28.09.2022
Zuckerbranche fürchtet Kürzung
Ein Entscheid sorgt in der Zuckerbranche für Kopfschütteln: Die Wirtschaftskommission des Nationalrates will den Einzelkulturbeitrag nach Produktionsweise splitten. Für konventionelle Rüben würde dies einen Rückgang von 600 Franken pro Hektare bedeuten. Bio-Bauern erhielten 100 Franken mehr als bisher.
Der Einzelkulturbeitrag soll noch unter die Marke von 2018 sinken, meint die Mehrheit der WAK-N. (Bild lid/ji)
Massiver Flächenverlust befürchtet
Der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) fürchtet bei einer Kürzung des EKB noch unter das Niveau von 2018 – damals lag er bei 1800 Franken - einen nicht absehbaren, massiven Flächenverlust und Fabrikschliessungen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) im vergangenen Jahr keine Notfallzulassung für ein systemisches Saagut-Beizmittel erteilt hat – mit aktuell noch nicht absehbaren Folgen für das kommende Anbaujahr. Der Verband fordert den Nationalrat dazu auf, den Minderheitsantrag zu unterstützen. Die Kommissionsminderheit will den aktuellen Betrag von 2100 Franken pro Hektare und Jahr beibehalten und für Bio- sowie IP-Zuckerrüben einen Zuschlag von 200 Franken einführen.SBV: «Gesamte Zuckerindustrie in Frage gestellt»
Auch der Schweizer Bauernverband (SBV) zeigt sich vom Entscheid sehr enttäuscht. «Die Zuckerrübenflächen sinken sowieso schon stark. Sprich die Direktzahlungen reichen bereits aktuell nicht, um die tiefen Produzentenpreise sowie das gestiegene Produktionsrisiko aufgrund weggefallener Pflanzenschutzmittel auszugleichen», erklärt Mediensprecherin Sandra Helfenstein. Damit werde zudem die gesamte Zuckerindustrie mit den beiden Fabriken in Frage gestellt und wenn die Verarbeitungskapazität mal weg sei, komme sie nicht wieder. «Der Mehrheitsantrag schwächt die ÖLN-Produktion ohne die IP-Suisse und die Bio-Produktion in ausreichendem Masse zu fördern», sagt Helfenstein.100 Franken «nicht matchentscheidend»
Ebenfalls gestiegen ist der Bio-Anbau von Zuckerrüben, wenn auch auf deutlich tieferem Niveau. Die Anbaufläche liegt aktuell bei rund 170 Hektaren. Bio-Rüben sollen gemäss Mehrheitsvorschlag mit einem Zuschlag von 700 Franken gefördert werden. Deren EKB läge damit um 100 Franken über dem aktuell geltenden bei 2200 Franken. Reicht das, um den anspruchsvollen Bio-Anbau zu fördern? 100 Franken mehr EKB seien nicht matchentscheidend, sagt Bio-Suisse-Mediensprecher David Herrmann. Er verweist aber auf die Kommissionsmotion «Förderung des ökologischen Anbaus von Zuckerrüben», die zusätzlich verlangt, den ökologischen Anbau von Zuckerrüben mit geeigneten Massnahmen innerhalb des Direktzahlungssystems zu fördern. Der Vorschlag des Bundesrats, auf dem Verordnungsweg die Prämie auf 2100 Franken zu halten und im Sinn der Kommissionsmotion den ökologischen Anbau mit Direktzahlungen zu fördern, scheine ein gangbarer Weg zu sein, so Herrmann. Wichtiger sei jedoch der Markt. Bio Suisse ist mit IP-Suisse daran, dass die Anteile von Label-Zuckerrüben in enger Zusammenarbeit mit der Branche und den Abnehmern deutlich erhöht werden können. «Zentral sind der Abnahmepreis, die Liefer- und Abnahmegarantien und allfällige Nachhaltigkeits-Prämien des Marktes. Und wichtig ist auch die Entwicklung der Bio-Produktionstechnik, insbesondere die Senkung des Arbeitsbedarfs», erklärt Herrmann.