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Gleicher Ertrag mit weniger Stickstoff ist möglich

Die Absenkpfade Pflanzenschutzmittel und Nährstoffverluste sind eine Herausforderung für die Getreidebranche. Smartes Düngen und Sortenmixe könnten Teil der Lösung sein, hiess es an der Qualitätstagung von Swiss Granum. Ein Thema war auch die Weizenqualität 2022.

Sie präsentierten die Ergebnisse der Labor- und Backversuche: Sébastien Knecht von Richemont und Stéphanie Bräunlich von Agroscope. (mos)

Eine Halbierung der Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) bis 2027 und mindestens 20 Prozent weniger Nährstoffverluste bis 2030: Mit diesen zwei Absenkpfaden will der Bundesrat die Landwirtschaft nachhaltiger machen. Betroffen und gefordert ist auch die ganze Getreide-, Ölsaaten und Futtermittelbranche. «Wir sind auf eine praxistaugliche Umsetzung angewiesen», betonte Lorenz Hirt, Präsident der Branchenorganisation Swiss Granum, in seiner Begrüssung an der Qualitätstagung von Swiss Granum, die am Dienstag im Berner Wankdorf stattfand. Neben der Erntequalität 2022 standen an der Tagung die beiden Absenkpfade und ihre Herausforderungen im Mittelpunkt.
Freiwillige Zielvereinbarungen «als riesige Chance»
Um die Ziele der beiden Absenkpfade zu erreichen, müssten die Branchen selber Verantwortung übernehmen, sagte Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, in seinem Referat. Der BLW-Chef warb für das Instrument der freiwilligen Zielvereinbarungen, die Branchen mit dem Bund abschliessen können. Drei solcher Zielvereinbarungen - mit dem Obstverband, Suisseporcs und der Zuckerrübenbranche - stünden kurz vor dem Abschluss. «Das ist eine riesige Chance für die Branchen, selbstverantwortlich zu handeln und nicht zu warten, bis der Bundesrat das nächste Massnahmenpaket verabschiedet, über das sich die Branche dann wieder ärgert.»
Aus dem Publikum erntete Hofer Kritik. Ein Getreidezüchter monierte, es fehlten noch immer die Referenzwerte für die Absenkpfade. Bis Ende Jahr werde man diese für den Absenkpfad PSM haben, versprach Hofer. Fritz Glauser, Präsident des Getreideproduzentenverbands, betonte, gerade die Getreideproduzenten hätten via Labelprogramme wie IP-Suisse schon viele Zielvereinbarungen abgeschlossen und erfüllt und so den PSM-Einsatz in den letzten Jahren deutlich reduziert. Das müsse gewürdigt werden.
Nährstoffverluste: «Ziel zu hoch angesetzt»
Kontra gab auch Michel Darbellay, Leiter des Departements Produktion, Märkte und Ökologie beim Schweizerischen Bauernverband (SBV) in seinem Referat. Der Bund dürfe sich nicht aus der Verantwortung stehlen; wenn der Bund Zielvereinbarungen wolle, müsse er die Branchen dafür auch finanziell entschädigen, denn die Umsetzung koste. Heute zahlt der Bund kein Geld für die freiwilligen Zielvereinbarungen.
Darbellay zeigte sich optimistisch, dass die Landwirtschaft die Ziele beim PSM-Absenkpfad erreicht - «da haben wir in den letzten Jahren schon viel gemacht». Beim Absenkpfad Nährstoffe sei das Ziel mit 20 Prozent aber «viel zu hoch angesetzt». Das gelte es politisch zu korrigieren. «Wir brauchen Ziele, die wir auch erreichen können.» Eine Umsetzung der Absenkpfade werde auch deutliche Einbussen bei Quantität und Qualität zur Folge haben, betonte Darbellay. Laut Modellrechnungen von Agroscope könnte die Produktionsmenge von Ölsaaten und Futtergetreide um 17 Prozent zurückgehen, beim Brotgetreide um 11 Prozent. Sensible Kulturen wie etwa Raps würden zudem an Attraktivität verlieren, die Produzenten könnten auf weniger PSM-intensive Kulturen umsteigen.
