Die harte Arbeit auf der Alp Moiry erledigen Saisonarbeiter. (Anne Golaz)
Für die Walliserinnen und Walliser ist «ihr» Raclette ein kulinarisches Nationalheiligtum. Der früheste Beleg aus dem Wallis für die Praxis, Käse am offenen Feuer zu schmelzen, stammt aus dem Jahr 1574. Ab den 1960er-Jahren begannen Firmen wie Emmi und Cremo Raclettekäse in industriellem Stil aus pasteurisierter Milch Raclette herzustellen, viele kleine Alpbetriebe gaben die Käseproduktion auf, jahrhundertealtes Know-how drohte verloren zu gehen. In den späten 1990er-Jahren setzte jedoch im Wallis die Rückbesinnung auf die traditionelle Racletteproduktion ein. Seit 2007 ist der Raclette du Valais mit dem AOP-Label geschützt. Seither wird der AOP-Käse nur noch aus Rohmilch im traditionellen Chupferchessi produziert.
Auf wenigen Texttafeln erklärt die neue Sonderausstellung «Raclette. L'excellent fromage de montagne» kurz und knapp die Geschichte, die Produktion und den Geschmack und Genuss von Walliser Raclette und dessen langen Weg zur ursprungsgeschützten Spezialität. Ein historisches Werbeplakat zeigt den Raclettekonsum als Plausch in geselliger Runde vor herrlicher Bergkulissen. Im Kontrast dazu stehen die fünf grossformatigen Bilder der Fotografin Anne Golaz. Sie hat fünf Saison-Arbeiter aus Frankreich und Rumänien zwei Jahre lang beim Käsen auf der Alp Moiry begleitet - eine anstrengende Arbeit, für die sich kaum noch einheimische Fachkräfte finden lassen.
Die Ausstellung kommt relativ nüchtern daher. Das einzige spielerische Element ist ein interaktives Kinderbuch, das Kindern einen Zugang zum Leben auf der Alp eröffnet. Die Ausstellung wurde vom Musée de Bagnes konzipiert und vom Alpinen Museum für den Ausstellungsraum Biwak in Bern adaptiert. Das Museumsbistrot serviert ein Degustationsplättli mit drei Sorten Raclettekäse. Die Schau läuft noch bis am 13. November.