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Zukunfts-Check für Agro-Food-Branche

Das 5. Ostschweizer Food-Forum fand am 17. Oktober an der OLMA in St. Gallen statt – mit unterschiedlichen Ansichten darüber, wie die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft der Zukunft aussehen sollte.

Ist die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft «fit für die Zukunft»? Dieser Frage ging das 5. Ostschweizer Food-Forum nach, das als Jubiläums-Ausgabe an der OLMA in St.Gallen stattfand – im Schlepptau des Gastkantons Thurgau. Jan Egbert Sturm, Chef des ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF, zeigte die grundsätzlichen volkswirtschaftlichen Entwicklungen auf. Die Schweiz wurde wirtschaftlich durch Finanzkrise und Währungseffekte zwar stärker getroffen als etwa Deutschland, das schon wieder boomt, aber sie erholt sich. Diese Erholung ist getrieben durch Exporte. Die Exporte wachsen deutlich rascher als der private oder öffentliche Konsum oder als die Investitionen. Ein Wachstum von zwei Prozent für die nächsten zwei Jahre sei realistisch, fand Sturm. Die Lebensmittelwirtschaft schuf in den letzten Jahren zwar mehr Arbeitsplätze, die Wertschöpfung blieb aber insgesamt bloss stabil. In der Landwirtschaft ging die Zahl der Arbeitsplätze zurück. Krass sind die Unterschiede bei der Arbeitsprod uktivität: Während die durchschnittliche Produktivität pro Kopf in der Landwirtschaft bei 48 000 Franken liegt, beträgt sie für die Lebensmittelbranche rund 130 000 Franken und für die Pharmabranche 700 000 Franken. Bei den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Zahl der Arbeitsplätze zeigte sich Sturm zuversichtlich: Reine Routinejobs würden zwar immer mehr durch Roboter ersetzt, es würden aber auch neue Jobs geschaffen, und insgesamt werde wohl der Wandel nicht viel rascher ablaufen als bei früheren technischen Revolutionen. Drohnen über dem Feld, SAP auf dem Hof, Spitzensportlerinnen im Stall Wie dieser Wandel auf den Bauernbetrieben aussieht, zeigte Thomas Anken von Agroscope. Automatische Lenksysteme würden derzeit langsam zum Standard, die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln komme voran, auch die automatisierte Unkrautentfernung mache grosse Fortschritte, und in der Milchproduktion sei das Ziel, Kühe zu züchten, die möglichst lange leben und möglichst lange Milch geben. «Roger Federer ist nicht mehr der Jüngste, aber als Spitzensportler immer noch top», sagte Anken, genau dies wolle man mit den Milchkühen erreichen, die auch Spitzensportlerinen seien. Dabei helfen künftig Nasenbandsensoren und Pedometer, die Gesundheit und Aktivität der Tiere überwachen. Integrierte Farm Management Systeme, vergleichbar mit SAP in der Industrie, sollen den Bauern künftig Kontrolle und Übersicht über den gesamten Betrieb ermöglichen. Und schliesslich soll die Digitalisierung den Bauern auch endlich bringen, was schon lange verprochen wird, nämlich weniger administrativen Aufwand. Man brauche Landwirte, nicht Datenwirte, sagte Anken. Mit einfachen, anwenderfreundlichen Systemen sollen Landwirte künftig auch ihre Dokumentationspflichten wahrnehmen können. Ob ein Unternehmen fit für die Zukunft sei, wisse man immer erst im Nachhinein, sagte Martin Keller, seit fünf Jahren CEO des Agrarkonzerns Fenaco. Was man tun könne, sei, sich gut wie möglich vorbereiten. Die Fenaco sei in den letzten fünf Jahren fitter geworden, die Umsätze hätten zwar stagniert, doch das Unternehmensergebnis sei leicht angestiegen und der Eigenfinanzierungsgrad sei hoch geblieben. Auch bei der Fenaco spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle, nicht nur auf dem Feld und im Stall. Als Akteur im Detailhandel ist für Fenaco auch Online-Verkauf ein Thema, schon bald soll ein Landi-Onlineshop lanciert werden. Die eigentliche Herausforderung dabei sei die Logistik, sagte Keller. «Eine