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Möglichst viel Natur nach Hause liefern

Der E-Commerce mit Lebensmitteln wächst stetig. Am Themen-Fokus-Tag «Temperaturgeführte Logistik beherrschen» wurden Lösungsansätze zur Ökologisierung und betrieblichen Optimierung der Zulieferdienste diskutiert.

Die digitale Transformation rüttelt so manche etablierte Branche durch, auch den Detailhandel. Der Schub vom stationären Geschäft in den Online-Versandhandel ist vorab bei Gütergruppen wie Heimelektronik, Büchern, DVDs, Kleidern und Schuhen und Körperpflegeartikeln schon länger spürbar. Das stetige Ausbreiten des urbanen Lebensstils, lange Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsort und demzufolge die andauernde Zeitknappheit in Doppelversorger- und Singlehaushalten sind die Wachstumstreiber für ein wachsendes Online-Angebot auch bei Lebensmitteln – und zwar weltweit. Die letzte Meile bis zur Haustüre bewältigen oft nicht die Online-Anbieter selbst, sondern die sogenannten KEP-Dienstleister (KEP steht für Kurier-, Express und Pakete). Auch der Onlinehandel selbst verändert seinen Charakter. In jüngster Zeit läuft die Kommunikation zwischen den Anbietern und den Konsumenten auf mehreren Kanälen und überkreuzt. Man spricht von Omnichannel-Konzepten, wenn online bestellt wird und anschliessend die Wahlfreiheit besteht, die Waren nach Hause liefern zu lassen oder in der Filiale abzuholen. Datenverkehr an Warenverkehr knüpfen Am Themenfokustag «Temperaturgeführte Logistik beherrschen» diskutierten Logistiker die vielfältigen Problemen, die sich aus den neuen Geschäftsmodellen ergeben. Zustellzeiten müssen optimiert werden. Verpackungslösungen müssen die Haltbarkeitsdauer aller Produkte gewährleisten. Für die Zustellung fragmentierter Volumen braucht es Partnerschaften zwischen abpackenden Betrieben, verschiedenen Kurierdiensten und der Post. Nicht selten läuft man Gefahr, zu viel oder zu wenig Transport- und Lagerkapazität aufzuweisen oder die Fahrzeuge weisen zu hohe Standzeiten aus. Die Lieferkette im Bereich temperaturgeführter Lebensmittel müsse an Präzision gewinnen, um die betriebswirtschaftliche Rentabilität zu erhöhen und den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern, meinte Raphael Pfarrer, erster Referent, Mitorganisator der Tagung und Vertreter der Standardorganisation GS1 Schweiz. Er plädierte für mehr Flexibilität bei der Wahl der Transportmittel auf der letzten Meile (kleine Fahrzeuge, Cargo-Velos usw.) sowie für den Einsatz digitaler Prognosesysteme, um den dynamischen Anfall von Lieferungen zu bewältigen. Für die durchgängige Rückverfolgbarkeit, Bestandes- und Qualitätskontrolle der heiklen Güter empfahl er die standardisierte Identifikation und Kennzeichnung der Behältnisse und Verbrauchseinheiten, um Prozesse zu rationalisieren. Eine Gelegenheit für den GS1-Vertreter, im E-Commerce für die Verwendung eines harmonisierten Paketlabels zu werben, das auf der letzten Meile der Identifikation der Versandeinheiten (mittels SSCC = Serial Shipping Container Code) dient. Auch im Online-Zeitalter bleiben nicht wenige Konsumenten sensibilisiert für Fragen nach der Herkunft (auch der Zutaten), der Güte, den Transportwegen und dem Nährstoffgehalt der Lebensmittel. Ausserdem macht der Gesetzgeber diesbezüglich seit jüngster Zeit klare Vorgaben. Die Versandhändler sind deshalb gefordert, die Stammdaten zu den Produkten pflegen. Ökologischer Nachholbedarf Erik Hofmann, Professor und Direktor des Instituts für Supply-Chain-Management (ICSM) an der Universität St. Gallen, publizierte mit seinem Team die Fokusstudie «Temperaturgeführte Logistik 2018». «Besonders im Tiefkühl-, Kühl- und Frischetransport besteht ökologischer Nachholbedarf», machte Erik Hofmann an der Tagung klar. Er bedauerte den