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Schweizer Landwirtschaft 2023: Die tierische Produktion

In der Fleischproduktion war 2023 insbesondere die Schweinebranche mit einem Marktdruck konfrontiert, der die Produzenten vor finanzielle Herausforderungen stellte. Derweil stieg die Nachfrage nach Schweizer Eiern, was zu einer positiven Entwicklung des Eiermarktes führte.

Quelle: lid

Adrian Schütz vom Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband Suisseporcs betont, dass in der Schweizer Schweinebranche kleine, bäuerlich geprägte Strukturen herrschten: «Die Bestandesgrössen sind ein Bruchteil von denen in anderen Ländern – mittlerweile werden rund 70 Prozent der Schweine freiwillig in besonders tierwohlfördernden Haltungssystemen gehalten.» Die Anforderungen lägen wesentlich über den Tierschutzvorschriften und gäben mehr Arbeit und Kosten.
Aber: Nur rund 30 Prozent des Schweinfleisches wird tatsächlich mit Mehrwert als Tierwohllabel und Bio gekauft. «Die Tierhaltenden sind also viel weiter als die Konsumentinnen und Konsumenten», zieht Adrian Schütz ein Fazit.
Deutlich weniger Antibiotika
Im Berichtsjahr wurden weitere Schritte zur Nachhaltigkeit und Optimierung von regionalen Kreisläufen durch die Schweinehaltenden gemacht. Das Ressourceneffizienzprogramm mit der Reduktion Nährstoffverluste ist breit bekannt gemacht worden und wird rege umgesetzt.
«Der Rückgang der tierärztlichen Verschreibungen von Antibiotika bei Schweinen ist eindrücklich», erklärt Adrian Schütz. Bei den Mastschweinen sind von 1’000 Tieren 974 ohne Behandlung. In den ersten Erhebungen seit Einführung IS-ABV (Informationssystem Antibiotika in der Veterinärmedizin) sind von 2020 bis 2022 bei den Schweinen die Wirkstoffmengen um gut 47 Prozent und die kritischen Wirkstoffe um 61 Prozent reduziert worden.
Eine noch höhere Aussagekraft und die Möglichkeit zur gezielten Verbesserung bieten die Auswertungen von Daten aus dem freiwillig umgesetzten elektronischen Behandlungsjournal bei den Qualitätsprogrammen. Ein Ziel ist die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes ohne Einbussen bei Gesundheit und Tierwohl.
«Die Schweinehalter haben früh erkannt, dass begleitende Massnahmen, mehr Arbeit und Investitionen in bauliche Verbesserungen dazu beitragen – die eindrücklichen Fortschritte haben die Schweinehaltenden über Jahre mit viel Wille, Geld und Arbeit erarbeitet und davon profitieren alle», sagt Adrian Schütz. Die Schweinhaltenden und die Veterinärmedizin seien hier ein Vorbild, das dürfe auch einmal wertgeschätzt werden.
Basiskommunikation «SAUGUT!» startet durch
Eine Basiskommunikation für die Schweinhaltung unter dem Namen «SAUGUT!» ist realisiert. Das wertvolle, vielseitige, schmackhafte und regionale Schweizer Lebensmittel vom Schwein treffe die Ernährungsbedürfnisse der Gegenwart, sagt Adrian Schütz: Viel Eiweiss, wenig Fett mit wertvollen Fettsäuren sowie unentbehrliche Nährstoffe wie Vitamin B, Eisen, Zink und Selen. Gleichzeitig sei das Fleisch preiswert und von hochstehender Qualität.
Das Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten zu mehr Informationen über die Schweinehaltung in der Schweiz können mit der Basiskommunikation nun von den Schweinehaltenden transparent angeboten werden. An rund 60 Tagen an Publikumsmessen, Tage der offenen Hoftüre, regionalen Anlässen und in den gedruckten und digitalen Medien nutzt die Dachorganisation Suisseporcs die Möglichkeit, über die wesentlichen Unterschiede und Mehrwerte der Schweizer Schweinehaltung Auskunft zu geben.