App ist schnell mal programmiert, was zählt, ist die Logistik dahinter», sagte Keller. Die Fenaco investiert auch in Forschungsprojekte an der ETH und bei Agroscope, mit dem Schwergewicht Reduktion von Pflanzenschutzmitteleinsatz. Mit Wild über die Grenze Markus Wetter, quirliger Chef der Wetter Metzg in Appenzell, hat seine Geschäftstätigkeit über die Grenze hinaus ausgedehnt und im Tirol einen Handel mit Wildfleisch aufgezogen. Vor einigen Wochen hat er im tirolischen Schnann einen Wild- und Fleischverarbeitungsbetrieb und einen dazugehörigen Laden eröffnet. Dort verkauft er neben der eigenen Premium-Marke «Tiroler Wild» auch Appenzeller und Südtiroler Spezialitäten. Bisher wurde das Wild im Betrieb in Appenzell verarbeitet und wieder exportiert. Sein Fleisch sei zu 100 Prozent rückverfolgbar, sagte er im Gespräch mit Moderator Stefan Nägeli. Die Grenzformalitäten seien aber viel zu mühsam, fand er, man sollte diese stark vereinfachen oder die Märkte am besten gleich öffnen. Der Kulinarik-Experte, Food-Scout und Publizist Dominik Flammer hielt in St. Gallen ein flammendes Plädoyer für den «Kulturraum Alpen»: Die Küche im Puschlav und im Veltlin, in Genf und Savoyen hätten sehr viel gemeinsam, nationale Grenzen würden im kulinarischen Bereich wenig Sinn machen. Gleichzeitig sei Europa schon immer eine Drehscheibe für Tiere und Fleisch, Früchte und Gemüse aus aller Welt gewesen. Die Menschen hätten all diese Einflüsse aufgesogen, das Prinzip im Alpenraum sei schon immer gewesen Biodiversität, nicht Monokultur. So gebe es im Alpenraum 35 autochtone Rinderrassen, es gebe eine unglaubliche Vielfalt an Obst-, Gemüse-, Getreide- und Kartoffelsorten, die es zu bewahren und zu entdecken gelte. Gemeinsam mit gleichgesinnten Köchen, den «Alpenköchen», will Flammer das kulinarische Erbe der Alpen wieder stärker in der Gastronomie verankern – nach dem Motto «Koch sucht Bauer – Bauer sucht Koch». Mit Thomas Eisenring stellte ein weiterer CEO sein Unternehmen vor unter dem Aspekt «fit for the future»? Das Unternehmen, ein traditioneller Verwerter von Milchüberschüssen, hat unter Eisenring die Strategie umgekrempelt, um mit der Übernahme eines Markenherstellers im Babyfoodbereich ans margenträchtigere Geschäft zu kommen. Die Übernahme von Pharmalys ermögliche es Hochdorf, in den nicht ganz einfachen Märkten im Mittleren Osten und in Afrika tätig zu sein, sagte Eisenring. In China seien ohnehin alle Babyfoodhersteller präsent. Mit der Übernahme habe man die Margen im Babyfood-Geschäft von heute auf morgen verdreifacht. Interessant sei auch der Absatz von Instant Milk über Apotheken im arabischen Raum. Ferner will Hochdorf als eines der ersten Unternehmen Babynahrung mit Milchfett statt mit Palmöl lancieren. Bekannte Positionen Nicht viel Neues brachte das abschliessende Podium – trotz prominenter Besetzung mit Markus Ritter (Bauernverband), Urs Reinhard (Fial), Albert Baumann (Micarn), Sara Stalder (Stiftung für Konsumentenschutz) und Clemens Rüttimann (Biotta). Zu den Themen Swissness, Ernährungssicherheit, Herkunftsdeklaration oder Food Waste wurde bekannte Positionen ausgetauscht. Einig war man sich, dass bei Konsumenten eine gewisse Entfremdung gegenüber der Landwirtschaft und der Verarbeitung herrscht. Stalder fand, die Grossverteiler würden mit idyllischen und unrealistischen Bildern aus der Landwirtschaft werben, etwa wenn das Huhn sein Ei direkt in der Filiale abliefere. Die Landwirtschaft habe es bisher verpasst, den Konsumenten ein realistischeres Bild zu vermitteln, die Landwirtschaft sei ja doch ein Stück weit industrieller geworden. Kurz angesprochen wurde der intelligente Kühlschrank, der den Wocheneinkauf gleich selber erledigt, und das Thema Insekten-Food. Für beides mochte sich aber niemand so richtig erwärmen. roland.wyss@rubmedia.ch

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