relativ niedrigen Reifegrad neuartiger Kühl- und Antriebstechnologie bei den Lastfahrzeugen. «Am Dieselantrieb führt in naher Zukunft wohl noch kein Weg vorbei.» Die Forscher am ICSM gehen von einem starken Wachstum bei E-Commerce mit Lebensmitteln aus. Man beurteilt die Zustellung temperatursensibler Lebensmittel auf der letzten Meile als grosse Herausforderung: Die zunehmende Sortimentsbreite erhöht den Zustellaufwand. Das Transport- und Paketaufkommen wird weiter zunehmen und eine zeitpunktgenaue Zustellung erschweren. Mit vermehrtem Bedarf an kühlfähigen Behältern, Lagern und Fahrzeugen ist zu rechnen. Weitere Probleme infolge des Mehrverkehrs könnten die Online-Kundschaft verärgen, so etwa das unsachgemässe Zwischenlagern und missglückte Zustellversuche sensibler Ware. Gibt es Lösungsansätze? Man denkt an die Belieferung kleiner gekühlter oder temperaturstabiler Umschlagsplätze im Quartier, bevor man von dort aus mit geeigneten Transportmitteln die Haushalte beliefert. Alternative Zustellpunkte wäre beispielsweise Tankstellen, wo Kunden ihre Sendungen abholen könnten. Doch dies genügt nicht. Die Ingenieure sind gefordert: Man denkt an die Installation von temperaturgeführten Paketfächern (mit bis zu drei T-Zonen) in den Siedlungen oder an den Einsatz passiver Kühllösungen. Die KEP-Branche ist gefordert, geeignete Bündelungsstrategien zu entwickeln, um innerhalb kooperativer Auslieferungsmodelle zu agieren. Nicht zuletzt die städtische Verkehrspolitik ist gefordert, die den Typus von Fahrzeugen oder präferierte Zeitfenster vorschreiben könnte. Sorgfältig abgepackte Kochboxen Als Paradebeispiel für einen Lebensmittel-Online-Versanddienst gilt «Hello-Fresh». Das Konzept trifft den Zeitgeist der jungen, urbanen Mittelschicht, die sich trotz beruflichem Stress nach Erlebnis und guten, ausgewogenen, gesunden sowie einfach kochbaren Mahlzeit sehnt. Das Unternehmen wurde 2011 von Studenten in Berlin gegründet. Hello-Fresh bietet «Kochboxen» für Konsumenten an: Pakete mit vorbereiteten Zutaten und einem Rezept, die im Abonnement erhältlich sind. Jede einzelne Box enthält Zutaten für drei Mahlzeiten und ist in vier Variationen erhältlich. Mittlerweile sind für die 1,8 Millionen Kunden weltweit über 10 000 Rezepte über eine Datenbank abrufbar. Das Unternehmen Hello-Fresh und seine lokalen Logistikpartner lieferten im zweiten Quartal 2018 fast 50 Millionen Mahlzeiten-Boxen aus. Die Schweizer Filiale von Hello-Fresh setzt auf Schweizer Herkunft beim Fleisch und nachhaltigen Anbau von Früchten und Gemüsen, das meiste davon in Bioqualität. Gemäss Bettina Gimenez, der Marketing-Direktorin von Hello-Fresh Suisse AG, produziert man schneller (3 Tage) als die traditionelle Lieferkette (10 Tage). Ausserdem trage man zur Vermeidung von Lebensmittel-Verschwendung bei. «Unsere Kunden bewerten unsere Rezepte wöchentlich, so fliessen auch Rückmeldungen zur Menge mit ein, die wir in unserer Rezeptplanung berücksichtigen», sagt Gimenez. Das Unternehmen Frigosuisse ist fürs sorgfältige Abpacken der bis Mittwochabend eingegangenen Bestellungen besorgt. Vom Montag bis Mittwoch der Folgewoche wird die Ware eingekauft, in die Kochboxen eingepackt und kommissioniert und am Folgetag von der schweizerischen Post an die Haushalte ausgeliefert. Besondere Sorgfalt ist beim Abpacken notwendig: Ultra-Frisch-Güter wie Milchprodukte werden in einer PET-Wolle mit Kühlelementen in einem +3 °C-Raum verpackt. Die übrigen Zutaten gelangen bei +8 °C in die Kartonbox. Die Anforderungen sind für alle Beteiligten hoch und man lernt ständig dazu: So stellte sich heraus, dass das Hochkant-Stellen von Boxen durch den Postboten in Abwesenheit des Empfängers die Qualität der Ware mindert. redaktion@alimentaonline.ch

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