Immer weniger landet bei den Produzenten
Mit gut 40 Prozent eingesetzten Nebenprodukten aus der Lebensmittelverarbeitung wird die hiesige Schweinehaltung im Aktionsplan Food Waste eine wichtige Rolle einnehmen. Nach der Covid-Pandemie, während welcher der Verbrauch von Inlandfleisch gestiegen ist, kam in der Branche die Ernüchterung bei der Nachfrage mit wiederkehrenden Einkäufen im Ausland.
Die Schweinehaltenden haben die Produktion etwas erhöht und müssen einen langanhaltenden, nie dagewesenen Preiszusammenbruch bei den Schlachtschweinen hinnehmen. «Es sind leider keine Anzeichen für eine Besserung sichtbar», sagt Adrian Schütz, der bereits vor einem Jahr prognostiziert hatte: «Das Gleichgewicht für den täglichen Bedarfs auf dem Teller und einer fairen Entschädigung wird herausfordernd.»
Die Verarbeiter und die Konsumentinnen und Konsumenten konnten das ganze Jahr von attraktiven Preisen profitieren. «Der Anteil am Konsumentenfranken ist beim Schweinebetreuer mit 24/7-Einsatz in den letzten Jahren von rund 50 Prozent auf rund 35 Prozent gesunken», spricht Adrian Schütz ein grosses Problem der Branche an. Es brauche keine aufwändige Studie zur Feststellung der Marktmächte, die Kennzahl sage alles.
«Schweizer Schweine leisten nebst dem wertvollen und vielfältigen Lebensmittel Schweinefleisch auch weiteren Nutzen für Biogas, Humusaufbau und Wertstoffe für die Bodenfruchtbarkeit – sie haben eine tragende Rolle in einer zukünftigen Kreislaufwirtschaft», so Adrian Schütz. Es sei deshalb vernünftig, auf hochwertige und sichere Lebensmittel aus lokaler und qualitätsorientierter Produktion zu setzen.
Ein entspannteres Jahr für Schweizer Eierproduzenten
Nach einem angespannten Vorjahr erlebte der Eiermarkt eine positive Trendwende: «Die Nachfrage nach Schweizer Schaleneiern und Verarbeitungseiern stieg wieder», berichtet André Hodel, Vizepräsident der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten GalloSuisse.
Eine signifikante Entwicklung war dementsprechend die Aufhebung aller Marktentlastungsmassnahmen der Eivermarkter bis Ende Oktober. Diese Anpassung führte zur vollständigen Wiederbesetzung leerer Ställe und zur normalisierten Bestückung der nur teilweise genutzten Ställe mit Legehennen, so Hodel.
Nebst der gestiegenen Nachfrage nach Schweizer Eiern sei aber auch die Nachfrage nach Importeiern angestiegen. Dies führt GalloSuisse auf das geringere Haushaltsbudget der Konsumentinnen und Konsumenten zurück: «Bei Lebensmitteln wird oft zuerst gespart», erläutert André Hodel.
So bleibe der Importdruck bestehen – gleichzeitig seien die Importe aber auch nötig, um die Spitzen der Nachfrage abzudecken. Für das Gleichgewicht des Marktes sei dies ein nötiges Übel, erklärt Hodel. «Um eine 100-prozentige Marktversorgung sicherzustellen, müssten wir unsere Produktion auf 120 Prozent aufstocken, aber dann besteht das Risiko einer Überproduktion», betont er. Derzeit liegt der Selbstversorgungsgrad bei Schaleneiern bei zirka 68 Prozent.
Verringertes Einkommen und Kostendruck
Daneben beschäftigen weitere Herausforderungen die Eierproduzentinnen und -produzenten. «Wie in der gesamten Landwirtschaft kämpfen auch die Eierproduzenten mit den gleichen Herausforderungen – so ist die Kürzung der BTS-Beiträge (Besonders tierfreundliche Stallhaltung) um rund 20 Prozent für die Eierproduzenten genauso einschneidend und wirkt sich deutlich aus», sagt André Hodel.
Denn diese Beiträge würden in den Wirtschaftlichkeitsberechnungen als Einkommen deklariert, was zu einem geringeren Lohn für die Produzentinnen und Produzenten führe. «Zusätzlich stiegen diverse weitere Kosten, wobei sich bei den Futtermitteln in den vergangenen Wochen aber eine leichte Entspannung abzeichnete», so André Hodel abschliessend.
