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Der Nutri-Score erhält Schwung

Danone hat den Nutri-Score in der Schweiz schon eingeführt, neu macht auch Nestlé mit und auch Aldi Suisse ist interessiert. Detailhandel und Industrie lehnen die Nährwertkennzeichnung aber mehrheitlich ab.

Schrittweise und «möglichst breit» will Nestlé den Nutri-Score für seine Produkte einführen. (Bild 123rf.com/Montage)

Nestlé führt für seine Produkte in Europa den Nutri-Score ein. Gestartet wird in der Schweiz, Frankreich und Belgien, weil diese Länder das freiwillige System befürworteten, wie Nestlé am 26. Juni mitteilte. In der Schweiz wird der Nutri-Score Ende 2019 auf den ersten Nestlé-Produkten zu sehen sein. «Wir wollen unseren Konsumenten einfache, leicht verständliche Informationen zum Nährwert unserer Produkte bieten», begründet Muriel Lienau, CEO von Nestlé Schweiz, den Entscheid. Der Nutri-Score sei dazu das geeignete System. Das zeigten wissenschaftliche Erkentnisse, ausserdem geniesse der Nutri-Score breite Unterstützung durch Schweizer Konsumentenorganisationen. Zudem könne man so auch eigene Fortschritte etwa bei der Zuckerreduktion aufzeigen, heisst es bei Nestlé. Zuvor hatte Nestlé mit Coca-Cola, Mondelez, PepsiCo und Unilever an einer eigenen Nährwertkennzeichnung gearbeitet. Diese «Industrie-Ampel» wurde jedoch Ende 2018 begraben. Diesen Herbst will Nestlé über den Ablauf der Einführung informieren. Man wolle den Nutri-Score schrittweise und «möglichst breit» einführen, teilte das Unternehmen auf Anfrage von alimenta mit.

Aldi hat noch nicht definitiv entschieden
«Es ist im Interesse des BLV, dass grundsätzlich möglichst viele Wirtschaftsunternehmen wie Nestlé beim Nutri-Score mitmachen», sagt Stefan Kunfermann, Sprecher des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Das BLV schaltete sich diesen Frühling in die Ampeldiskussion ein, als Danone ankündigte, als erstes Unternehmen in der Schweiz seine Produkte ab März mit dem Nutri-Score zu versehen. Weil ein Nebeneinander verschiedener Kennzeichnungssysteme drohte, lud das BLV Vertreter von Industrie, Handel und Konsumentenorganisationen dreimal zu einem runden Tisch. Das BLV spricht sich klar für die freiwillige Einführung des Nutri-Score aus, der die Nährwertqualität verarbeiteter Lebensmittel in einer fünfstufigen Farbskala von grün (A) bis rot (E) auf der Verpackung zusammenfasst. Am letzten runden Tisch vom 2. Juli nahmen nur noch jene Unternehmen teil, die den Nutri-Score einführen werden oder dieses Ziel weiterhin verfolgen. Neben Danone und Nestlé waren Aldi Suisse und der Freiburger Müesli-Fabrikant Bossy Céréales mit von der Partie. «Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden einfache und leicht verständliche Informationen zu unseren Lebensmitteln bieten, weshalb wir eine Nährwertkennzeichnung wie Nutri-Score unterstützen», schreibt Aldi Suisse auf Anfrage. Man verfolge das Ziel, Nutri-Score einzuführen, noch sei aber nicht definitiv entschieden worden. Zum weiteren Vorgehen könne man keine Angaben machen Bossy Céréales werde erst in den nächsten Wochen definitiv über die Einführung des Nutri-Score entscheiden, sagt CEO Simon-Pierre Kerbage. Abgesehen von den Schoggi-Müesli bekämen alle seine Produkte beim Nutri-Score eine «positive grüne» Bewertung. Dass sich mit Nestlé der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller für den Nutri-Score entschieden hat, freut die Stiftung für Konsumentenschutz. Sie hofft auf Signalwirkung für die ganze Branche. «Coop und Migros sollen nun auch auf den Nutri-Score setzen», fordert Geschäftsführerin Sara Stalder in einer Medienmitteilung.
IG Detailhandel hält an Ablehnung fest
Doch davon wollen Migros und Coop nichts wissen. Daran ändere auch der Entscheid von Nestlé nichts, schreibt die IG Detailhandel, zu der neben Migros und Coop auch Denner und Manor gehören. «Die Mitglieder der IG Detailhandel ziehen transparente Informationen über Lebensmittel Bewertungssystemen wie dem Nutri-Score vor und halten an diesem Kurs fest.» Dies auch deshalb, weil heute keine Erkenntnisse über die Wirkungseffizienz des Nutri-Score vorlägen. In einem Mitte Juni veröffentlichten Positionspapier erklärte die IG, die bestehenden Nährwerttabellen und -systeme reichten aus und eine zusätzliche Kennzeichnung sei nicht notwendig. Zudem teile der Nutri-Score Lebensmittel in «gut» und «böse» ein, ohne die individuellen Ernährungsbedürfnisse der Konsumentinnen zu berücksichtigen. «Sehr überraschend» sei der Nestlé-Entscheid, sagt Lorenz Hirt, Co-Geschäftsführer der Förderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (Fial). An der ablehnenden Haltung der Fial ändere sich jedoch nichts. Es sei zwar nicht ausgeschlossen, dass das Einschwenken von Nestlé auch auf andere Unternehmen Einfluss haben werde und die Diskussion im Fial-Vorstand nochmals aufgenommen werden könnte. «Bisher habe ich hierzu aber noch keine Anzeichen erhalten.» Ein Kritikpunkt der Fial ist der Zeitpunkt der Einführung. In Europa gebe es keinen Konsens bei der freiwilligen Nährwertkennzeichnung, schrieb Co-Geschäftsführer Urs Furrer in einem Gastbeitrag in der alimenta (Nr. 12/2019). Frankeich und Belgien etwa unterstützen Nutri-Score. In Deutschland testet Ernährungsministerin Julia Klöckner diesen Sommer in einer Umfrage, wie vier verschiedene Modelle, darunter Nutri-Score, bei den Konsumenten ankommen, bevor sie einen Entscheid fällt. Die Fial hätte gerne den Entscheid in Deutschland, dem wichtigsten Exportmarkt, abgewartet. Denn wenn die wichtigsten Handelspartner der Schweiz unterschiedliche Lösungen hätten, könne dies für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie zu Handelshemmnisen und Mehrkosten führen, so Furrer.
Den Nutri-Score erklären
Eine positive Bilanz zieht BLV-Sprecher Kunfermann. «Die Diskussion um eine vereinfachte Kennzeichnung zur Unterstützung der gesunden Wahl dauert schon lang. Wir wollten einen Schritt vorwärts machen, das ist uns gelungen.» Nun könnten sich Unternehmen, Konsumentenorganisationen und das BLV an die Umsetzung machen, so Kunfermann. Der Konsumentenschutz (SKS) wolle die Einführung von Nutri-Score weiter unterstützen und «kritisch begleiten», sagt Josiane Walpen, beim SKS zuständig für Ernährung. «Unsere Aufgabe wird es sein, den Konsumentinnen und Konsumenten den Nutri-Score und seine Möglichkeiten zu erklären.» Der Nutri-Score werde ja oft kritisiert, weil er kein «alleinseligmachendes» Instrument für eine gesunde Ernährung sei. Das sei er auch nicht. «Aber der Nutri-Score erlaubt es, Produkte der gleichen Kategorie relativ einfach miteinander zu vergleichen.»

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