bei Oro de Cacao mit der Idee gestartet, mit der neuen Kaltextraktionstechnologie die beste Schokolade der Welt zu machen. Es hat sich aber gezeigt, dass das Wertvollste die Bitterstoffe sind, die wir aus der wässrigen Lösung extrahieren. In der konventionellen Schokoladenproduktion stören diese Stoffe. Wir haben Forschung betrieben und die Technologie weiterentwickelt und verfeinert. Heute können wir einen Kakaoflavanolextrakt herstellen, der sehr rein ist. Diesen haben wir im März 2023 dem Zeller-CEO Georg Boonen und seinem Team zum ersten Mal vorgestellt.
Welche Anforderung stellt Zeller an den Rohstoff und was bedeutet das für Ihren Produktionsprozess?
Zeller braucht quasi ein Pharma-grade-Produkt, das konstant die gleiche Zusammensetzung hat. Unsere ganze Anlage in Freienbach ist so konzipiert, dass wir das erfüllen können. Unsere Produktion sieht nicht wie eine Schokoladenfabrik aus, eher wie eine Molkerei, weil wir mit Wasser und mit geschlossenen Anlagen arbeiten. Das bedeutet auch erhöhte hygienische Anforderungen, die wir mit CIP (Cleaning in Place) erfüllen. Für die Aufreinigung der Flavanole setzen wir verschiedene Prozesschritte ein, bis das Produkte zuletzt in einem Sprühturm getrocknet wird.
Wie viele Patente sind in dem Prozess involviert?
Es sind neun Patentfamilien, welche die Prozesse und verschiedene Produkte abdecken.
Welche Bedeutung haben der Ursprung der Bohnen und die Fermentation für den Prozess?
Wir brauchen Bohnen, die nicht geröstet sind und arbeiten auch mit Bohnen, die nicht fermentiert sind. Je stärker die Bohne fermentiert und geröstet wird, desto weniger hat sie von Epichatechin, Catechin und weiteren kurzkettigen Molekülen, den erwünschten Flavanolen, drin, weil diese durch Hitze polymerisiert werden und sich verbinden. Unser Prozess kennt keine starke Hitzebelastung, die Zusammensetzung bleibt fast wie beim Ausgangsstoff.
Können Sie den Prozess beschreiben?
Wir gehen mit Kakaonibs - gebrochenen und entschalten Kakaobohnen - oder Kakaopellets in die Anlage. Dann vermischen wir sie mit Wasser. Beim Extrahieren lösen sich die Bitterstoffe und die Säuren heraus. Es entstehen drei Stoffströme: Das milde Kakaopulver, die aromatische Kakaobutter, die schon gewaschen ist und nicht mehr desodoriert werden muss. Und dann das Extraktwasser. Daraus fraktionieren wir die Flavanole. Weitere in Lösung befindliche Bestandteile sind Proteine, Ballaststoffe, Theobromine und Koffein.
Werden Sie diese Stoffe auch verwerten?
Mit den Flavanolen haben wir uns zuerst auf das Wertvollste konzentriert. Weitere werden folgen.
Wie wichtig ist die klassische Schokoladenproduktion bei Oro de Cacao in Zukunft?
Sie bleibt ein Teil von Oro de Cacao. Neben den bestehenden Investoren Dieter Meier und einer weiteren Familie haben wir einen japanischen Industrie-Investor, die Firma Glico, welche hierzulande durch ihre Mikado-Stäbchen bekannt ist. Sie sind sehr interessiert an unserer Technologie und unseren Produkten und sehen ein grosses Potenzial in Asien.
Den Health Claim zu den Flavanolen gibt es seit 2015. Wurde der auch schon von anderen Firmen genutzt?
Ja, Barry Callebaut hat damals den Antrag bei der EFSA gestellt und bietet selber Produkte an, die den Health Claim ausloben. Barry Callebaut ist auch für uns ein interessanter Partner und wir sehen verschiedene Themen, wo eine enge Zusammenarbeit sehr interessant ist. Unsere Technologie ermöglicht Dinge, die in der konventionellen Produktion nicht möglich sind. So sind wir zum Beispiel gut aufgestellt für Kakaoprodukte aus Zellkulturen. Wir haben zum Beispiel das Know-how, wie man mit feuchten Ausgangsprodukten umgeht.