Etwas weniger Poulets, aber mehr Truten
Die Pouletproduktion in der Schweiz nimmt seit Jahren zu. Dieses Jahr lagen die Zahlen laut Agristat, dem statistischen Dienst des Bauernverbandes, per Ende Oktober jedoch um 1,2 Prozent oder 1096 Tonnen unter dem Wert der Vorjahresmonate. Insgesamt wurden bei den Poulets bis Ende September 90’424 Tonnen Fleisch (Schlachtgewicht) produziert. Auch die Anzahl der Tiere lag um 1,4 Prozent unter dem Vorjahr.
Bei den Truten gab es hingegen bis Ende Oktober einen Produktionszuwachs um 3,9 Prozent auf 1’738 Tonnen.
Rindfleischproduktion legt zu
Beim «Grossen Rindvieh» (sämtliches Rindfleisch ohne Kalbfleisch) war per Ende November 2023 eine Zunahme von 1,8 Prozent auf insgesamt 110’460 Tonnen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Das Schlachtgewicht pro Tier ist erneut leicht gestiegen.
Die Kalbfleischproduktion lag per Ende Oktober mit 22’397 Tonnen ebenfalls um 1,8 Prozent über den Zeitraum des Vorjahres.
Die definitive Schlachtviehstatistik von Agristat erscheint im März 2024.
Honigproduktion: Von der Frühjahrsbaisse zu Sommererfolgen
Die Honigernte in der Schweiz und in Liechtenstein erforderte viel Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Bienenvölker sowie der Imkerinnen und Imker. So erwies sich der kühle und nasse Frühling als beträchtliche Hürde für viele Imkerinnen und Imker und ihre Bienen: Reichlich Niederschlag und kühle Temperaturen erschwerte es den Bienenvölkern, die blühenden Obstkulturen, Wiesen und Rapsfelder effizient zu bestäuben.
Markus Michel, Verantwortlicher für Bienenprodukte bei BienenSchweiz, erläutert, dass gerade in solchen Jahren der enge Zusammenhang zwischen der Bestäubung von Pflanzen und der daraus resultierenden Honigernte deutlich wird. Infolgedessen meldeten etwa 36 Prozent der Bienenstände keinen Honigertrag im Frühling und die durchschnittliche Honigernte pro Bienenvolk betrug lediglich knapp 6 Kilogramm – weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 7,5 Kilogramm und weniger als die Hälfte des Vorjahresertrags von gut 12 Kilogramm.
Regionale Unterschiede und Spitzenreiter
Die Sommermonate brachten eine Wende. Dank bienenfreundlicher Wetterbedingungen im Juni und Juli, einschliesslich anhaltender Wärme und Trockenheit sowie ersten Hitzewellen, erholte sich die Honigbilanz. Die Sommerhonigernte erreichte mit gut 11 Kilogramm pro Bienenvolk ungefähr das Niveau des Vorjahres und blieb nicht allzu weit unter dem langjährigen Durchschnitt von knapp 13 Kilogramm.
«Zwar werden die Bienen ab 35 Grad auch müde – warme oder heisse Temperaturen fallen in der Schweiz für das Ausfliegen der Bienen aber noch weit weniger ins Gewicht als Regen und Bise», so Markus Michel. Insbesondere windige Verhältnisse seien für Bienen sehr heimtückisch, da das Fliegen so sehr viel Energie und sie auch weggetragen würden.
Die Gesamthonigernte lag in diesem Jahr bei durchschnittlich 17 Kilogramm pro Volk – was unter dem langjährigen Mittelwert von gut 20 Kilogramm liegt. Trotz der Herausforderungen im Frühjahr und der Erholung im Sommer konnte der Rückstand nicht in allen Regionen aufgeholt werden. So zeigte die Ernte deutliche regionale Unterschiede: Während im Osten und Norden des Landes die Erträge besonders niedrig ausfielen, konnten Imker in der Westschweiz, in Graubünden und im Tessin bessere Ergebnisse verzeichnen.

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