Düngen je nach Standort und Sorte
Konkrete Lösungen für einen effizienteren Stickstoffeinsatz in der Getreideproduktion zeigte Lilia Levy in ihrem spannenden Referat auf. Sie forscht am Forschungszentrum Agroscope daran, wie sich eine angepasste Stickstoffdüngung auf den Ertrag und die Qualität von Weizen auswirkt. Laut ihr sind eine gleichbleibende Quantität und Qualität bei niedrigerem Stickstoffinput möglich. So können Mischungen aus verschiedenen Weizensorten (die unterschiedliche Bedürfnisse und Eigenschaften haben) die Ressourcen komplementär und damit effizienter erschliessen, was zu stabileren Leistungen führt (Forschungsprojekt Mix-it!).
Eine weitere Möglichkeit zur Stickstoffreduktion: Die passende Sorte am geeigneten Ort mit der optimalen Düngung. Das ist das Credo des Forschungsprojekts Wheat Advisor von Agroscope. Dabei werden mittels Drohnen oder Satellitenbildern Vegetationsindizes erstellt, um die Stickstoffdüngung für jeden Acker oder Teile davon spezifisch anzupassen. Eine Rolle spielt nicht nur die Menge, sondern auch die Anzahl und die Dosierung der einzelnen Düngergaben. Zum Nulltarif sei das aber nicht zu haben: «Es braucht Zeit und Technologie.»
Eine gute Erntequalität
Nach dem miserablen Getreidejahr 2021 sah es heuer bei Ertrag und Qualität deutlich besser aus. Trotz eines trockenen Sommer fiel die diesjährige Ernte an Getreide und Ölsaaten «erfreulich» aus, wie Thomas Weisflog, stellvertretender Direktor von Swiss Granum, an der Qualitätstagung ausführte. Mit 415'250 Tonnen ist die gesamte backfähige Brotgetreidemenge ähnlich gross wie 2020. Zusammen mit den vorgesehenen Kontingentsimporten reicht die Menge, um den inländischen Bedarf von rund 480'000 t zu sichern. Es resultiert sogar ein Überschuss von 29'250 t. Beim Weizen erreichen fast 55 Prozent die oberste Qualitätsklasse «Top», auf die Klassen I und II entfallen rund 30 und 15 Prozent. Die Rapsernte 2022 liegt bei 92'059 t, davon 30'839 t HOLL-Raps. Die Ernte ist somit leicht höher als 2020 (88'083 t).
Höheres Hektolitergewicht, praktisch gleich hoher Proteingehalt
Auch die Qualität des Weizens ist dieses Jahr insgesamt gut, wie Stephanie Bräunlich, Verantwortliche für das Qualitätslabor bei Agroscope, ausführte. Das durchschnittliche Hektolitergewicht war mit 82,5 kg/hl höher als im Fünfjahresdurchschnitt. Der Proteingehalt ist im Schnitt mit 13,6 Prozent fast gleich hoch wie im Durchschnitt der Jahre 2016-2020. Die anderen Qualitätsparameter sind im Ganzen leicht tiefer. Auswuchs war dieses Jahr kein Thema, entsprechend musste auch praktisch kein Weizen zu Futtergetreide deklassiert werden.
Die Schweizer Weizenernte 2022 bietet auch eine gute Backqualität. Sébastien Knecht vom Bäckerei-Kompetenzzentrum Richemont präsentierte die entsprechenden Backversuche. Der Teig sei tendenziell etwas elastischer als gewöhnlich und müsse - wie bereits letztes Jahr - länger geknetet werden als gewöhnlich. Er empfahl den Bäckerinnen und Bäckern, in den nächsten Monaten den Empfehlungen der Mühlenbetriebe zu folgen, um gute Resultate zu erzielen.
Die Präsentationen und Handouts der Tagung finden Sie auf: www.swissgranum.ch/qualitaetstagung

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