19.01.2023
Der Kälteschock für den Seehund
In der grössten Glacéfabrik der Schweiz läuft die Produktion auf Hochtouren. Ein grosser Teil der zwischen 25- und 30 Millionen Glacéstengel wird in der Vorsaison hergestellt. Ein Blick in die Produktion.
Der Wechsel von minus 40 auf Plus 20 Grad kommt urplötzlich. Der Temperaturschock trifft jedoch kein menschliches Wesen, sondern nur die Glacémasse, wenn sie in der Glacéabteilung der Midor in Meilen aus dem Freezer in die Glacéform gegossen wird. Der grosse Temperaturunterschied ermögliche nämlich, dass das Glacéstäbchen aus Holz in der Glacémasse richtig zu stehen komme und in sekundenschnelle gefriert. Wenn das Eis in die Form gegossen wird, ist der Produktionsprozess in der grössten Glacéfabrik der Schweiz schon seit 24 Stunden im Gang. Zuerst werden die Zutaten zusammengemischt. Dieser Mix wird pasteurisiert und homogenisiert, bis die Konsistenz cremig ist. Danach wird der Mix im Tanklager während 24 Stunden gereift. Im Tanklager liegen in insgesamt 36 Tanks bis zu 230 Tonnen Glacémasse, in jedem Tank genug für 150 000 Stück Lutscher. Nach der Reifung wird die Masse im Freezer auf minus 41 Grad hinuntergekühlt. Erst hier, auf der Glacémaschine, dosiert der Abfüllkopf in regelmässigem Takt die Glacémasse in die Glacéformen. Darauf folgt schon die nächste Station, das Bad in der Schokolade und unmittelbar darauf wird das Holzstäbchen in die Form gesteckt. Kurz darauf werden die Stängel in warme Schokoladenglasur eingetaucht, wobei die Glasur kalt und steif wird. Momentan wird rund um die Uhr produziert in der Fabrik. Jährlich werden in Meilen zwischen 25 und 30 Millionen Seehund-, Affen- und Bärenglaces hergestellt – also fast vier Glacéstengel für jeden Schweizer pro Jahr. Bei diesen Zahlen könnten viele neidisch sein», sagt Stefan Eberle, Group Brand Manager für Eiswaren in der Midor AG. Denn andere Hersteller kämen nie auf diese Stückzahlen heran. Danach werden die Lutscher abgepackt. Einmal pro Stunde erfolgt eine Qualitätskontrolle, alle drei Stunden eine Kontrolle im Labor. Am Schluss laufen die Packungen über die Kontrollwaage und ein Metalldetektor prüft die Glacéstengel auf Fremdkörper. Danach wird das Eis ins Zentrallager und von dort aus in die Filialen geliefert. hanspeter.schneider@rubmedia.ch