Bäuerliche Verbände fordern höhere Produzentenpreise für Milch und Getreide. Insgesamt sei die Landwirtschaft mit Mehrkosten von rund 900 Millionen Franken konfrontiert, hiess es in einer
gemeinsamen Mitteilung von Schweizer Bauernverband, Schweizer Milchproduzenten und Getreideproduzentenverband. Nicht zuletzt durch den Ukrainekrieg seien die Produktionskosten stark angestiegen.
Die Verbände fordern, dass der Preis für 100 Kilogramm Brotgetreide um 8 Franken steigt und der Milchpreis um fünf Rappen pro Kilogramm. Anlass für die Forderungen sind weitere Preisverhandlungen in den Branchen, am 24. August bei der Milch und am 13. September beim Getreide.
Die Verarbeiter sehen das kritisch. In der Milchbranche weist man darauf hin, dass an der letzten Vorstandssitzung der Branchenorganisation Milch vom März der aktuelle Richtpreis bis Ende Jahr fixiert worden sei. Jacques Gygax, Direktor des Käserverbandes Fromarte, sagt gegenüber foodaktuell: «Der Entscheid in der BO Milch war ein Kompromiss, der bis Ende Jahr gilt. Wenn die Produzenten diesen aufkündigen, ist das ein Vertrauensbruch.» Für die gewerblichen Käsereien sei eine weitere Preiserhöhung schlicht nicht möglich, da gehe es teilweise an die Existenz. «Die Margenverbesserung wird auf Stufe Käserei von den Kostenerhöhungen und Produktionseinschränkungen vernichtet.»
Gygax betont auch, dass die Käseexporte rückläufig seien. «In Deutschland sind die Konsumenten sehr preissensibel geworden, die Käseverkäufe gehen teilweise um bis zu 20 Prozent zurück - und die letzte Preiserhöhung kommt ja erst!», sagt Gygax. Tatsächlich wirkt sich die im März beschlossene Richtpreiserhöhung bei den meisten Sorten erst im September auf die Verkaufspreise beim Käse aus. Dazu komme noch das ungünstige Währungsverhältnis mit dem Euro unter Parität zum Franken, sagt Gygax.
Auch Hochdorf bremst: «Eine weitere Erhöhung des Milchpreises – entgegen der Vereinbarung mit der Branchenorganisation Milch vom März 2022 – sehen wir kritisch» Eine kurzfristige Preiserhöhung würde die schon stark durch gestiegene Rohstoff- und Energiepreise geforderte Industrie weiter belasten, sagt Hochdorf-Sprecherin Marlène Betschart. Ausserdem seien internationale Preisindizes schon länger rückläufig.
Die Müller sehen eine Erhöhung der Getreidepreise ebenfalls kritisch. «Ebenso wie die Getreideproduzenten hatten auch die Müller unter der schlechten Ernte 2021 zu kämpfen, auch sie leiden momentan unter höheren Faktorkosten und blicken in eine ungewisse Zukunft», sagte Lorenz Hirt, Geschäftsführer des Dachverbandes Schweizerischer Müller. Man sei weiterhin interessiert an einer guten Partnerschaft mit den Produzenten und könne ihre Berechnungen nachvollziehen. Aber die Mitglieder des DSM stünden unter dem Druck der Abnehmer, die eine Preiserhöhung über die im März beschlossene hinaus nicht akzeptiert hätten. «In unserer Einschätzung hätte eine Zunahme der praktisch zollfreien Importe von Teiglinge gedroht», sagt Hirt. Ob diese Einschätzung noch zutreffe, werde man am 13. September diskutieren.
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foodaktuell-Heft vom 17. August.