Einen «Plan Wahlen 2.0» forderte die SVP Mitte März: eine neue Anbauschlacht für Schweizer Lebensmittel. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz sinke seit Jahren, aufgrund einer «ideologisch verblendeten links-grünen Politik». Aktuell gelte es Weizen zu pflanzen statt Blümchen zu zählen. Es überrascht nicht, dass die SVP den Ukraine-Krieg zum Anlass nimmt, um die eigene politische Agenda voranzutreiben und ungeliebte Ökologisierungsschritte in der Landwirtschaft zurückzudrängen.
Die SVP setzt falsche Prioritäten, ihre Forderungen sind gleich aus mehreren Gründen bizarr und fehl am Platz. Erstens wurde mit dem Plan Wahlen der Selbstversorgungsgrad während der Kriegszeit lediglich von 52 auf 59 Prozent erhöht. Von einer Autarkie, wie sie angestrebt wurde, war man jederzeit weit entfernt. Zweitens beinhaltete der Plan Wahlen auch eine deutliche Verlagerung des Anbaus von Futtergetreide hin zu Brotgetreide. Davon will die SVP nichts wissen. Drittens führt gerade die aktuelle Situation vor Augen, dass eine landwirtschaftliche Mehrproduktion eine Abhängigkeit noch verschärfen würde, die heute schon besteht: Diejenige von Dünger oder Futtermitteln. Und schliesslich mutet es merkwürdig an, wenn das Angebot erhöht werden soll - und gleichzeitig in der Schweiz jährlich Hunderttausende von Tonnen Lebensmittel einfach weggeworfen werden.
Roland Wyss-Aerni, Chefredaktor