Emmi, der grösste Milchverarbeiter der Schweiz, ist derzeit nicht im Vorstand der Branchenorganisation (BO) Milch vertreten. Der Grund dafür ist ein Entscheid der schriftlichen Delegiertenversammlung von Anfang Juni. Dabei wurde ein Antrag des Vorstandes abgelehnt, der eine Flexibilisierung des Verbleibens von Vorstandsmitglieder über das Pensionsalter hinaus ermöglicht hätte, falls die Vorstandsmitglieder noch für das Unternehmen tätig sind.
Davon sind die beiden Vorstandsmitglieder Markus Willimann, Leiter Industrie Schweiz bei Emmi und Vizepräsident der BO Milch, und Hanspeter Kern, Präsident bei den Schweizer Milchproduzenten, betroffen.
Bei Emmi war man damit nicht einverstanden, wie der «Schweizer Bauer» berichtete: Das Abstimmungsergebnis sei möglicherweise durch ein Missverständnis entstanden. Es gebe deshalb bei den Mitgliedern Überlegungen, einen Antrag auf eine ausserordentliche Delegiertenversammlung zu stellen.
Am Entscheid der DV wird nun aber festgehalten, wie Stefan Kohler, der Geschäftsführer der BO Milch, sagt. Dass die Delegierten gegen die Statutenänderung entschieden hätten, sei «überraschend» gewesen und hänge möglicherweise auch damit zusammen, dass man die DV kurzfristig von einer Präsenzveranstaltung auf schriftliche Durchführung umgestellt habe, ohne dazu neue Unterlagen zu verschicken. So sei manchen Delegierten vielleicht nicht bewusst gewesen, um welche Personen es gehe. Aber der Entscheid sei nun so gefallen.
Um eine ausserordentliche DV zu fordern, braucht es entweder eine geschlossene Familie - Milchproduzenten oder Verarbeiter/Händler -, mindestens ein Fünftel der Mitglieder der BO Milch oder den gesamten Vorstand.
Die Vorstandssitze von Willimann und Kern werden von stellvertretenden Vorstandsmitgliedern besetzt, ihre Nachfolger werden an der DV vom Frühling 2022 gewählt. Der Vorstand werde an seiner nächsten Sitzung entscheiden, ob Willimann und Kern als Gäste ohne Stimmrecht bis Frühling 2022 im Vorstand dabei sein dürfen, sagt Kohler.